Das Kind der Talibanfrau
können.
Sie wollen mich auch nichtreligiös machen.
Aber das schaffen sie nicht.
Ich bin g-ttesfürchtig, ich bete, führe Mitzwot aus, ich habe eine Fahrkarte zur nächsten Welt.
Sie sind diejenigen, die sich verirrt haben.
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Die nichtreligiöse Schule ist das reinste Chaos.
Auf den Büchern große Bilder von Jungs mit Heldenbrust und Mädchen in Unterwäsche am Meer.
Einfach so
auf der Straße
im Schaufenster
für jeden sichtbar
Die Sünden müssen ein Ende haben auf Erden.
Ich werde reingehen, keiner wird mich sehen, ich bin klein.
Nahe an der Tür stehenbleiben, warten, bis es leer ist, mich zwischen den Schränken verstecken, von Regal zu Regal huschen wie beim Versteckspiel.
Sie wissen nicht einmal, wer ich bin. Sie können mich nicht verraten, kennen meine Schule nicht und Mama geht sowieso nie ans Telefon, sie nimmt nur ab, wenn ihre Schülerinnen anrufen. Sie können es ihr nicht verraten, außerdem werde ich sagen, dass ich es nicht war.
Ich darf nicht reingehen, G-tteslästerung, hat der Rabbi gesagt, sie werden auf mich zeigen, sagen, dass die Orthodoxen alle Heuchler und Betrüger und Lügner sind.
Durch meine Kleidung werden sie wissen, wer ich bin, ich muss mich umziehen.
Aber was ist mit den Schläfenlocken,
die sieht man auch, wenn sie hinter die Ohren gesteckt sind.
Ich werde reingehen, so tun, als wäre das ein Versehen, nach Gebetsbüchern fragen, ich muss dort rein. Sie werden mich für einen Zaddik halten, denken, dass ich gekommen bin, sie zu unterrichten.
Die Verkäuferin ist ein Mädchen in meinem Alter,
hoffentlich sagt sie nicht hallo, es ist verboten mit Mädchen zu sprechen.
Sie ist nicht züchtig, der Saum über den Knien, ärmelloses Oberteil und eine riesige Brille, so groß wie ihr ganzes Gesicht, mit vielen Farben auf dem Gestell, Blau, Grün, Lila und Dunkelrot. Vielleicht ist sie ein Clown.
In ihrem Gebetshaus ist es wie in einer Apotheke:
Neue Bücher, sauber, stehen in geraden, ordentlichen Reihen auf den Regalen.
Wurden niemals geöffnet, nie.
In unserem sind überall Bücher, auf den Tischen, den Stühlen, den Regalen, den Ablagen. Sie sind alt, vom vielen Aufschlagen eingerissen, vergilbt, mit Anmerkungen und Markierungen.
Ihre Augen brennen Löcher in meinen Rücken.
Versteckt sich hinter dem großen Tisch und tut so, als würde sie lesen, und lugt mit den großen blauen Augen hinter der riesigen Brille hervor, die ihr ganzes Gesicht verdeckt.
Mir doch egal, ich bin ein Zaddik, ich bin Moses in einer dicken Wolke aus Rauch, keiner kann mich sehen.
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Die Stirn tut weh, der härteste Schlag der Welt, von innen heraus. Den Kopf hat es auch erwischt, er ist explodiert, ein Klingeln in den Ohren, Pfeifen, kann nichts sehen, nur schwarz.
Sie klopfen an die Tür, wollen ins Bad, der Unterricht ist vorbei, Pause. Wie lange hat der Nebel gedauert?
Sie geben nicht auf, gleich linsen sie unter der Tür hindurch, springen von oben herunter. Sie finden es nicht heraus, das können sie nicht, sie haben nichts gesehen, die Tür ist abgeschlossen.
Ich kann nicht raus, mein Gesicht ist rot, und der Gestank, sie werden mich auslachen, zwei Minuten länger und ich wäre von allein herausgekommen. Sie treten gegen die Tür, gleich bricht sie ein.
Ich komme nicht heraus, sie werden es sehen, es steht mir auf die Stirn geschrieben.
Das Fenster ist hoch, zweiter Stock, wenn ich springe, bin ich tot.
In zehn Minuten beginnt der Unterricht, dann gehen sie, ich muss mich verdecken, mit dem Hemd.
Sie finden es nicht heraus, ich drücke die Spülung, als sei nichts passiert, und renne raus.
Sie können mich nicht sehen, ich bin Moses in einer Wolke aus Rauch.
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Mama kann es nicht sehen, die Badezimmertür ist vom Boden bis zur Decke verschlossen, und außerdem ist niemand im Gebetshaus, sie sind alle im Unterricht, auf den unteren Etagen.
Nur der Gesang gelangt in die vierte Etage, wenn auch nur leise.
Sie findet es nicht heraus, ist weit weg, zu Hause bei ihren Schülerinnen, liest Psalmen.
Sie sollte mich einfach in Ruhe lassen.
Ihre Augen sind in meinem Bauch, innen drin, das tut weh. Ich kann nirgendwo hin, nicht einmal an das Ende der Welt.
Die Goja hat Buße getan, eine Zaddika, anständig. Ich darf das nicht, Mamas Augen sind in meinem Bauch.
Ich bin Moses, versteckt in einer Wolke aus Rauch, mein gesamter Körper ist mit Grau und Schwarz bedeckt, von innen, von außen. Mama kann nichts sehen, der Nebel versteckt mich.
Das Mädchen hat
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