Das Kinder-Gesundheitsbuch
von daher keiner so langen Erholungsphase. – Allerdings besteht gerade in der Pubertät die Gefahr, dass eine solche Angina unentdeckt bleibt und zu Komplikationen führt, weil die Jugendlichen nicht zugeben, Halsweh zu haben, um einem Ausgehverbot zu entgehen und abends noch Freunde besuchen zu können.
Denn es gilt grundsätzlich bei Infektionen mit Scharlacherregern: Wenn nicht Ruhe eingehalten wird, bis der Erreger und seine Gifte überwunden sind, ist der Organismus in Gefahr.
Gesund trotz Streptokokken
Häufig wird in der Praxis jeder positive Rachenabstrich auf Scharlacherreger so gedeutet, dass das Kind »Scharlach« hat.
Diese Schlussfolgerung ist in keiner Weise gerechtfertigt, da man weiß, dass in der Winterzeit in einem Kindergarten bis zu 20 Prozent der Kinder einen positiven Abstrich aufweisen. Die meisten von ihnen sind nicht krank und sie sind auch nicht ansteckend. Vielmehr gilt: Ein positiver Rachenabstrich ohne Krankheitssymptome des Kindes ist nicht behandlungsbedürftig.
Aus ganzheitlicher Sicht
Bei Kindern, die an Scharlach erkranken, ist vor dem Ausbruch der Krankheit die geistig-seelische Entwicklung oft gegenüber den körperlichen Veränderungen beschleunigt. Die Umgebung des Kindes stellt in dieser Phase häufig eine besserwisserische, neunmalkluge Art oder aber eine bedrückte Stimmung beim Kind fest.
Das Ungleichgewicht zwischen der zu schnellen geistig-intellektuellen Entwicklung und der seelischen Überforderung macht das Kind empfänglich für Scharlach.
Die Disposition zum Scharlach entsteht vor allem dort, wo sich das Kind geistig zu früh, zu intensiv entwickelt und/oder sich sozial überfordert fühlt. Auch positiv aufregende Ereignisse, auf die das Kind hinfiebert, wie eine Schulvorführung oder der Tag der Einschulung, können Auslöser der Krankheit sein. In besonderer Weise gilt dies für seelische Belastungen, die ein Kind »nicht schlucken« (Schluckbeschwerden!) kann.
Ist die Krankheit ausgebrochen, zeigt das Kind das Bedürfnis nach Ruhe und Rückzug – es möchte aber nicht allein gelassen werden. Auch beim Scharlach werden Giftstoffe über einen Hautausschlag ausgeschieden. Im Gegensatz zu den Masern spielen sich aber die entscheidenden Veränderungen im Inneren ab: Ein flammend roter Ausschlag in Mundhöhle und Rachen ist der am zuverlässigsten zu beobachtende Ausschlag bei Scharlach. Der Hautausschlag kann dagegen fein und flüchtig sein. Schmerz, Rötung und Fieber sind alles Anzeichen für eine starke Tätigkeit des Seelischen. Umso wichtiger ist es, dass das Kind genügend Zeit bekommt, sich zu erholen. Wenn die Scharlacherkrankung nicht antibiotisch abgekürzt wird, ist eine zwei- bis dreiwöchige Bett- oder Hausruhe angesagt.
Denn in dieser Phase (zweite bis dritte Krankheitswoche) kann es zu den bekannten Folgeerkrankungen (siehe > ) kommen. Nach Überwindung der entscheidenden dritten Krankheitswoche und der folgenden Woche der Erholung, kann sich das Kind wieder der Welt zuwenden – nun auf eine neue Art, als hätte es sich innerlich gereinigt. Sein geistig-seelisches Ungleichgewicht ist wieder in Harmonie gekommen.
Grundsätzlich gilt, dass die Erkrankung erst dann überwunden ist, wenn sich das Kind deutlich sichtbar körperlich erholt hat, es also Appetit, Bewegungsfreude und eine Gewichtszunahme zeigt. Es besteht dagegen nach wie vor die Gefahr von Folgeerkrankungen, wenn das Kind in seiner Vitalität noch »wie gelähmt« erscheint, obwohl es vielleicht schon wieder Schulaufgaben machen möchte. Hier gilt der Grundsatz:
Die Erholung der Lebenskräfte geht vor.
Viele Eltern und Kinderärzte berichten, dass eine zu rasche antibiotische Abkürzung des normalen Krankheitsverlaufes häufig zu Rückfällen führt. Es dauert dann nicht lange, und die Kinder erkranken erneut an einer Infektion mit einem anderen Streptokokken-Toxin, während sich nach erfolgreich überwundener Scharlacherkrankung die Kinder gesünder und gestärkt weiterentwickeln. Daraus lässt sich folgern, dass der Krankheitsverlauf dieser Kinderkrankheit der Versuch einer Kurskorrektur ist: Denn die eigentliche Ursache der Krankheit sind nicht die Bakterien, die merkwürdigerweise bestimmte Kinder nie krank machen. Es ist vielmehr das geschilderte Ungleichgewicht der kindlichen Entwicklung, das korrigiert werden möchte.
Wenn man nun rasch Antibiotika verabreicht, wofür es gute Argumente gibt – etwa wenn die Eltern keine Zeit haben, das Kind zu Hause entsprechend lange zu
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