Das Kind der Stürme
aufbringst, um mich zu verwirren und mir Angst zu machen.
Angst? Ich dachte, so etwas könntest du nicht empfinden. Woher ich so viel weiß? Was für eine Frage soll das sein, von einer halb ausgebildeten Zauberin? Hat dein Vater dir nie beigebracht, wie man sich mit Hilfe der Magie umsieht?
Ich zögerte.
Nun?
Ja, aber ich kann es nicht besonders gut.
Das kleine Wesen nickte. Es gibt einen in deiner Familie, der in dieser Richtung ziemlich begabt ist, sagte es. Du brauchst einen Seher. Und dann geschah es wieder, diese geringfügige Veränderung in der Struktur der Dinge, und dann flatterten Flügel, und schließlich war alles wieder still.
Tief in Trance konnte ich mich nicht regen oder die Augen öffnen. Bis ich die träge Prozedur des Übergangs vollzogen hatte und wieder bei Bewusstsein war, bis ich meinen Körper wieder geweckt und schließlich an die Zeit und den Ort des Jetzt und Hier zurückgekehrt war, war kein Vogel mehr zu sehen. Nur die stille Lichtung und der Erzdruide, der die Arme über den Kopf streckte und sich mit der Gelenkigkeit eines Mannes, der halb so alt war wie er, erhob. Der Tag war klar, und die Sonne schien immer noch und glitzerte auf dem Seewasser am Fuß des Hügels zwischen den beiden.
»Fertig?«, fragte Conor leise. Ich nickte, und wir machten uns auf den Heimweg. Es hätte nicht lange dauern sollen. Wir waren nur weit genug gegangen, um Ruhe und Frieden zu finden. Ich war abgelenkt, und in meinem Kopf wiederholte ich immer wieder dieses seltsame Gespräch und versuchte herauszufinden, wie viel davon wirklich geschehen war und wie viel das Produkt einer recht wirkungsvollen Meditation und meines begreiflichen Unbehagens waren. Nach einer Weile fiel mir auf, dass wir uns, obwohl wir doch sicher den Rückweg eingeschlagen hatten, auf anderem Gelände befanden, wo wir zuvor nicht gewesen waren; wir gingen über einen steilen Abhang mit vielen Felsen. Ganz in der Nähe war das Rauschen eines Bachs zu hören. Es fing an zu regnen. Dicke Tropfen, dann eine Windbö, gefolgt von plötzlichen Regengüssen, die uns rasch durchnässten. Ich hätte schwören können, dass die Sonne immer noch schien. In einem vergeblichen Versuch, trocken zu bleiben, zog ich das Tuch über den Kopf.
»Hier hinein, Fainne!«, rief Conor durch das Prasseln des Regens, griff nach meiner Hand und zog mich seitwärts von dem schmalen Pfad und in den Schutz der Felsen. Es ging tief hinunter, durch eine sehr niedrige Öffnung, an einen Ort, wo sich eine echte Höhle auftat, mit einem breiten Sims oberhalb des Steinbodens und einer kleinen, runden Öffnung im Dach, die Licht hereinließ. Irgendwo ganz in der Nähe rauschte Wasser laut.
»Der Bach«, sagte Conor, als ob eine solche Erklärung noch notwendig gewesen wäre. »Einer der sieben. Der Regen lässt ihn rasch anschwellen. Bist du sehr nass geworden? Wir könnten wahrscheinlich ein kleines Feuer machen.«
»Womit denn?«, fragte ich gereizt und sah mich in der trostlosen, feuchten Kammer um. Es hörte sich an, als gösse es draußen in Strömen. Druiden und Regen hatten irgendwie etwas miteinander zu tun.
»Wir könnten improvisieren«, sagte er mit einem dünnen Lächeln. »Gemeinsam würden wir es wahrscheinlich schaffen.«
»Mag sein.« Mein Tonfall war eher mürrisch. Ich mochte es nicht, wenn man mit mir spielte. Es gefiel mir nicht, zu frieren und durchnässt zu sein und hier mit einem Erzdruiden festzusitzen, ob er nun ein Verwandter war oder nicht. »Aber das ist nicht notwendig. Der Regen geht bestimmt schnell vorüber. Das Wetter sah ziemlich gut aus.«
»Das stimmt«, meinte Conor. »Dennoch, es wäre mir lieber, wenn du dich nicht erkältest.« Er nahm den Umhang ab, den er über seinem langen Gewand trug, und legte ihn mir um die Schultern. Der Stoff war warm und weich und kein bisschen feucht. »Schon besser.«
Nun konnte ich nicht mehr schweigen. »Wenn du bewusst versuchst, mich zu ärgern«, fauchte ich, »dann ist dir das gelungen.«
Er lächelte. »Und wenn du bewusst vermeidest, dich selbst aus dieser Situation zu retten, weil du nicht willst, dass ich sehe, wie viel du bereits weißt, dann verschwendest du unser beider Zeit.«
Ich sah ihn wütend an. »Wie meinst du das?«
»Könntest du keinen Zauber benutzen, der dich direkt zu deinem kleinen Kaminfeuer in der Festung bringt? Wo du hinter geschlossenen Türen in Sicherheit bist?«
»Nein, das kann ich nicht«, sagte ich wütend. »Vater sagte, so weit wäre ich noch
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