Das Kinder-Gesundheitsbuch
halten.
Die Wirbelsäule ist im gesunden Zustand von vorne und hinten betrachtet gerade. Von der Seite betrachtet hat sie die Form eines doppelten geschwungenen S. Dabei bezeichnet man generell eine Biegung nach hinten als Kyphose .
Diese Biegung taucht als Normalform im Brustkorb- und im Steißbeinbereich auf. Eine Biegung nach vorne bezeichnet man als Lordose , sie tritt als Normalform im Bereich der Hals- und Lendenwirbelsäule auf. Eine verstärkte Biegung nach hinten im Brustkorbbereich bezeichnet man als Rundrücken. Eine zu starke Krümmung nach vorne im Bereich der Lendenwirbelsäule als Hohlkreuz (siehe Abbildung).
Krümmungen zur Seite, die immer krankhaft sind, werden als Skoliose bezeichnet (siehe Abbildung). Von einer skoliotischen Fehlhaltung spricht man, wenn die Skoliose schwach ausgeprägt ist und das Kind die Wirbelsäule mit Anstrengung der Muskeln noch ganz gerade halten kann. Unterschiedliche Beinlängen, aber auch eine Fehlstellung der Hüfte können zu einer solchen Fehlhaltung führen. Bei starker Ausprägung der Skoliose besteht jedoch eine echte Fehlstellung , die sich zu einem bleibenden Haltungsschaden entwickeln kann. Häufig ist die Wirbelsäule dazu noch in der Längsachse in sich verdreht. Eine Skoliose kommt bei Mädchen dreimal häufiger vor als bei Jungen. Skoliosen entstehen in jedem Alter, am häufigsten werden sie aber in der Pubertät entdeckt.
Die häufigste Veränderung der Wirbelsäule ist der so genannte Morbus Scheuermann , der früher auch »Lehrlingsbuckel« genannt wurde.
Dabei hat das Kind eine überstarke Kyphose, das heißt, seine Wirbelsäule ist verstärkt, über das normale Maß hinaus nach hinten gebogen:
Meistens am Brustkorb, zum Teil aber im gesamten Rückenbereich bis zur Lendenwirbelsäule. Ursache ist eine Wachstumsstörung der empfindlichen, noch knorpeligen Wachstumszonen und Deckplatten der Wirbelkörper. Die Wirbelkörper können an den durch die Schwerkraft besonders belasteten Stellen an Höhe verlieren und sogar an manchen Stellen zusammenbrechen (wie ein Karton, den man an einer Stelle zu sehr belastet hat). Zum Teil dringt Bandscheibenmaterial in die eingebrochenen Stellen vor. Während der pubertären Wachstumsphase wächst die Wirbelsäule besonders stark und die Wirbelkörper sollten deshalb entlastet werden. Es hilft, wenn sich der Jugendliche eine kräftige Bauch- und Rückenmuskula tur antrainiert und keine schweren Lasten trägt.
Eine Fehlhaltung der Wirbelsäule kann bei Kindern und Jugendlichen noch korrigiert werden.
Sie kann sich aber, vor allem in der Pubertät, zu einem bleibenden Haltungsschaden entwickeln.
Aus ganzheitlicher Sicht
Sowohl die Skoliose, die vor allem bei Mädchen auftaucht, als auch der Morbus Scheuermann, der in der Praxis überwiegend bei Jungen Beschwerden macht, erscheinen vor allem während der Pubertät. In den ersten sieben Jahren bis zum Zahnwechsel ist das Skelettsystem bei Mädchen und Jungen noch relativ ähnlich, in den folgenden sieben Jahren, vor allem in der Pubertät, verändert es sich sehr grundlegend.
Das Typische des Weiblichen und das des Männlichen tritt jetzt betont in Erscheinung.
Charakteristisch für das Seelische ist, dass es in Polaritäten lebt: Leid und Freude, Männliches und Weibliches, Liebe und Hass, Sympathie und Antipathie, Trieb und Vernunft liegen nah beieinander. Die gegensätzlichen Kräfte müssen auf der »Baustelle«, die die Seele des Kindes in dieser Phase darstellt, in ein neues Gleichgewicht gebracht werden. Die Pubertät ist nicht nur für das Kind eine anstrengende Zeit des Umbruchs, sondern verlangt auch den Eltern einiges ab, bis ihr Teenager wieder ein Gleichgewicht erreicht hat.
Die Wirbelsäule bildet mit Herz und Lunge gemeinsam das »Rhythmische System«, und damit die ausgleichende Mitte des Menschen.
Kaum verwunderlich, dass es in der Pubertät zu Veränderungen an der Wirbelsäule kommt, in denen sich die Schwierigkeiten und Extreme dieses Alters spiegeln: krankhafte Kyphose bei Jungen, krankhafte Skoliose bei Mädchen.
Im Bereich einer Lordose (Hals- und Lendenbereich) ist die Wirbelsäule besonders beweglich, im Bereich einer Kyphose (Brustbereich, aber auch Region des Kreuzbeins) vergleichsweise dazu eher stabiler und fest. Bei Mädchen mit einer Skoliose tritt häufig ein verfrühter und beschleunigter Wachstumsschub auf. Das Bewegliche der Lordose-Abschnitte (wie zum Beispiel des Lendenbereichs) erscheint nun weiter oben an falscher Stelle,
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