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Das Kind der Rache

Das Kind der Rache

Titel: Das Kind der Rache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Saul
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Alex? Lisa ist noch nicht fertig. Sie steht vor dem
Spiegel und versucht, sich in einen zivilisierten Menschen zu
verwandeln.« Er sprach lauter, damit seine Tochter im ersten
Stock ihn hören konnte. »Um die Wahrheit zu sagen, sie ist seit
einer Stunde fertig, aber sie hat mich gebeten, dir das unter
keinen Umständen zu sagen. Es soll nicht so aussehen, als ob
sie ihre Unschuld zu Markte trägt.«
»Eine faustdicke Lüge«, sagte Lisa. Sie erschien auf dem
Treppenabsatz. »Glaub ihm kein Wort, Alex.«
Alex umfing sie mit seinen Blicken, während sie die Stufen
herunterkam. Lisa hatte die Schönheit ihrer Mutter geerbt.
Kurzgeschnittenes blondes Haar, grüne Augen. Sie trug ein
auffälliges grünes Kleid. »Du siehst zauberhaft aus«, flüsterte
er, als sie vor ihm angekommen war.
»Ich kann das Kompliment nur zurückgeben«, sagte Lisa mit
einem verführerischen Lächeln. »Würdest du mir jetzt bitte das
Bukett anstecken.«
Flammende Röte überzog sein Gesicht. Seine Augen irrten
zur Mutter des Mädchens, die gerade aus der Küche gekommen
war. »Es ist vielleicht besser, Mrs. Cochran, wenn Sie Lisa das
Bukett anstecken. Ich habe in solchen Dingen keine
Erfahrung.«
»Nur Mut«, sagte Carol. »Wenn du's nicht probierst, lernst
du's nie.« Sie schmunzelte. »Die Sache ist nicht so
lebensgefährlich.«
Es gelang ihm, Lisa das Bukett an den Ausschnitt des Kleids
zu heften.
»Sehr schön«, lobte ihn Lisas Mutter. »Und jetzt wird
fotografiert.« Sie hielt eine Kamera in der Hand und bugsierte
die beiden jungen Leute ins Wohnzimmer.
»Dafür ist jetzt keine Zeit«, protestierte Lisa.
Carol ließ sich nicht erweichen. »Der erste Ball, mein Kind.
Das ist eine Sache, die man im Bild festhalten muß. Überhaupt
seid ihr beide ein ausgesprochen hübsches. ..«
»Halt dir die Ohren zu, Alex«, sagte Lisa. »Was jetzt kommt,
ist nicht auszuhalten.« Sie hielt sich die Ohren zu und lachte,
als der junge Mann ihrem Beispiel folgte.
»Ihr könnt machen, was ihr wollt«, sagte Carol. »Ihr werdet
fotografiert.«
Vierundzwanzig Bilder später verließen Alex und Lisa das
Haus, um zu der ersten Tanzveranstaltung ihres Lebens zu
fahren.
    »Ich finde das alles furchtbar förmlich«, sagte Alex, während
er den Wagen in die Parklücke vor der Schule lenkte. »Warum
müssen wir uns zu Beginn des Tanzes in einer Reihe aufstellen
wie die Soldaten? Verstehst du das?« Bevor Lisa ihm
antworten konnte, war er ausgestiegen. Raschen Schrittes
umrundete er das chromblitzende Auto und öffnete seiner
Begleiterin die Tür.
    »Paß auf, daß du keinen Kratzer an meinen Wagen machst,
sonst geht's dir an den Kragen!« Es war Bobs Stimme. Alex
entdeckte ihn in der Düsternis des Parkplatzes in seinem
Porsche. Kate Lewis, seine Freundin, saß neben ihm.
    »Der Kratzer«, sagte Alex, »dürfte kaum auffallen, nachdem
du deinen Wagen letzten Monat beinahe zu Schrott gefahren
hast.«
    »Dafür hat mir mein alter Herr bereits zigmal den Kopf
gewaschen«, sagte Bob Carey. »Weitere Kritik verbitte ich
mir.« Er grinste. »Das Problem ist, daß ich von jetzt an alle
Reparaturen aus der eigenen Tasche bezahlen muß.« Er half
Kate auszusteigen und begrüßte Lisa, die sich vorgebeugt hatte.
»Wir sehen euch nachher im Saal.« Er nickte den beiden zu,
dann ging er zu Kate, um sie ins Schulgebäude zu begleiten,
wo der Ball, das große Ereignis für die Schüler von La Paloma,
stattfinden würde.
Erst jetzt gab Lisa ihrem Freund die Antwort auf die Frage,
die er ihr im Wagen gestellt hatte. »Ihr Jungen stellt euch in
    Reih und Glied auf, weil ihr begutachtet werdet.«
»Wir werden begutachtet?«
»Der Schülervertreter fürs nächste Schuljahr wird gewählt«,
    erklärte sie. »So ist das nun mal.«
»Das hat mir niemand gesagt. Ich dachte, sie machen von
uns ein Gruppenfoto, und damit ist es ausgestanden.«
»Stell dich nicht so an. Es kann dir doch nur recht sein, wenn
du zum Schülervertreter gewählt wirst.«
Er schüttelte den Kopf. »Wenn ich richtig informiert bin,
muß jeder Junge seine Tanzpartnerin den anderen Jungen und
Mädchen vorstellen.« Er kniff die Augen zusammen. »Mit
Namen und Vornamen. Als ob wir uns nicht alle kennen.«
»So was hebt dein Image. Hast du was dagegen, daß dein
Image gehoben wird?«
»Es ist ja nicht nur, daß ich dich den Klassenkameraden
vorstellen muß«, sagte Alex. »Ich muß dir jeden Jungen und
jedes Mädchen vorstellen, die in diesem verdammten Saal
angetreten

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