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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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sich überall in Erin ausgebreitet. Lange Jahre herrschten sie, bis die Söhne von Mil eintrafen.«
    »Sehr gut. Aber was weißt du vom Ursprung deiner eigenen Art?« Ihr Blick wurde sehr scharf.
    »Unsere Art wird in den Geschichten nicht erwähnt. Ich weiß, dass wir anders sind. Wir sind verflucht, und daher sind wir stets Außenseiter. Wir gehören nicht zu den Túatha Dé. Und wir sind auch keine sterblichen Männer und Frauen. Wir sind weder das eine noch das andere.«
    »Soweit hast du Recht. Wir stehen außerhalb, weil man uns ausgestoßen hat. Eine von uns hat vor langer Zeit gegen die Regeln verstoßen, und das lassen sie uns nicht vergessen. Du kennst diese Geschichte doch, oder?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Wir sind ihre Abkömmlinge, ob ihnen das gefällt oder nicht – dem Feenvolk, oder wie auch immer sie sich nennen. Alles Götter und Göttinnen, in jeder Hinsicht überlegen, und sie benehmen sich, als gehörte ihnen alles, wie es selbstverständlich auch einmal war, nachdem sie die anderen in ihre Höhlen und Ritzen gescheucht hatten. Aber eine von ihnen hat etwas getan, was sie nicht tun sollte, und damit hat alles angefangen.«
    »Was sie nicht sollte? Was war das?«
    »Ich habe doch gesagt, du sollst mich nicht unterbrechen.« Sie starrte mich an, und ich spürte einen scharfen, durchdringenden Schmerz in der Schläfe. »Damals, in diesen ersten Tagen, konnten wir alles tun und beherrschten sämtliche Zweige des Handwerks. Gestaltwandeln, Transformation. Heilen. Beherrschung von Wind und Regen, Wellen und Gezeiten. Wir waren wahrhaft Götter, und es war kein Wunder, dass die Alten die Schwänze einzogen und in ihre Höhlen zurückwichen. Aber es gab ein paar Nebenaspekte des Handwerks, an die nicht gerührt werden durfte, nicht einmal ein Meister sollte so etwas tun. Alle wussten das. Es ist gefährlich, die dunkle Seite zu erforschen; man sollte sie lieber in Ruhe lassen und sich fern halten. Leider gab es eine, die sich von ihrer Neugier überwältigen ließ. Sie spielte mit einem verbotenen Bann; sie beschwor herauf, was lieber hätte weiterschlafen sollen. Von diesem Tag an war das Böse frei und wollte sich nicht mehr vertreiben lassen. Also hat man sie ausgestoßen, und ein Teil ihrer Strafe bestand darin, dass man ihr die Fähigkeit nahm, die höheren Elemente der Magie zu verwenden: die Macht des Lichts, die Heilkunst, das Fliegen. Ihr blieben nur die schlichten Kunstgriffe einer Zauberin: Sie konnte andere verwandeln, einen Frosch in einen Mann oder ein Mädchen in eine Küchenschabe. Sie konnte ihre eigene Gestalt ändern. Das war elend wenig verglichen mit dem, was sie verloren hatte. Sie verband sich mit einem sterblichen Mann, denn keiner dieser Hochmütigen wollte sie mehr haben – nicht nach dem, was sie getan hatte. Und du weißt, was das bedeutet.«
    Diesmal schien sie eine Antwort zu erwarten. »Dass sie selbst sterblich wurde?«
    »Nicht genau. Die von unserer Art leben lange, Fainne, weit länger als die Menschen. Aber es bedeutete, dass sie tatsächlich sterben würde. Sie würde lange genug leben, um zusehen zu müssen, wie ihre Familie alt wurde und starb, bevor sie selbst weiterging. Ihre Kinder hatten das Blut der Verfluchten und gaben es an ihre eigenen Kinder weiter. Wir haben alle ihre Augen. Deine Augen, Mädchen. Wir sind alle begabte Zauberer, aber nur in einem eingeschränkten Sinn. Es gibt Dinge, die uns immer vorenthalten sein werden. Und das tut weh. Die Strafe war ungerecht, sie war zu streng.«
    Ich öffnete den Mund, dann überlegte ich es mir noch einmal und schwieg lieber.
    »Du denkst an deinen Vater, nicht wahr?«, sagte sie ohne ein Lächeln. »Du glaubst, dass er über ein wenig mehr Talent verfügt, als ich es gerade beschrieben habe? Und du hast selbstverständlich Recht. Ich habe seinen Vater gut gewählt: niemand anderen als Colum, Herrn von Sevenwaters. Diese Familie hat Druidenblut. Sieh doch, wie sie leben, abgeschlossen in ihrem kostbaren Wald, umgeben von diesen anderen. Sie haben das Blut der Alten, gemischt mit der menschlichen Linie. Ciarán ist anders. Er ist etwas Besonderes. Er hätte nach Colum herrschen sollen. Ist er nicht der siebte Sohn eines siebten Sohnes? Aber man hat meine Pläne vereitelt. Dieses elende Mädchen und ihre verfluchten Brüder. Sie sind diejenigen, auf die du achten solltest. Die mit diesem Fomhóire-Blut.«
    Ich runzelte vor Konzentration die Stirn. »Wieso sollten sie so gefährlich sein, Großmutter? Die

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