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Das Kinder-Gesundheitsbuch

Das Kinder-Gesundheitsbuch

Titel: Das Kinder-Gesundheitsbuch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Vagedes , Georg Soldner
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ist eine Sonderform der durch so genannte hämolysierende Streptokokken der Gruppe A hervorgerufenen Infektionserkrankungen. A-Streptokokken gehören zu den häufigsten Erregern von ansteckenden bakteriellen Erkrankungen der oberen Luftwege, insbesondere der Gaumenmandeln und der Rachenhinterwand (Streptokokken-Tonsillitis). Die Ansteckung erfolgt durch Schmier- und Tröpfcheninfektion. Die Scharlacherreger sind Bakterien, die selbst Giftstoffe bilden. Diese so genannten Toxine gelangen über die Lymphbahnen ins Blut, breiten sich dort aus und lösen eine Reaktion des Körpers dagegen aus.
    In der Blutbahn entstehen so genannte Immunkomplexe, die aus Giftstoffen und den gegen sie gerichteten Antikörpern bestehen. Wenn die Krankheit richtig verläuft und entsprechend unterstützt wird, fängt der Organismus die Giftstoffe ab und scheidet sie über den für Scharlach typischen Hautausschlag aus. Die ebenfalls typische Halsentzündung und der Hautausschlag zeigen also an, dass sich der Organismus gegen eine nach Innen vordringende Vergiftung wehrt.
    Wenn die Ausscheidungstätigkeit des Organismus nicht angeregt wird oder nicht ungestört ablaufen kann, schlägt die Kinderkrankheit in eine zerstörerische Krankheit um. Dann kann es durch die Scharlachgifte selbst oder durch einen Niederschlag der Immunkomplexe an »falscher Stelle« zu schweren Folgekrankheiten der Herzklappen sowie der Gelenke und der Nieren kommen.
    Beim Scharlach gelangen die Bakterien über die Gaumenmandeln und Halslymphknoten in die Blutbahnen und rufen den typischen roten Ausschlag hervor, der von den Leisten und Achselhöhlen ausgeht. Scharlach tritt meist im Alter zwischen drei und acht Jahren auf. Da es unterschiedliche Untergruppen an Giftstoffen gibt, kann man mehrmals, auch kurz hintereinander, an Scharlach erkranken.
    Nach der Inkubationszeit von einem bis fünf Tagen bekommt das Kind plötzlich hohes Fieber und starke Halsschmerzen mit Schluckbeschwerden. Es ist in seinem Allgemeinzustand deutlich beeinträchtigt, das Gesicht wirkt blass und ernst. Im Kontrast dazu sind Gaumen, Zäpfchen und Mandeln hochrot. Auf den Mandeln treten allmählich gelbliche Beläge (Stippchen) in Erscheinung, die anfangs auch fehlen können. Die Kieferwinkellymphknoten sind schmerzhaft geschwollen. Von der Leistengegend und dem Achselbereich ausgehend tritt ein samtiger, feinfleckiger Ausschlag auf, der sich auf den ganzen Körper ausbreitet – nur die Region um den Mund ist auffallend blass. Die Zunge wird nach zwei bis drei Tagen himbeerrot. Ein wichtiges »Reservoir« für die Scharlacherreger bilden die hinteren Nasengänge, die Nase ist oft von einem eitrigen Schnupfen mitbetroffen. Bei schweren Verläufen kann es zusätzlich zu einer Mittelohrentzündung oder Nebenhöhlenentzündung kommen, die eher schwer verlaufen.
    Nach den ersten Krankheitstagen weicht der Hautausschlag einer auffälligen Blässe – mit Ausnahme der Himbeerzunge und des hochroten Rachens. Das Kind erholt sich im weiteren Verlauf, bevor etwa 14 Tage nach Krankheitsbeginn eine erneute Krankheitsphase mit blasser Haut, Abgeschlagenheit und Ruhebedürftigkeit eintritt. Die früher typischen Folgeerkrankungen wie rheumatisches Fieber, Nierenentzün dung oder Herzmuskelentzündung, die vor allem in der dritten Krankheitswoche auftraten, sind heute extrem selten geworden. Dies hängt nicht in erster Linie mit der Gabe von Antibiotika zusammen, sondern mit verbesserten Lebensbedingungen und einem besseren Ernährungszustand der Kinder. Es gibt keine Studien, die zeigen, wie häufig diese Komplikationen heute bei nicht antibiotisch behandelten Kindern sind. Andererseits kommt es auch bei antibiotisch behandelten Kindern zu Nachkrankheiten vor allem der Nieren, was deutlich macht, dass ausreichende Ruhe beim Scharlach für alle betroffenen Kinder wichtig ist.
    Die Krankheit ist ohne antibiotische Therapie erst nach drei Wochen ausgestanden. Dann schuppt sich auch die gesamte Haut und es treten lamellenartige Schuppen an den Fußsohlen und den Handinnenflächen auf. Erst nach vier Wochen ist das Kind wieder normal belastbar, Sport darf es erst nach sechs Wochen treiben.
    Eine Infektion durch Scharlacherreger kann sich rein auf die Gaumenmandeln beschränken:
    Man spricht dann von einer »Streptokokken-Angina«. Diese kann ebenso zu den genannten, lebensbedrohlichen »Nachkrankheiten« an Herz und Nieren führen wie der Scharlach, verläuft aber meist milder und weniger auslaugend und bedarf

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