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Das Kind der Stürme

Das Kind der Stürme

Titel: Das Kind der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juliet Marillier
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erklang ein Befehl zu warten.
    »Das ist die Stelle«, sagte Waerfrith. »Von hier aus kann uns das erste Langschiff sehen; wir müssen das Zeichen geben. Rot für den Angriff, weiß, wenn wir wollen, dass sie warten.«
    Schweigen.
    »Die Flotte ist versenkt. Wir haben getan, was wir tun sollten. Wir müssen die rote Fahne hissen«, sagte Gareth. Ich glaubte, Tränen auf seinen beiden Wangen zu sehen.
    »Wie können wir das tun?«, fauchte Godric, und seine Stimme zitterte vor Zorn. »Unser Anführer ist nicht mehr. Das Kind der Prophezeiung ist tot. Kein Wunder, dass der Druide uns nicht sagen wollte, was er vorhergesehen hatte. Wir können diesen Kampf ohne Johnny nicht gewinnen.«
    »Er hat Recht«, sagte Waerfrith bedächtig. »Die Prophezeiung macht das vollkommen klar. Wenn wir ohne ihn kämpfen, werden wir wahrscheinlich alle niedergemetzelt. Die ganze Sache hängt von Johnny ab. Ohne ihn als Anführer können wir nicht siegen.«
    »Ich finde«, alle wandten sich überrascht um, als Darragh leise und ruhig zu sprechen begann, »dass wir genauso gut weitermachen könnten. Wir haben gute Schiffe, gute Männer, starke Verbündete. Wir haben die Flotte der Briten versenkt, also sind sie im Nachteil. Und es gibt noch etwas Wichtigeres. Was würde Johnny von uns erwarten? Würde er wollen, dass sich seine Männer zurückziehen, weil sie Angst haben zu versagen, oder eher, dass sie ihren Mut zeigen und weiter um die Dinge kämpfen, die ihm so wichtig waren?« Er hielt inne. »Ich weiß, ich bin kein Krieger, aber mir kommt das nur vernünftig vor.«
    O nein, dachte ich, das ist keine Vernunft, sondern dummer Mut. Du wirst sterben; ihr werdet alle sterben. Geht nach Hause. Rettet zumindest euch selbst, da es hier offenbar nichts anderes mehr zu retten gibt.
    Aber Gareth sah Darragh überrascht an und nickte, und Waerfrith kratzte sich nachdenklich am Kinn. Godric war immer noch abgeneigt; es war vielleicht seine Trauer, die ihn nun zornig werden ließ.
    »Wir haben keinen Anführer«, sagte er grimmig. »Wie können wir diese Fahne aufziehen und die verbündeten Streitkräfte herrufen, wenn es keinen mehr gibt, um den sie sich scharen können, keinen Grund weiterzumachen? Der ganze Feldzug wäre eine Lüge.«
    »Ich werde euch anführen.« Der Hauptmann hatte sehr leise gesprochen, aber seine Stimme hatte einen Kern von Eisen.
    »Du, Hauptmann?« Godric zog die Brauen hoch. »Du bist sicher ein guter Anführer, aber immer noch ein Brite. Hast du nicht geschworen, dich aus dieser Konfrontation herauszuhalten, um den Waffenstillstand mit Northwoods aufrechtzuerhalten? Wie kannst du uns dann anführen?«
    Bran sah den jungen Krieger aus kühlen grüngrauen Augen an. »Mein Sohn ist tot«, sagte er. »Ich werde euch anführen.«
    Godric schwieg. Gareth holte tief Luft und reckte die Schultern. »Also gut, Männer«, erklärte er mit fester Stimme, obwohl die Tränenspuren immer noch deutlich auf seinen Wangen zu sehen waren. »Wir tun das für Johnny. Wenn er heute kein Schwert schwingen kann, werden wir unsere eigenen Klingen benutzen, um ihm die Ehre zu erweisen. Wenn er die Prophezeiung nicht erfüllen kann, können wir zumindest dafür sorgen, dass die Männer aus Erin nicht ohne einen guten Kampf untergehen. Wir können vielleicht noch siegen.« Er warf dem Hauptmann einen Blick zu.
    »Gut gesprochen, Junge.« Bran warf einen Blick zu der dritten Insel, dem hohen, spitzen Felsen, dessen verräterischer Sockel den geheimen Kanal mit dem Strudel, dem Maul des Wurms, verbarg.
    »Zieht die rote Fahne auf«, befahl er. »Dies ist die Morgendämmerung unseres großen Feldzugs. Der nächste Abend wird uns den Schlaf des Siegers oder den langen, dunklen Schlaf des Todes bringen.«

KAPITEL 15
    Es war ein Anblick, der das Blut zum Wallen brachte; der Stoff, aus dem die alten Legenden waren. Sie zogen den roten Stofffetzen hoch, und in der ersten Morgensonne, die den hohen, felsigen Turm der Nadel golden glänzen ließ, tauchte die Flotte von Sevenwaters aus dem unmöglichen Kanal auf: drei große, lange Schiffe, die mit ungeheurer Geschicklichkeit gegen den Sog des Mahlstroms ausbalanciert wurden, ihr Bug hoch und stolz im Morgenlicht, und hinter ihnen die kleineren Boote, alle ebenfalls mit einer Ladung von Kämpfern. Sobald sie die gefährlichen Strömungen des Strudels hinter sich hatte, teilte sich die Flotte. Eines der Wikingerschiffe hielt auf die kleinere Insel zu, gefolgt von zwei kleineren Booten, während der

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