Das Kind der Stürme
Vielleicht konnten sie kaum mehr tun als ein leises Wort oder zwei murmeln. Vielleicht konnten sie nur die Hand eines Mannes halten, während er schrie und sich vor Schmerzen wand und kein Chirurg oder Heiler ihm mehr helfen konnte, während er nur noch darauf wartete, dass die Göttin gnädig genug war, ihn zu sich zu nehmen. Es hatte mich zuvor schockiert, was Schlange getan hatte. Jetzt verstand ich, dass es ein Akt größten Mitgefühls gewesen war.
Der Tag ging weiter, und nun war der Abend nahe. Sie hatten davon gesprochen, vor Einbruch der Dunkelheit zu siegen. Aber es war klar, dass es keinen Sieg geben würde – noch nicht. Die Briten waren gut bewaffnet, und bei aller Überraschung hatten sie sich schnell gefasst und waren geordnet und diszipliniert zur Verteidigung übergegangen. Sie hatten den Vorteil, das Land bereits in Besitz genommen zu haben. Auf dem höchsten Punkt der größeren Insel befand sich eine Festung, und dorthin zogen sie sich zurück, als der Tag zu Ende ging. Dahinter fielen die Klippen steil zum Meer ab; auf der Landseite war die Festung von einem tiefen Graben geschützt, und hinter dem Graben schirmte ein hoher Erdwall ihre Hütten, die Waffenkammer und die Vorräte ab. In der Mitte befand sich ein großer Steinturm, rund und hoch. Ein solcher Ort war gut zu verteidigen. Dennoch, sie würden nicht ewig dort aushalten können. Die Uí Néill hätten inzwischen sicher die Verteidiger der kleinen Insel niedergemacht, denn sie waren den britischen Kräften dort zahlenmäßig hoch überlegen. Vielleicht brauchte Sean von Sevenwaters nur noch zu warten.
In der Abenddämmerung zogen sich alle Armeen an die vereinbarten Punkte zurück. Seltsame Ruhe breitete sich über dem Land aus, als das Licht schwächer wurde; eine Art von Verständnis, als respektierte jede Seite die Verluste der anderen. Tatsächlich sah man dort, wo die Toten wie weggeworfene Spielzeuge lagen, kleine Gruppen von Männern mit Laternen, die sich vornüberbeugten, um ihre Toten aufzulesen, und wenn ein grauhaariger Krieger aus Northwoods vielleicht aufblickte und in nicht allzu weiter Entfernung einen bleichen Ulstermann sah, der mit der gleichen grimmigen Arbeit beschäftigt war, wandte er einfach den Blick ab und machte mit dem weiter, was er gerade tat. Bei allem trügerischen Frieden war jedoch vollkommen klar, dass beide Seiten im Morgengrauen wieder zu den Waffen greifen und weiterkämpfen würden.
In dieser Nacht flog ich über zwei Lager und erfuhr, dass ein Brite und ein Ire das gleiche rote Blut hatten und die gleichen Schmerzen verspürten. Der Tag hatte mir gezeigt, dass solche Herausforderungen, solche unmöglichen Entscheidungen, in einem Mann das Tapferste und das Beste zu Tage fördern konnten. Sie ließen seinen Mut hell leuchten. Zu solchen Zeiten kann ein einfacher Mann ein Held werden. Aber in jeder Schlacht gibt es einen Verlierer, und auch der Verlierer kann ein mutiger, standfester Mann sein, tugendhaft und von großem Herzen. Die Geschichten erzählen nicht von Blut und Opfer, von Schmerz und Verschwendung.
Drunten am Strand brannten kleine Feuer, und um jedes hatten sich schweigende Männer versammelt, suchten in diesem kleinen Abbild eines Herdfeuers eine Erinnerung an zu Hause und alle, die sie liebten und die nun so weit entfernt waren. Sie hatten an diesem Tag Glück gehabt, aber ihre Verluste waren schrecklich, und nichts war schlimmer, als den Anführer verloren zu haben, der das Zeichen ihres sicheren Triumphs gewesen war: das Kind der Prophezeiung. Niemand sprach es aus, aber ich denke, alle wussten es tief im Herzen: Ohne Johnny konnte es keinen wahren Sieg geben. Dennoch, sie würden weiterkämpfen, für Sean von Sevenwaters, für ihren eigenen Anführer, ob das nun Bran von Harrowfield war, der in ihrer Mitte weilte und die Waffen gegen sein eigenes Volk erhoben hatte, oder die hochgeborenen Häuptlinge der Uí Néill. Sie saßen schweigend um ihre Feuer und starrten in die Flammen. Nicht weit entfernt im Schutz rasch improvisierter Zelte lagen Männer verwundet und sterbend. Einige waren bereits zugedeckt; wenn der Kampf bald vorüber wäre, würde man sie vielleicht nach Hause bringen und mit den Tränen einer Mutter und der Klage einer Geliebten begraben. Unter den Gefallenen waren drei von Johnnys mutigen jungen Kriegern. Mikka lag dort, nachdem ihm Schlanges gnädiges Messer ein rasches Ende bereitet hatte. Neben ihm lagen Waerfrith und Godric, die beiden Freunde. Die
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