Das Kind der Stürme
Landsitz besitzt. Und er ist ein Brite. Ein Feind. Es sollte einfach sein. Warum so lange warten?«
»Glaubst du etwa, dass ich es nicht versucht habe?«, fragte Eamonn barsch, und er stand auf und begann, im Zimmer hin und her zu gehen, immer wieder hin und her. »Dieser Kerl ist so schlüpfrig wie ein Aal, und man kann ihn einfach nicht in die Enge treiben; er ist tückisch und vollkommen skrupellos. Mit seiner Ehe hat er sich ein dünnes Hemdchen von Ehrenhaftigkeit umgehängt. Danach hat er sich Harrowfield verschafft und diese bizarre Einrichtung im Norden gegründet. Daher hat er nun mächtige Verbündete und nicht nur Feinde. Du sagst, ich hätte Mittel. Sie sind nichts verglichen mit seinen. Er ist erfindungsreich und kann alles und jeden zu seinem Vorteil verwenden. Er weiß, wie man durch das feinste Netz schlüpft, wie man auch dem schnellsten Jagdhund entgeht. Ich habe ihn im Lauf der Jahre gnadenlos verfolgt, Fainne. Aber ich bin ihm nie auch nur nahe gekommen. Ein solcher Mann ist er.«
»Er ist also schlau.«
»Schlau? Tückisch wie eine Ratte, das ist alles. Abschaum aus der Gosse.«
»Dieser Mann ist Onkel Seans Verbündeter und der Vater seines Erben. Das muss ein wenig schwierig für Euch sein. Würde es den Feldzug meines Onkels gegen die Briten nicht gefährden, wenn der Bemalte Mann getötet würde? Muirrin hat mir gesagt, dass jeder einzelne Verbündete eine wichtige Rolle spielt, wenn Seans Unternehmen erfolgreich sein soll.«
»Das mag sein«, sagte er und verzog das Gesicht. »Aber mein Wunsch, den Mann zu vernichten, geht Sean nichts an.«
»Dennoch, die Krieger von Inis Eala werden im Kampf um die Inseln neben Euren eigenen Männern kämpfen. Wird dann der Bemalte Mann nicht Euer Verbündeter sein?«
»Dieser Mann ist böse«, erklärte er kühl. »Man kann ihn nicht als Verbündeten betrachten, unter keinen Umständen. Es ist seit langer Zeit klar, dass er von meinen Händen sterben wird.«
»Was wollt Ihr damit sagen?«, fragte ich ihn. »Ist Euer Rachedurst stärker als Euer Bedürfnis, die Inseln für Ulster zurückzugewinnen? Wie kann das sein?«
Eamonn murmelte etwas vor sich hin. Er ging immer noch auf und ab.
»Wie bitte?«
»Ich kann nicht weiter darüber sprechen. Ich habe dir schon gesagt, mich bindet ein Versprechen.«
»Ein Versprechen an wen?«
»Ein Versprechen, das ich ihr gegeben habe. Frag mich nicht, Fainne. Es geht um etwas, worüber ich nicht sprechen kann.«
»Also gut. Ich verstehe, was zu tun ist. Es kommt mir so vor, als brauchtet Ihr Informationen von innen. Ihr braucht einen Spion.«
»Niemand spioniert in Harrowfield. Niemand kommt hinein oder geht hinaus, ohne dass dieser Mann zustimmt. Und er findet es jedes Mal heraus. Ich habe es versucht. Und was Inis Eala angeht – das ist noch viel schwieriger. Nicht ein einziger meiner Männer konnte auch nur in das Dorf auf dem Festland eindringen, von einer Überfahrt zur Insel ganz zu schweigen. Der Bemalte Mann hat ein Netz von Spionen, das dem von Northwoods selbst gleicht. Er reist häufig zwischen Ulster und Britannien hin und her und weit darüber hinaus, aber er tut es im Geheimen. Niemand kann ihm folgen. Die Leute dachten einmal, er und seine Männer wären Geschöpfe der Anderwelt und nicht den gleichen Gesetzen unterworfen wie gewöhnliche Menschen. Manchmal glaube ich es beinahe selbst, dumm wie ich bin.«
»Also gut«, sagte ich. »Keine Spione. Zumindest keine menschlichen.«
»Was kann es sonst noch für welche geben?«
»Ach, darüber sprechen wir später. Aber ich glaube, dass ich Euch helfen kann. Mehr Wein?«
Ich füllte seinen Kelch nach und goss auch ein oder zwei Tropfen in meinen eigenen. Eamonn starrte mich ungläubig an.
»Du willst mir helfen? Verzeih, Fainne, aber ich kann mir nicht vorstellen, wie.«
»Sicher könnt Ihr das nicht. Ich werde das später erklären. Zunächst habe ich eine andere Frage.«
»Ich hoffe, sie ist nicht so schwierig wie die Letzte. Es kommt mir so vor, als sei das hier ein wenig anstrengender als Brandubh.«
»Ich möchte, dass Ihr mir ehrlich sagt, ob Ihr mich als Ehefrau wirklich für so unpassend haltet. So schlicht und einfach wie möglich.«
Er öffnete den Mund und klappte ihn wieder zu.
»Ihr haltet diese Frage für unangemessen«, sagte ich kühl. »So viel ist klar.«
»Bei deiner Erziehung wurden zweifellos einige Fehler gemacht«, erklärte er mit verkniffener Miene. »Eine solche Frage sollte eine junge Frau einem Mann nicht
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