Das Kind des Schattens
einen Augenblick und entgegnete dann sehr deutlich, so dass man es überall hin hören konnte: »In jedem einzelnen Bericht über den Bael Rangat, den ich gefunden habe … und ich habe alle Schriften, die es gibt, glaube ich, gelesen … herrscht ein gemeinsamer Zug vor. Selbst in der Gesellschaft von Conary und Colan, von Ra-Termaine und dem wilden Angirad aus dem Land, das jetzt Cathal heißt, von Revor von der Ebene und all jenen, die mit ihm ritten, … selbst in so strahlender Gesellschaft war kein einzelner Heeresteil des Lichtes so gefährlich wie Seithr und die Zwerge. Es gibt keine Bitte, die ich dir abschlagen könnte, Matt, aber ich wollte dich ohnehin darum bitten. Dein Volk soll seinem König folgen und einen Ehrenplatz in unseren Reihen einnehmen. Sie sollen aus seiner strahlenden Ehre ihre Ehre ableiten und Mut aus ihrer Vergangenheit ziehen.«
»So sei es«, bestätigte Ivor ruhig. »Wo wollt Ihr die Dalrei aufstellen, Großkönig?«
»Bei den Lios Alfar, wie beim Adein. Ra-Tenniel, kannst du und der Aven unsere rechte Flanke halten?«
»Wenn wir beide es nicht können«, antwortete der Herr der Lios Alfar mit einem Anflug von Lachen in seiner silbrigen Stimme, »dann wüsste ich nicht, wer es kann. Wir werden mit den Reitern vorgehen.« Er saß auf einem der großartigen Raithen, wie hinter ihm auch Brendel, Galen und Lyden, die Führer ihrer Gaue. Neben ihnen stand ein fünftes reiterloses Raithen.
Ra-Tenniel zeigte darauf. Er wandte sich Arthur Pendragon zu, aber er sprach nicht. Es war Loren Silbermantel, der dann das Schweigen brach. Er verfügte nicht mehr über die Kräfte des Magiers, trug aber noch immer das Wissen des Magiers in sich.
»Mein Herr Arthur«, sagte er, »Ihr habt uns mitgeteilt, dass Ihr niemals lange genug lebt, um die letzte Schlacht Eurer Kriege zu sehen. Doch heute wird es, wie es scheint, der Fall sein. Obwohl dieser Ort einstmals Camlann hieß, trägt er diesen Namen jetzt nicht mehr. Seit er vor tausend Jahren durch den Krieg verwüstet wurde, hat er nicht mehr so geheißen. Sollen wir nicht etwas Gutes in diesem Übel suchen, eine Hoffnung im Kreislauf der Jahre?«
Und Arthur erwiderte: »Gegen alles, das ich durch Schmerz gezwungen wurde zu erkennen, lasst es uns versuchen.« Er stieg von seinem Pferd, nahm den König Speer in die Hand und ging zu dem fünften gold- und silberschimmernden Raithen aus Daniloth hinüber. Als er aufsaß, flammte der Speer einen Augenblick lang auf.
»Kommt, mein Herr«, rief Aileron, »und mein Herr Lancelot, wenn Ihr wollt. Ich heiße Euch in den Reihen von Brennin und Cathal willkommen. Wir werden die linke Seite dieses Kampfplatzes einnehmen. Lasst uns versuchen, unsere Reihen über die Körper unserer Feinde im Bogen nach innen zu führen und vor Ende des Tages die Dalrei und die Lios Alfar wieder zu treffen.«
Arthur nickte, ebenso Lancelot. Sie gingen hinüber zu der Stelle, wo Mabon von Rhoden wartete, neben ihm auch Niavin, der Herzog von Seresh und Coll von Taerlindel mit steinernem Gesicht, der jetzt die Männer der Südfeste, Diarmuids Männer, anführte. Kim tat es leid um ihn, aber es würde heute an diesem Tag noch genügend Kummer geben, das wusste sie, und vielleicht noch endgültigere Finsternis für sie alle.
Es schien, dass sie alles Nötige besprochen hatten, aber zu ihrer Überraschung ließ sich Aileron von neuem vernehmen. »Noch eines«, sagte der Großkönig, als seine Hauptleute sich anschickten loszureiten. »Vor tausend Jahren war noch ein anderes Volk im Heer des Lichtes, ein gefährliches und wildes Volk, mutig über alle Maßen. Ein Volk, das jetzt vernichtet und bis auf einen einzigen untergegangen ist.«
Er drehte sich um und fragte: »Faebur von Larak, willst du im Namen des Volkes des Löwen an der vordersten Front unserer Schar reiten? Willst du heute zu den Zwergen stoßen und an die Seite ihres Königs treten? Willst du das Horn, das ich trage, annehmen und für uns alle zum Angriff blasen?«
Kim sah, dass Faebur erblasste, aber nicht aus Furcht. Er lenkte sein Pferd auf das schwarze Streitross Ailerons zu und nahm das Horn entgegen. »Im Namen des Löwen«, gelobte er, »will ich es tun.«
Er ritt nach vorne und hielt an Matts linker Seite an. Rechts neben Matt wartete Brock von Banir Tal. Kims Mund war trocken vor Angst, sie blickte auf und sah, wie die Schwäne über ihnen kreisten, unangefochten beherrschten sie den Himmel. Auch ohne hinzublicken, wusste sie, wie vollkommen leblos der
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