Das Kinder-Gesundheitsbuch
bei den in diesem Kapitel zusammengefassten Verhaltensauffälligkeiten. Auch daran, dass diese in den westlichen Ländern immer häufiger werden, zweifelt praktisch niemand. Die Ursachen dafür sind vielfältig: In der Regel sind sie auf gesellschaftlicher, familiärer und individueller Ebene zugleich zu suchen. In jedem Fall greift es zu kurz, allein den Eltern die Schuld zu geben, wenn ihr Kind zum Beispiel eine Ess-Störung oder ein Aufmerksamkeitsdefizit entwickelt. Andererseits können Eltern auch in diesem Bereich großen Einfluss auf ihre Kinder nehmen und viel zur Vorbeugung, zur Prävention beitragen.
So können sie etwa von Anfang an eine familiäre Esskultur entwickeln, bei der Essen Genuss und Wohlgefühl bedeutet, oder indem sie im Hinblick auf die »visuelle Nahrung« ihr Kind nicht vor dem Fernseher »parken«, sondern freies Spielen und Bewegung fördern. Aber selbst bei guten familiären Voraussetzungen können Kinder Verhaltensauffälligkeiten und -störungen entwickeln, die behandelt werden müssen. Bewusst haben wir auf Ausführungen zu Depressionen und Suchterkrankungen (außer Ess-Störungen) verzichtet, da diese – noch mehr als die übrigen Auffälligkeiten in diesem Kapitel – einer individuellen Therapie bedürfen.
Schlafstörungen
Typische Symptome
Einschlafschwierigkeiten, einschlafen meist nur mit aufwändiger Hilfe der Eltern möglich
Durchschlafschwierigkeiten
längere Wachphasen nachts
Übermüdungszeichen tagsüber
Eine Schlafstörung liegt vor, wenn ein Kind schlecht ein- oder durchschlafen kann bzw. wenn es nachts längere Wachphasen hat, in denen es aktiv ist und seine Umgebung wach hält. Außerdem sind schlafgestörte Kinder unausgeschlafen – genau wie ihre Eltern. Schlafstörungen werden von Eltern sehr subjektiv empfunden. Manche empfinden das Schlafverhalten ihres Babys als normal, obwohl es sie nachts mehrere Stunden wach hält. Für andere dagegen ist der Schlaf ihres Kindes gestört, weil es nachts einmal aufwacht und trinken will.
Es ist tatsächlich nicht einfach, objektive Kriterien für Schlafstörungen aufzustellen, zumal schon der Schlafbedarf von Kindern sehr unterschiedlich ist. So genügen dem einen Säugling im Extremfall 10 Stunden Schlaf pro Tag, während ein Gleichaltriger 20 Stunden braucht, um »ausgeschlafen« zu sein.
Wie lässt sich nun erkennen, ob Ihr Kind genug Schlaf bekommt? Ein ausgeschlafenes Kind zeigt sich in seinen Wachphasen frisch und munter sowie aktiv und aufnahmebereit. Ein Kind, das zu wenig schläft, ist dagegen quengelig und wirkt die meiste Zeit schläfrig.
Vielen Eltern ist nicht bewusst, dass Kinder das Schlafen erst lernen müssen. Deshalb können Säuglinge noch gar nicht schlafgestört sein – sie können höchstens den Schlaf ihrer Eltern stören. So muss ein Baby erst lernen einzuschlafen, indem es sich selbst beruhigt. Oft hilft ihm dabei ein Kuscheltier oder der Daumen, wenn beides nichts hilft auch ein Schnuller.
Hat es endlich in den Schlaf gefunden, durchläuft es nachts mehrere Tiefschlafphasen. In den Übergangsphasen dazwischen kommt es zu halbwachen Zuständen, in denen das Kind unruhiger wird. Dabei besteht die Gefahr, dass es ganz aufwacht, solange es sich nicht selbst beruhigen kann. Nehmen die besorgten Eltern ihr Baby nun auf den Arm, statt ihm zum Beispiel kurz die beruhigende Hand zu reichen, wird es erst richtig wach. Am besten lernen Kinder durchzuschlafen, wenn Eltern gar nicht oder nur zurückhaltend und ruhig auf die unruhigen Phasen reagieren.
Manchmal hindern auch Unsicherheit, Schuldgefühle oder Konflikte zwischen den Eltern ein Kind am Einschlafen. Ihm fehlen dann die Sicherheit und das Vertrauen, damit es loslassen kann. Denn um sich fallen zu lassen, brauchen Kinder genauso wie Erwachsene einen geschützten Raum.
Aus ganzheitlicher Sicht
Schlafen und Wachen finden im rhythmischen Wechsel statt, zu dem auch die Zwischenphasen gehören, in denen wir träumen oder nur halb wach sind, bevor wir wieder in eine Tiefschlafphase kommen. Während wir schlafen, erholen sich Körper und Seele. Im Schlaf löst sich das Seelisch-Geistige eines jeden Menschen etwas vom Körper. Ein physischer Ausdruck davon ist die Wärmeverteilung, die nachts anders ist als tagsüber. Nachts ist die Körperwärme eher im Außenbereich des Körpers, so dass wir uns zudecken müssen, um nicht auszukühlen. Tagsüber verbindet sich das Seelisch-Geistige wieder intensiver mit dem Körper und die Wärme ist
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