Das Kind der Rache
erstaunt, dort außer dem
Leiter des Instituts einen wohlbekannten Mitarbeiter, nämlich
Dr. Mallory, anzutreffen.
»Dr. Mallory, was machen Sie denn hier?«
»Ich habe Dr. Mallory herkommen lassen«, beantwortete Dr.
Torres die Frage. »Es gibt einige Dinge, die ich mit ihm
besprechen möchte.«
»Und was ist mit Alex?«
»Sein Zustand hat sich stabilisiert«, sagte Dr. Mallory.
»Benny hat Dienst, außerdem wird der Junge ununterbrochen
von einer Krankenschwester beobachtet.«
»Wenn wir uns jetzt die Aufnahmen ansehen könnten«, sagte
Dr. Torres ungeduldig. Er deutete auf einen elektronischen
Sichtschirm, der den Schnitt durch ein menschliches Gehirn
zeigte.
»Sie halten das sicher für eine Fotografie, aber Sie täuschen
sich«, bemerkte er. Dr. Lonsdale und Dr. Mallory sahen ihn
erstaunt an.
»Es ist keine Fotografie«, fuhr der Wissenschaftler fort. »Es
handelt sich um das computerisierte Spektrum des Gehirns von
Alexander Lonsdale.« Kleine Pause. »Und zwar vor dem
Unfall.« Und jetzt werde ich eine Rekonstruktion der
Veränderungen in den Computer eintippen, die sich durch den
Unfall ergeben haben.«
Das Bild bewegte sich, das dargestellte Gehirn vollzog eine
halbe Drehung um die eigene Achse. Plötzlich erschien ein
Fremdkörper am Rande der Windungen.
In Zeitlupe war zu sehen, wie die Hirnschale zerbrach und
Splitter in die Hirnmasse eindrangen. Und dann tippte Dr.
Torres weitere Instruktionen in den Computer ein. Wieder
verwandelte sich das Bild.
»Das ist einfach unglaublich«, flüsterte Dr. Mallory.
Dr. Torres wandte sich zu ihm. »Sagen Sie mir bitte, was Sie
auf dem Schirm erkennen.«
»Alex' Kopf«, sagte Dr. Mallory. »Der Zustand, wie Alex in
die Klinik eingeliefert wurde. Was ich nicht verstehe: Wie
können Sie so etwas elektronisch rekonstruieren?«
»Das werde ich Ihnen später erklären«, sagte Dr. Torres.
»Ich möchte jetzt, daß Sie sich ganz auf dieses Bild
konzentrieren, Dr. Mallory. Gibt es vielleicht irgendwelche
Unterschiede, wenn Sie den gezeigten Zustand mit dem Befund
vergleichen, den Sie bei der Einlieferung des Jungen
vorgefunden haben?«
Ein paar Minuten lang prüfte Dr. Mallory das Bild auf der
Mattscheibe. Dann sagte er: »Soweit ich es beurteilen kann,
haben wir vollkommene Übereinstimmung.«
»Gut«, sagte Dr. Torres. »Was jetzt kommt, ist leichter.« Die
Konturen einer Zange, die sich ins Gehirn schob, erschienen im
Bild. Man konnte sehen, wie eine Reihe von Splittern aus der
weichen Masse herausgezogen wurden. Eine Sonde kam ins
Bild. Es war zu erkennen, wie Teile der Gehirnmasse aus den
Windungen herausgelöst wurden.
Schließlich war der Zustand erreicht, wie er nach der
Operation, die Dr. Mallory und Dr. Cohen durchgeführt hatten,
bestanden hatte.
»Nun?« fragte Dr. Torres.
Dr. Mallorys Stimme zitterte vor Wut. »Warum zeigen Sie
mir das alles? Um mir zu beweisen, wie wenig ich von
Gehirnchirurgie verstehe?«
»Sie dürfen davon ausgehen, lieber Kollege, daß ich
Wichtigeres zu tun habe, als Sie mit meinem Fachwissen zu
beeindrucken. Was die Frage nach Ihrer Kompetenz angeht, so
würde ich sagen, daß Sie gute Arbeit geleistet haben. So gut,
wie es unter den gegebenen Umständen überhaupt möglich
war. Ich möchte jetzt nur eines von Ihnen wissen: Entspricht
die computerisierte Rekonstruktion der Röntgenaufnahme, die
Sie nach der Operation angefertigt haben?«
»Ich glaube schon.«
»Versuchen Sie, sich zu erinnern.«
»Die Bilder stimmen überein«, ließ sich Dr. Mallory vernehmen. »Und nun erklären Sie mir bitte, wie konnten Sie
diese Bilder produzieren?«
»Nicht ich habe die Bilder produziert, sondern der
Computer«, erwiderte Dr. Torres. Er warf einen Blick auf seine
Uhr. »Wir haben die vergangenen sechs Stunden damit
verbracht, den Computer mit den Informationen zu füttern, die
in Ihrem Computer in La Paloma gespeichert waren. Statt uns
in Vermutungen zu ergehen, haben wir unseren Computer
durchrechnen lassen, wie das Gehirn Ihres Patienten jetzt
aussieht. Die Zuverlässigkeit bei diesen Berechnungen beträgt
99,624 Prozent.«
»Ich verstehe«, sagte Marsh. »Ich finde nur, es wäre viel
wichtiger, auch die zukünftigen Behandlungsmöglichkeiten in
Ihren Computer einzuspeichern.«
»Sie haben völlig recht«, stimmte ihm Dr. Torres zu. »Ich
zeige Ihnen jetzt im Zeitraffer, was wir operativ für Alexander
tun könnten.«
»Der Rufnahme ist Alex«, warf Marsh ein.
Dr. Torres runzelte die Brauen.
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