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Das Kind des Schattens

Titel: Das Kind des Schattens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guy Gavriel Kay
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Baelrath auf ihrer Hand war. Als Seherin war ihr klar, dass er niemals mehr für sie aufflammen würde, nachdem sie es am Calor Diman abgelehnt hatte, den Drachen zu binden. Sie fühlte sich hilflos, fast krank.
    Ihr Platz würde hier auf dem Felsnicken sein … zusammen mit Loren und Jaelle … zusammen mit etlichen anderen aus allen Teilen des Heeres. Immerhin hatte sie ihre Ausbildung, und sie würden es bald mit Verwundeten zu tun haben.
    Sehr bald schon. Aileron und Arthur galoppierten schnell nach links, und sie sahen, wie Ivor nach rechts an Ra-Tenniels Seite ritt und sich an die Spitze der dort wartenden Dalrei stellte. Selbst in der Entfernung konnte sie die Gestalt Dave Martyniuks erkennen, er war bei weitem größer als alle um ihn her. Ihr entging nicht, wie er eine Axt aus der Schlinge nahm, in der sie an seinem Sattel gehangen hatte.
    Loren kam zu ihr und blieb bei ihr stehen. Sie ließ ihre Hand in die seine gleiten. Zusammen beobachteten sie Matt Sören, der sich zu Fuß an die Spitze der Zwerge begab, die niemals zuvor auf Pferden gekämpft hatten und es auch heute nicht tun würden. Neben ihm war Faebur. Der junge Mann aus Eridu war abgestiegen und hatte sein Pferd weiter oben zurückgelassen.
    Die Sonne stand jetzt schon höher. Von ihrem Platz aus konnte Kim das bewegte, wogende Heer der Finsternis ausmachen, es bedeckte die ganze Ebene dort unten wie ein Teppich. Zur Linken erhob Aileron sein Schwert, und auf der anderen Seite taten Ra-Tenniel und der Aven dasselbe. Sie sah, dass Matt sich an Faebur wandte und mit ihm sprach.
    Dann stieß Faebur in das Horn, sie hörte den hellen Klang … und die Schlacht hatte begonnen.
     
    Cechtar war der erste, den Dave sterben sah. Der große Dalrei schrie, so laut er nur konnte, und donnerte auf den nächsten Urgach zu, als die Armeen mit einem Krachen, das die Erde erzittern ließ, aufeinander prallten. Cechtars Wucht und sein pfeifender Schwerthieb ließen den Urgach fast aus seinem Sattel fallen, aber bevor der Dalrei ihm nachsetzen konnte, wurde sein Reittier durch das Horn des Slaug, auf dem der Urgach ritt, von unten böse aufgespießt, und als das graue Pferd sterbend zusammenbrach, war Cechtars Seite ungeschützt, und ein Svart Alfar sprang mit einem langen dünnen Messer in der Hand hinzu und tauchte es in sein Herz.
    Dave hatte nicht einmal Zeit aufzuschreien, sich darüber zu grämen oder auch nur darüber nachzudenken. Rings um ihn war nur Tod, blutig und verschwommen. Svart Alfar kreischten zwischen den Todesschreien junger Männer. Ein Svart sprang an seinem Pferd hoch, Dave zog seinen Fuß aus dem Steigbügel, schlug mit der Fußspitze zu und fühlte, wie der Schädel des hässlichen Geschöpfes unter seinem Tritt zerbrach. Er drängte sein Pferd vorwärts, um mehr Raum zu haben, um seine Axt besser schwingen zu können. Dann griff er den nächsten Urgach an, und jedes Mal danach trieben ihn Hass und Bitterkeit (aber kalt, eisig, berechnend kalt) weiter und immer weiter, und bald war die Schneide seiner Axt rot und triefte von Blut, während sie immer von neuem hochgerissen wurde und niedersauste. Er bemerkte nicht einmal, was auch nur zehn Meter entfernt von ihm geschah. Die Lios Alfar waren irgendwo zu seiner Rechten, und er wusste, dass Levon immer und bei allem, was geschah, neben ihm war und dass Torc und Sorcha auf seiner anderen Seite kämpften. Unmittelbar vor sich sah er Ivors gedrungene Gestalt, und bei allem, was er tat, bemühte er sich, in Reichweite des Aven zu bleiben. Wie damals bei der Schlacht an den Ufern des Adein verlor er jeden Sinn für die Zeit. Seine Welt war ein enger Strudel: Ein Universum von Schweiß, zerschmetterten Knochen, von schweißbedeckten Pferden, Slaughörnern und einem Boden, der schlüpfrig war vor Blut und zertrampeltem Fleisch der Sterbenden und der Toten. In den Schreien der Schlacht kämpfte er in schweigender Raserei, und wo seine Axt niederfiel, wo die Hufe seines Pferdes ausschlugen, dort töteten sie.
    Die Zeit wellte und drehte sich, sie wirbelte von ihm weg. Er stieß die Axt vorwärts wie ein Schwert mitten in das haarige Gesicht des Urgach vor ihm, und fast im selben Schwung trieb er die Schneide nach unten, so dass sie sich durch das Fleisch des Slaugs biss, auf dem der Urgach saß. Er ritt weiter. Levons Schwert neben ihm war ein unablässiger Wirbel glitzernder Bewegung, ein Gegengewicht von tödlicher Anmut zu Daves unüberwindlicher Kraft.
    Er hatte jedes Zeitgefühl verloren, der

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