Das Kind der Stürme
man Stiefelleder knarren.
»Lord Northwoods möchte über die Bedingungen verhandeln«, rief einer der britischen Krieger über den Graben hinweg, und er musste sich gewaltig anstrengen, um gegen den immer lauter tosenden Wind anzukommen. Er sprach die Sprache von Erin mit einem starken Akzent. Die weiße Fahne knatterte im Wind, und es sah aus, als könnte sie sich jeden Augenblick loseisen. Der Junge, der sie hielt, klammerte sich fest an den Stab. »Er hat einen Vorschlag zu machen. Wenn Sean von Sevenwaters und seine Häuptlinge zu dieser Stelle unter dem Wachturm kommen, wird er mit ihnen sprechen. Selbstverständlich wird so lange kein Angriff von beiden Seiten stattfinden, bis beide Parteien übereinkommen, dass die Verhandlungen zu Ende sind. Mein Herr bietet euch das in gutem Glauben an.«
Ich sah, wie Sean Conor einen Blick zuwarf und die Brauen hochzog, und Conor nickte. Vielleicht hatten sie so etwas ja schon erwartet. Northwoods war hinter seine letzten Verteidigungslinien zurückgetrieben worden und konnte die Insel nicht verlassen. Was blieb ihm, als sich zu ergeben? Aber auf der Miene des Hauptmanns und in Schlanges zusammengekniffenen Augen standen Zweifel, ebenso wie im Gesicht meines Onkels, als er den Mann bat, seine Zustimmung zu übermitteln. Das hier war zu einfach. Der Sieg wäre nach all den Verlusten zu leicht errungen; und was war mit der Prophezeiung?
Jetzt erschien in der Gruppe von Briten am Wachturm der Mann, den ich bereits als Edwin von Northwoods kannte. Am Abend zuvor im Feuerlicht hatte er todmüde und verzweifelt ausgesehen, weil ihm nur noch schreckliche Entscheidungen blieben. Nun hatte er seine Rüstung angelegt und trug darüber einen rotgrünen Waffenrock, sein grauer Bart war ordentlich gekämmt, sein Haar zurückgebunden. Seine Miene war ruhig, seine Stimme fest.
»Lord Sean, Ihr kennt mich, glaube ich. Verstehen Eure Verbündeten diese Sprache?«
»Mein Druide wird für die Männer übersetzen.« Onkel Sean beherrschte die Sprache der Briten – es war immerhin die Muttersprache seines Vaters. »Was wollt Ihr, Northwoods? Wir stehen hier direkt vor Eurem Tor, Ihr seid in unserer Hand. Seid Ihr endlich zur Vernunft gekommen und wollt um sicheres Geleit für Eure Männer bitten?« In Seans Stimme lag ein Hauch von Ungeduld. Conor warf ihm einen Blick zu und übersetzte dann seine Worte ins Irische.
»In der Tat.« Der Wind heulte nun; Northwoods musste die Stimme heben, um über den Graben hinweg verständlich zu sein. »Ich komme, um mit Euch zu verhandeln, Sevenwaters, aber nicht so, wie Ihr glaubt. Ich will Sicherheit für meine Männer und für den gesamten Haushalt hier. Ich verlange ein Schiff, und ich denke, Ihr werdet es mir geben, und noch mehr dazu.«
Sean zog die Brauen hoch. »Ich kann mir nicht vorstellen, womit Ihr das erreichen könntet, es sei denn, Ihr erklärt Euch bereit, die Inseln zu verlassen und mit Euren Männern nach Britannien zurückzukehren. Ich brauche einen unterzeichneten und besiegelten Vertrag, dass Northwoods diese Ufer nie wieder beanspruchen wird. Ich kann großzügig sein, wenn ich will. Schon in diesem Augenblick ist ein Schiff von Harrowfield hierher unterwegs, das unter dem Kommando meines Neffen Fintan steht. Auf diesem Schiff können Eure Leute einigermaßen würdevoll nach Hause zurückkehren, aber keiner von Euch wird Britannien wieder sehen, solange Ihr mir nicht schwört, dass Ihr nie wieder einen Fuß an diesen Strand setzen werdet. Das sind meine Bedingungen.«
»Harrowfield!« Edwin wandte sich zur Seite und spuckte auf den Boden. »Harrowfield, dessen Herr nun bei Euren Männern steht, ein Verräter an seinem eigenen Volk? Ich würde nicht auf ein solches Schiff gehen, selbst wenn mein Leben davon abhinge.«
»Das ist Eure Entscheidung«, erwiderte Sean ruhig. »Wenn Ihr akzeptiert, könnt Ihr Euch in Sicherheit zurückziehen; wenn Ihr Euch weigert, werdet Ihr überrannt. Ihr werdet sterben, Ihr alle, und die Inseln werden uns gehören. Es ist mir egal, welchen Kurs Ihr wählt.«
Einen Augenblick lang herrschte Schweigen. »Ihr werdet vielleicht feststellen«, sagte Northwoods dann, »dass ich derjenige bin, der hier die Bedingungen vorschreibt, und Ihr derjenige, der sich entscheiden muss.« Er wandte sich seinen Männern zu. »Bringt ihn her«, befahl er, und dann sah er Sean wieder an. »Ich habe etwas hier, das Euch gehört, etwas, das Ihr vielleicht für verloren hieltet. Was werdet Ihr wohl dafür geben, es
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