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Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Titel: Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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die im Schritttempo die Rosenthaler Straße hinunterfuhren, weil
das Gedränge zu groß war und Fußgängerampeln weiträumig gemieden wurden. Ein Jaguar hielt. Der Wagen der Freifrau? Ich setzte die Sonnenbrille ab. Das Licht blendete mich, außerdem waren die Scheiben des Autos verdunkelt. Ich konnte nicht erkennen, wer hinter dem Steuer saß. Der Wagen fuhr an den Straßenrand, Connie öffnete die Tür und stieg ein. Ich stand auf und versuchte, einen Blick auf das Nummernschild zu werfen. Da stand Dressler vor mir und versperrte mir die Sicht.
    »Sieht gut aus, Ihre Maskerade«, knurrte er. Ich versuchte, an ihm vorbeizusehen, doch der Wagen war bereits wieder in den Verkehr eingeschert und fuhr davon. Wieder ein dunkler Wagen. Wieder ein Mensch, der abgeholt wurde.
    »Aber erkennen tu ich Sie trotzdem.«
    Dressler fiel auf den Stuhl vor mir. Ich setzte mich.
    »Wer hat denn mit Ihnen Tango getanzt?«
    »Meine Sache.« Ich machte mir Sorgen. Connie war nicht freiwillig zu mir gekommen, jemand hatte sie geschickt. Vielleicht die Person, die jetzt am Steuer saß. Ich sollte Connie warnen. Aber es würde zwecklos sein. Sie würde mir bestimmt nicht glauben. Sie war verliebt.
    »Profis«, brummte Dressler. »Seh ich auf den ersten Blick. Vermutlich Albaner. Die Russen gehen mehr auf die Nase. Einen Gin Fizz.«
    Die Bedienung nickte und wandte sich mir zu. Wieder so eine bildschöne junge Frau. Das war ja besser als Kino hier.
    »Ein Wasser.«
    »Mit oder ohne … Aspirin?«, lächelte sie.
    »Mit, bitte.«
    Sie strahlte geradezu, drehte sich um und ging hinein. Dressler arrangierte zwischenzeitlich seine Körperfülle in eine bequemere Position.
    »Da waren Sie jemandem aber viel wert. Pro Mann fünftausend Euro, unter Freunden. Vermutlich zwei, stimmt’s?«

    Ich nickte zögernd. Dressler schien sich wirklich auszukennen.
    Er grinste. »Keine Sorge, ich war’s nicht. Obwohl – wenn die Sache mit der Kamera nicht bald geklärt ist, könnte ich es mir überlegen.«
    »Zumindest sparen Sie schon mal die zweitausend, die Sie einem völlig Unbeteiligten im Krankenhaus angeboten haben.«
    »Unbeteiligt an was?«
    Er holte einen kleinen Notizblock hervor, leckte sich den Zeigefinger an und suchte ein noch nicht vollgekritzeltes Blatt. Dressler war wirklich mit allen Wassern gewaschen. Soweit das mit meinen Augen möglich war, sah ich ihn so lange unschuldig an, bis er ungeduldig auf seinen Block klopfte. » Vor wenigen Wochen hatten die Zernikows Besuch von einer Ukrainerin. Name: Olga Warschenkowa. Richtig?«
    »Reden Sie weiter. Ich antworte Ihnen, wenn Sie fertig sind.«
    Er blinzelte. »Die Frau war am nächsten Tag tot.«
    Ich versuchte, die Augenbrauen hochzuziehen. Die frische Wunde brachte sich unangenehm in Erinnerung.
    »Dann zerstören Sie meine Kamera. Und nur zwei Tage später, was muss ich hören? Sie am Bett einer Frau. Intensivstation. Auch Ukrainerin. Also. Für mich gibt es da nur eine Verbindung. Russenmafia. Und das im Haus der Senatorin.«
    Er sollte Sigrun da raushalten. Sigrun hatte mit all dem nichts zu tun. Sie hatte mich verraten und verkauft, aber sie hatte mit all dem nichts zu tun.
    »Und?« Ich bemühte mich um einen enttäuschten Unterton. »Das ist alles?«
    Dressler klappte den Block zu. »Das allein reicht schon für eine leckere Story. Natürlich immer mit dem Fragezeichen in der Schlagzeile. Ihre Freundin hat es nicht leicht im Moment.«
    Er wies auf eines von Sigruns Plakaten, das an einem Laternenpfahl hing. Jemand hatte einen Farbbeutel auf sie geworfen.
Die linke Gesichtshälfte war getroffen. Blaue Spritzer waren vor dem Trocknen hinuntergelaufen.
    »Ich erinnere mich da außerdem an einen unangenehmen Vorfall auf einer Gartenparty. Eine Russin, bewaffnet. Wird von den Sicherheitsleuten überwältigt. Verlobung geplatzt, Party vorbei. Und Sie treu am Tragebettchen. Das sah vertraut aus. Sehr vertraut.«
    »Ich kann mich nicht erinnern«, erwiderte ich.
    Der Engel kam wieder und brachte auf einem Silbertablett ein Glas Wasser und ein Aspirin plus C. »Ihr Gin Fizz kommt gleich.«
    Ich warf die Tablette ins Wasser und wartete darauf, dass sie sich auflöste. Dressler musste Durst haben. Er schmatzte.
    »Was heißt das, Sie können sich nicht erinnern? Ich hab es auf den Fotos. Ich habe Sie und die Frau. Also. Ich will jetzt was wissen. Sonst stehe ich auf und gehe. Und dann wird es unangenehm.«
    Ich trank das Glas in einem Zug aus. »Was wäre, wenn die Frau auf der Party und die

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