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Das Kind der Priesterin

Das Kind der Priesterin

Titel: Das Kind der Priesterin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joan D. Vinge
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Ich wedelte mit meiner Hand vor ihnen herum. „Es spielt keine Rolle, ob man Keulen oder Elektroden benutzt; eins ist Schmerz immer, nämlich real. Wenn ihr Kasper euch also das nächste Mal einen Spaß damit erlaubt, dann versucht euch mal vorzustellen, wie es wäre, wenn man sich den Spaß mit euch machen würde.“ Ich trat vor und nahm Kraus ETHANAC aus der Hand, und keiner versuchte, mich daran zu hindern.
    Ich schob mir die Schnur unters Hemd und suchte die Steckdose in meinem Rückgrat. Hana sagte: „Yarrow, warten Sie.“ Ich wartete und sah sie an. „Warum haben Sie dies alles nicht vorher gesagt? Warum die verworrenen Spinnweben und Taschenspielertricks?“
    Ich grinste schwach. „Ich wollte es Ihnen sagen, Lady Luck, wirklich. Leider wurde ich überstimmt. Ring ist irgendwie paranoid – Sie dürfen seine Herkunft nicht vergessen. Manchmal weiß er nicht, wem er trauen soll. Und ETHANAC … na ja, er liebt es, den schwierigen Weg zu gehen. Es tut mir wirklich leid …“
    „Ihnen tut es leid …?“ erkundigte sich Kraus.
    Hanas Gesichtsausdruck war schwer zu entziffern. „Sie sind tatsächlich ein anderer, stimmt’s? Sie sind nicht Ethan Ring.“
    Ich nickte. „Das hat er Ihnen ja die ganze Zeit zu erklären versucht.“
    „Sind Sie wirklich glücklich damit? Verloren, ausgepreßt, übernommen … Macht es Ihnen tatsächlich Spaß, dieses … Ding wie eine Hundeleine an sich gekettet zu haben?“
    Ich grinste. „Wenn ich Ihnen erzählen würde, wie wohl ich mich damit fühle, würden Sie mich wahrscheinlich ohrfeigen. Außerdem ist eine Menge von Ring in mir. Ebenso wie von ETHANAC. Das Beste von uns beiden. Ohne uns wäre er nirgends …“ Ich steckte den Stecker rein und winkte zum Abschied.
    Und winkte bei der Ankunft. Das Vergnügen der Rückkehr machte es mir schwer, ärgerlich zu bleiben … „Hi, Freunde. Tut mir leid, daß wir so rüde unterbrochen wurden.“ Ich warf einen Blick auf Kraus.
    „Ich bitte um Verzeihung“, sagte er und brachte es fertig, so auszusehen, als würde er es beinahe ernst meinen.
    „Wir bitten alle um Verzeihung“, fügte Hana hinzu, als würde sie es wirklich meinen. „Und wir danken Ihnen auch. Ihnen … dreien.“
    „Angenommen.“ Ich nickte.
    „Ich möchte Ihnen versichern, daß die ganze Sache auch für uns kein Witz war oder ist, Yar-Ring.“ Ntebe beugte sich vor und vergrub den Kopf in den Händen. „Es stimmt, wir hatten nicht das Recht, Sie da hineinzuziehen. Aber unsere Absicht, an den Schlüssel zu dem Computersystem heranzukommen, kann man auch nicht als lustigen Streich abtun. Er hätte für ein unterdrücktes Volk der Schlüssel zur Freiheit sein können. Das sollten besonders Sie verstehen.“ Er streckte sich auf dem Bett aus und legte einen Arm über die Augen. „Aber da wir uns in bezug auf den Standort des Anschlusses geirrt haben, ist sowieso alles akademisch …“
    Der Ausdruck, der sich auf Hanas Gesicht niederließ, und dann auf dem von Kraus, paßte zu seinem Ton. Kraus setzte sich auf das andere Bett und legte sich dann seufzend hin. Hana schüttelte den Kopf und lehnte sich entmutigt an die Wand. „Ich glaube, mit dem Elfenbeinturm hatten Sie recht …“
    „Als ich Ihnen erzählte, daß ich weiß, wo der richtige Anschluß sich befindet, hatte ich auch recht.“
    „Bitte?“ Sie blickte zu mir auf, als hätte ich gerade eingestanden, Transvestit zu sein. „Wovon reden Sie?“
    „Als ich in die Geheimnisse dieses Computers eingedrungen bin, habe ich herausgekriegt, wohin man Khorram Kabir die Post schickt. Und das ist …“
    Ein elektronischer Summton ertönte, und die Tür glitt auf. Dahinter stand Birnbaum, der Friedensstifter mit dem leeren Gesicht, der uns hier eingesperrt hatte. „In Ordnung, Lady. Sie und Ihr Mann sind frei und können gehen. Bitte entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten.“
    „Mann?“ wandte ich mich mit unterdrückter Stimme an Hana. Hatte sie zu mir gehalten? Hatte einer von denen …
    „Gehen wir, mein Lieber.“ Sie nahm mit fester Hand meinen Arm und zog mich zur Tür. „Er ist immer noch nicht ganz bei sich …“ Sie lächelte süß. „Wenn er es überhaupt je war.“
    Kraus und Ntebe erhoben sich von den Betten, aber Birnbaum winkte sie zurück. „Sie bleiben hier. Man hat noch nicht entschieden, ob Sie die Opfer oder der Anlaß des Kampfes sind.“
    Hana blieb neben ihm stehen. „Aha, wie lange wird das noch dauern? Wir möchten unsere Freunde nicht gern zurücklassen

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