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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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stellen.«
    »Aber ich habe sie gestellt, und ich will Eure ehrliche Antwort. Und wenn wir schon von Angemessenheit sprechen, dann ist es vielleicht auch nicht angemessen für einen Mann in Eurer Stellung, die Nichte eines Verwandten auf einen einsamen Ritt mitzunehmen, ihr die Zunge in den Mund zu stecken und seine Finger –«
    »Hör auf, Fainne! Du klingst beinahe – vulgär.«
    »Ich wusste nichts von solchen Dingen, bevor Ihr es mir beigebracht habt«, erklärte ich bescheiden, und ich hasste es, wie angewidert er mich ansah.
    »Ich habe einen Fehler gemacht. Ich habe bereits gesagt, dass es mir Leid tut. Du bist eine reizende junge Frau, und du hast eine Art an dir, die verlockend sein kann, die die Fantasie beflügelt und einen Mann dazu treibt, dich in die Arme nehmen zu wollen und diese Dinge zu tun, an die du mich gerade so brutal erinnert hast. Für einen Mann ist es ganz natürlich, so zu empfinden, Fainne. Selbst ein unschuldiges Mädchen, das im Kloster erzogen wurde, muss so etwas verstehen.«
    Ich nickte, den Blick niedergeschlagen. »Und es ist ebenso natürlich für eine Frau, das Gleiche zu empfinden. Das ist es, was zwei Menschen zusammenbringt, wenn das Blut sich rührt und man sich danach sehnt, dem anderen nahe zu sein.«
    »Ich verstehe. Aber wie ich bereits gesagt habe, werde ich mich keinem Mann hingeben, mit dem ich nicht verheiratet bin. Und Ihr habt klar genug gemacht, dass Ihr nicht die Absicht habt zu heiraten. Dennoch habt Ihr mich hergebracht; und nun seid Ihr offenbar auch nicht allzu versessen darauf, mich wieder gehen zu lassen.«
    Jetzt war er es, der ins Feuer schaute und mir nicht in die Augen sehen wollte. »Nein, das will ich nicht. Wie ich schon sagte, ich finde, du bist eine angenehme Gesellschafterin, du bist klug und fähig, du kannst mit Kindern umgehen, bist geduldig und hilfsbereit. Und voller Überraschungen. Ich komme zu dem Schluss, dass ich Überraschungen nicht so sehr ablehne, wie ich dachte. Ich kann nicht abstreiten, dass ich hoffte, du würdest – du würdest zulassen, dass ich dir die Künste des Schlafzimmers beibringe, Fainne. Das hatte ich im Sinn, auf die verstörendste Weise, seit ich dich zum ersten Mal mit den Kindern in Sevenwaters gesehen habe, so vollkommen fehl am Platz in diesem Haus wie eine exotische Blüte zwischen Wildblumen. Aber eine Ehe? Daran würde ich nicht einmal im Traum denken.«
    Mein Herz war kalt vor Zorn. Ich atmete langsam und sorgfältig. Gefühle waren irrelevant. Gefühle gerieten nur in den Weg und hielten einen davon ab, zu tun, was getan werden musste.
    »Ihr glaubtet also, ich würde als eine Art von – inoffizieller Gefährtin bleiben, war es das? Ich würde Euch das Bett wärmen und bescheiden bei Euch sitzen, während Ihr arbeitetet, und wann immer wichtige Leute zu Besuch kommen, würdet Ihr mich schnell wegschicken, damit mich niemand sieht?«
    »Nein, Fainne.« Er klang so, als sei ihm die ganze Sache äußerst unangenehm, aber diesmal konnte ich keinen Hauch von Mitleid für ihn aufbringen. »Ich dachte nicht an solche Dinge. Ich habe mich dumm benommen, weil ich eigensüchtig war und nicht genug nachgedacht habe. Ein Fehler, den ich so schnell nicht wieder machen werde. Es war, als wärest du eine leuchtende Flamme, die ich an meinem Herd haben wollte, um mich zu wärmen.«
    »Wie poetisch. Ihr wolltet mich nicht heiraten. Warum nicht?«
    »Ich hatte überhaupt nicht daran gedacht, zu heiraten. Es schien zu spät zu sein. Außerdem, wenn ein Mann in meiner Position eine Frau nimmt, muss sie einen klaren Stammbaum haben. Glaub nicht, dass ich nicht daran gedacht hätte, als ich dir begegnet bin. Ich habe Nachforschungen angestellt, ich habe meine Schwester gefragt, ich habe Sean gefragt. Ich habe sogar den Druiden gefragt. Alle waren ausgesprochen ausweichend, was die Identität deines Vaters anging. Das genügte, um mich zu beunruhigen. Ein Mann bringt seinen besten Hengst nicht zu einer wilden Stute – die Nachkommen wären nicht wert, großgezogen zu werden.«
    Es gelang mir nur mit großen Schwierigkeiten, diese Demütigung herunterzuschlucken. Am liebsten hätte ich ihn geschlagen. Stattdessen gestattete ich mir, leicht zu erröten, und dann trank ich einen Schluck Wein.
    »Ich verstehe. Ihr müsst wissen, dass eine gute Heirat viel für mich ändern würde. Ich verfüge durchaus über gewisse Fähigkeiten, darunter einige, die Ihr Euch sicher kaum vorstellen könntet, Eamonn. Aber im Haus von Onkel

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