Das Kinder-Gesundheitsbuch
Innere des Körpers ein (siehe > ).
Aber auch Viren, Bakterien und Pilze werden vom Immunsystem allergiekranker Kinder nicht ausreichend beherrscht und können leichter in Bereiche des Körpers vordringen, wo sie nicht hingehören. Die Allergie selbst ist bereits der zweite Schritt: Es kommt jetzt zu überstarken Reaktionen gegen normale und an sich harmlose Stoffe der Außenwelt, also zur Allergie. Diese kann man am ehesten als eine Art Panikreaktion des Immunsystems begreifen, wenn es die normale, rechtzeitige Verdauung der Allergene nicht ausreichend beherrscht. Da die Verdauungskraft des Kindes aber in den ersten Lebensjahren zunimmt, kann bei entsprechender Unterstützung diese Panikreaktion auch überwunden werden.
Viele Allergien können im Kindesalter ausheilen, wenn durch eine die Gesundheit aufbauende Medizin das Immunsystem des Kindes genügend Abwehrkraft entwickelt.
Sehr viel schwieriger ist der Umgang mit Autoimmunerkrankungen. Hier verhält sich das Immunsystem zu aggressiv und beginnt, körpereigene Gewebe und Organe zu verdauen. Man spricht dabei von einer »gestörten Selbsttoleranz«. Beim Diabetes mellitus zerstört das Immunsystem die Zellen in der Bauchspeicheldrüse, die den Blutzucker regulieren, beim kindlichen Rheuma greift es die eigenen Gelenke an. Auch hier bleibt die Frage offen, warum das Immunsystem dieser Kinder seine aggressive Kraft nach innen wendet und Teile des eigenen Körpers wie Fremdes behandelt.
Allergien auf dem Vormarsch
Sowohl Allergien als auch Autoimmunerkrankungen treten bei Kindern, vor allem in den hoch industrialisierten Ländern, immer häufiger auf. Bei den vielen verschiedenen Ursachen, die dafür in Frage kommen, spielt die Vererbung eine gewisse Rolle, vielleicht ist ihre Bedeutung jedoch geringer als man bisher gedacht hat:
Zwar steigt das Risiko für eine Neurodermitis auf 40 Prozent bei einem erkrankten Elternteil und sogar auf 70 Prozent, wenn beide Eltern erkrankt sind – ob es aber das physische Erbgut, die Chromosomen der Eltern sind, die diese Zunahme erklären, muss bezweifelt werden: Die Menschen in der DDR zeigten 1989 bei historisch vergleichbaren Erbguteigenschaften weit weniger
Allergien als die Einwohner der damaligen BRD.
Das änderte sich jedoch nach der Wende dramatisch. Für Autoimmunkrankheiten wie den Diabetes mellitus, die ebenso zugenommen haben wie Asthma und Neurodermitis, wurde inzwischen bewiesen, dass die genetische Veranlagung zum kindlichen Diabetes seit 1950 nicht zugenommen hat. Auch von naturwissenschaftlicher Seite wird immer häufiger die Vermutung geäußert, dass durch die westliche Lebenskultur das Immunsystem unserer Kinder ungenügend »trainiert« wird. Das ist leicht nachvollziehbar.
Was schützt, was begünstigt?
Wie im Kapitel über Fieber (siehe ab > ), über die klassischen Kinderkrankheiten (siehe ab > ) und auch über die Impfungen (siehe ab > ) dargestellt worden ist, besteht eine der wichtigsten Aufgaben während der Kindheitsentwicklung darin, zwischen Fremdem und Eigenem richtig unterscheiden zu lernen. Das soll sowohl auf körperlicher, seelischer als auch auf geistiger Ebene geschehen. Auf körperlicher Ebene kann die gesunde Unterscheidungsfähigkeit geübt und trainiert werden und es kommt zu einer Reduktion von Allergien, wenn:
Kinder ausreichend viel Kontakt mit der natürlichen Umgebung haben. Das heißt, dass sie im Freien spielen können und dabei mit Waldboden, Pflanzen und Bauernhoftieren in Berührung kommen Auf diese Weise erhalten sie eine natürliche »Schmutz-Impfung«.
Kinder mit Muttermilch gestillt werden und eine ausgewogene Vollwertkost essen.
Kinder bei Infektionskrankheiten, bei denen sie ja in Kontakt mit fremden Erregern kommen, Zeit und Ruhe haben, durch Fieberbildung bis auf die Ebene der Körperzellen das Fremde richtig zu »verdauen« und zu überwinden.
Im Gegensatz dazu kommt es zu einem Anstieg von Allergien, wenn unnötig oft durch fiebersenkende Arzneimittel oder vorschnellen Einsatz von Antibiotika fieberhafte Infektionskrankheiten abgekürzt oder unterdrückt werden. Dies ist mittlerweile durch viele verschiedene auch internationale Studien belegt worden. Auch einseitige Ernährung mit zu viel Zucker, Konserven, Geschmacksverstärkern oder künstlich hergestellter Nahrung schwächt das gesamte Verdauungssystem – und damit wichtige Organe, die bei Allergien eine Rolle spielen.
Auch ein übertriebener und einseitiger Konsum von elektronischen Medien wirkt
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