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Das Kind der Talibanfrau

Das Kind der Talibanfrau

Titel: Das Kind der Talibanfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yair Nehorai
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wie die Ältesten, dabei hat er nicht einmal weiße Haare. Die Schläfenlocken sind zu dick, ganz und gar ungepflegt.
    Es ist eine große Mitzwa, glücklich zu sein.
    Mach erst einmal selbst Mitzwot, bevor du mir erzählst, was ich tun soll.
    Mach erst einmal, dass sich deine Frau die Perücke mit den schwarzen Locken abnimmt und sich den Kopf bedeckt.

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    Mama ist in Rabbi Katzmans Kehle.
    Jeden Tag eine Moralpredigt, immer Beschwerden, nie ist er zufrieden.
    Oh heiliges Schaf mit euch geht es abwärts, wo sind wir da nur hingekommen.
    Acht Uhr morgens.
    Das Gebet war nicht kraftvoll genug, Eure Thora-Studien haben nachgelassen.
    Er fängt an zu jammern.
    Den Sabbat entweiht, den Namen des Himmels entwürdigt.
    Unter Tränen
    Eure Sünden sind schuld an den Kriegen, Verletzten, Verkrüppelten, Tauben, den Kranken.
    Die Buchstaben tanzen mir vor den Augen und der Heilige Vater weiß es.
    Oh oh oh
    Krankenwagen.
    Hunger, Stürme, Dürre, die Hand schreibt.
    Faigy wartet auf mich.
    Der Messias kann nicht weiter, der Tempel ist zerstört.
    Locken mit Blumenduft.
    Und wie steht es darum, die Eltern zu ehren?
    Wenn ich nach Hause komme, springt sie auf mich drauf.
    Der Heilige Vater ist wütend.
    Sie wird sich freuen, dass ich gekommen bin.
    Abraham Isaak und Jakob weinen.
    Ich werde ihr Schokolade mit Rosinen und Nüssen mitbringen.
    Ihr habt gegen die Regeln verstoßen, manipuliert, Verbrechen begangen.
    Seine Brille in Jakobs Gesicht. Ich wusste es, fuchtelt mit den Händen herum.
    Wach auf heiliges Schaf, wach auf.
    Mama ist in Rabbi Katzmans Bauch.

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    Trockener Hals, das Brot, die Eier und der Salat stecken fest, kann nicht schlucken, ich darf nicht, ich bin ein freier Esser. Wir sitzen zu acht am Esstisch, vier auf jeder Seite, und Eliazer sitzt vor mir.
    Er darf essen
    er kann Berge versetzen, lernt mitten in der Nacht, weise.
    Erwürg ihn.
    Er ist ein Zaddik, ich bin böse.
    Er ist g-ttesfürchtig, ich bin ein Verbrecher Israels.
    Er ist der Garten Eden, ich bin die Hölle.
    Verbrenne seine heiligen Augen, sie sind schuld, dass die Tomate in meinem Hals feststeckt, dass der Tee meine Lippen verbrennt und mir das Brot zwischen den Zähnen kleben bleibt.
    Immer ist er vor mir, in der Schlange, wenn wir uns die Hände waschen, füllt die Waschschale bis zum Rand, bis das Wasser überläuft. Wäscht jede Hand dreimal, wie es Vorschrift ist. Mama hätte ihn geliebt.
    Sie sind mit dem Essen fertig, die Pause ist vorbei, aber er hört nicht auf zu waschen.
    Letzte Woche hätten sie fast die Joghurts aufgegessen
    Ich habe ihm mit meinem Knie in den Arsch getreten, damit er sich beeilt.
    Das ganze Wasser über ihn verschüttet.
    Nach außen habe ich ein trauriges Gesicht gemacht, während ich innerlich freudig und glücklich gesungen habe.
    Auch Mosche, Salomon, Hajim, David, Ariel und Malkiel dürfen essen. Sie können keine Berge versetzen, aber sie geben sich Mühe.
    Sechshundert Studenten im Essraum, und Rabbi Katzman musste mich ausgerechnet zu ihnen setzen.
    Darf nicht mehr Frischkäse, Kaffee oder Salat nehmen
    esse und trinke umsonst
    stehle von ihnen.
    Ich habe es nicht verdient.
    Aber ich bin hungrig.

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    In meinem Magen brennt es
    Dass es erlaubt ist, zusammen mit Übeltätern zu beten.
    Rabbi Steinitz ruft den Himmel an
    Jom Kippur.
    Ich sitze ganz hinten wie die Nichtreligiösen mit den Jeans und weiß glänzenden Kippas, die ihre Gebetsbücher verkehrt herum halten.
    Ich bin schlimmer.
    Sie wurden nicht religiös geboren
    gingen nicht in unsere Schulen
    haben niemals eine Talmud-Seite geöffnet
    haben niemals den Talmud auswendig gelernt
    haben niemals das Gebet nach dem Essen gesprochen
    haben niemals Tefillin angelegt
    sich keine Schläfenlocken wachsen lassen
    sie sind Babys, die gekidnappt wurden
    und ich?
    Ich sehe bloß jüdisch aus, mit einer großen schwarzen Kippa und dicken Schläfenlocken vor den Ohren.
    Sie haben jüdische Seelen
    deshalb sind sie hier
    Ich habe keine Antwort.
    Mach, dass die Wolke aus Rauch endlich kommt und mich versteckt
    wie ein Gebetsschal.

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    Wir wollen die Größe der Heiligkeit des Tages schildern
    Die Säure ist im Magen
    er ist furchtbar und ernst
    nahe Mamas Augen
    und leises Flüstern wird vernommen
    brennt
    wer in Wasserflut, wer in Flammenglut
    von innen
    wer in Hungersnot, wer vom Durst bedroht
    breitet sich im Körper aus
    wer leben wird und wer sterben
    steigt hinauf bis zum Hals
    wer in Ruhe bleibe und wer unstet treibe
    drückt zu
    wer erwürgt und

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