Das Kinder-Gesundheitsbuch
können, stößt man unweigerlich auf ein Problem: Wer hält eigentlich wen? Halten die Knochen die Muskeln? Oder halten die Muskeln die Knochen? Eins steht fest: Die Muskeln brauchen die Knochen, um an ihnen befestigt zu sein, aber auch die Knochen brauchen die Muskeln, um gehalten werden zu können. Beide halten sich gegenseitig, aber wie kommt es dazu, dass ein Kind steht, geschweige denn rennt oder springt?
Die Aufrichtekraft des Kindes ist weder aus der Substanz seiner Knochen, noch aus der seiner Muskeln erklärbar. Sie entwickelt sich schlicht und einfach aus den Kräften seiner seelisch-geistigen Individualität, die »nach oben«, in die aufrechte Körperhaltung strebt und diejenigen Menschen nachahmen will, die sie liebt, mit denen sie seelisch verbunden ist. Natürlich ist es wichtig, dass Knochen, Muskeln und Nervensystem richtig ausgebildet sind und unbeschadet die Geburt überstehen. Doch die wichtigste Voraussetzung für die aufrechte Körperhaltung ist die Gegenwart aufrecht stehender bzw. gehender Menschen.
Im Mittelalter wurden grausame Versuche gemacht: Man ließ Kinder gänzlich isoliert aufwachsen, um zu untersuchen, ob sie sich von allein aufrichten. Dabei hat sich gezeigt, dass sich Kinder nicht instinktiv, sondern nur durch nachahmendes Lernen aufrichten. Die Seele, das Seelisch-Geistige des Kindes, ergreift also seinen Bewegungsapparat abhängig von dem, was es in seiner Umgebung wahrnimmt. In abgeschwächter Weise kann man dieses Phänomen am Bewegungsmuster von Kindern beobachten, wenn man die dazugehörigen Eltern kennt. Das jeweilige elterliche Vorbild zeigt sich beim Kind in der Mimik und in der Art zu gehen und sich generell zu bewegen, vor allem bis zum Schulalter. Ein gesundes Kind nimmt Bewegungen anderer Menschen so wahr, dass bei ihm selbst genau die Nervenzellen aktiviert werden, die für die Ausführung der jeweiligen Bewegungen notwendig wären. So bewegt es sich immer mit demjenigen innerlich mit, auf den seine Wahrnehmung gerichtet ist.
Das Seelisch-Geistige des Kindes nimmt jedoch nicht nur wahr, wie sich seine Bezugspersonen äußerlich bewegen, sondern vor allem, was sie seelisch bewegt: Es nimmt direkt wahr, wie die Bewegung anderer Menschen ihre innere seelische Verfassung ausdrückt. Vor einem kleinen Kind bleibt nichts verborgen! Gerade in der Zuwendung seiner Eltern nimmt das Kind alle Feinheiten ihrer äußeren und inneren Bewegungen wahr: Muss die Mutter oder der Vater beim Umarmen erst negative Gefühle wie Überforderung, innere Wut oder Trauer überwinden? Oder nehmen die Eltern das Kind wirklich offen und liebevoll in die Arme?
Bewegungsfreude als Altersvorsorge
Kinder sind von Natur aus bewegungsfreudig.
Sie blühen dabei seelisch auf und formen durch ihre Bewegungen ihren Körper. Wenn ein Kind sich viel bewegt, wirkt sich das also sowohl auf seine seelisch-geistige Entwicklung positiv aus als auch ganz konkret auf die physische Qualität seiner Knochen. Vor allem in den ersten 21 Lebensjahren können die Knochen von Kindern und Jugendlichen Knochensubstanz ansetzen, jedoch nur, wenn die Knochen durch häufige Bewegungen belastet werden. Denn in die Zonen, in denen sich die Kraft entfaltet und der Knochen belastet wird, lagern sich Salze, vor allem Verbindungen aus Kalzium und Phosphat, ein. Für einen gesunden Knochenaufbau brauchen Kinder deshalb eine ausgewogene, vollwertige Ernährung, vor allem aber ausreichend Bewegung, am besten draußen, da Sonnenlicht die Haut anregt, Vitamin D zu bilden, was wiederum die Knochen aufbaut. Geschieht das in der Kindheit und Jugend zu wenig, wird sich frühzeitig eine Osteoporose bemerkbar machen.
Moderne wissenschaftliche Studien zeigen, dass in der Kindheit und Jugend auch im Bereich des Skelettsystems eine Vorsorge getroffen werden kann: Je gesünder sich der Mensch in der ersten Lebenshälfte ernährt und je mehr er sich am Sonnenlicht bewegt, umso mehr solide Knochensubstanz hat er für die zweite Lebenshälfte (Ruhephase) zur Verfügung.
Gesunde Ernährung heißt im Übrigen nicht nur reich an Kalzium, sondern auch arm an »Knochenräubern«. So weisen Kinder und Jugendliche mit reichlich Cola-Konsum ein Mehrfaches an Knochenbrüchen auf! Käufliche süße Getränke und Süßigkeiten stellen eine Belastung des »Knochenkontos« dar. Vollwertige, frisch zubereitete Lebensmittel, die auch eine selbst gemachte süße Nachspeise und selbstgebackenen Kuchen an Wochenenden und Feiertagen einschließen, füllen
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