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Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Titel: Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Welt.
    »Fertig«, sagte er. »Wollen wir?«
    »Einen Moment noch.«
    Ich schaltete mein Handy wieder ein. Auf meiner Mailbox waren dreizehn nicht angenommene Anrufe. Alle von Marie-Luise.
    »Du gottloses Schwein!«, zischte sie mich an, als ich sie anrief. »Bist du wahnsinnig geworden, mich einfach so sitzen zu lassen?«
    »Wo ist er? In deinem Bett?«
    Utz hob erstaunt die Augenbrauen. Ich drehte mich um, so dass er mich nicht sehen konnte, was natürlich völlig sinnlos war. Er konnte mich ja immer noch hören.
    »Zu Hause«, sagte sie wütend. »Irgendwann hat er mir endlich geglaubt, dass er seine Schlüssel verloren hat. Und was macht er? Er ruft doch tatsächlich einen Abschleppdienst an, der ihm den
Wagen bis vor die Haustür bringt. Damit er nicht irgendwelchen unseriösen Findern in die Hände fällt.«
    »Dann ist ja alles in Ordnung«, meinte ich.
    »Oho. Der drohende Verlust meiner Tugend scheint dich ja nicht sehr zu beunruhigen. Vielleicht schreckt dich dann wenigstens das hoch: Milla ist verschwunden. Auf eigenen Wunsch entlassen, heißt es im Virchow. Und dreimal darfst du raten, wer sie mitgenommen hat. Na? Unser lieber, vertrauenswürdiger Horst.«
    Das waren schlechte Nachrichten. Uns blieb nicht mehr viel Zeit. »Fahr in die Kaiserin-Augusta-Allee und versuche herauszufinden, wo er wohnt.«
    »Aber gerne«, sagte Marie-Luise. »Die U-Bahn fährt ja noch, damit komme ich von hier aus bequem in zwei Stunden dort an. Du hast meinen Wagen, falls du das vergessen hast.«
    »Einen Moment.« Ich hielt die Hand vor das Handy und drehte mich zu Utz. »Ich muss noch in Friedrichshain vorbeifahren. Milla ist verschwunden. Marie-Luise versucht herauszufinden, wo sie steckt. Sie braucht meinen Wagen.«
    »Marie-Luise, ist das die Dame, von der Sigrun gesprochen hat?«
    »Ja.«
    Utz nickte. » Wir fahren zusammen. Das liegt auf dem Weg. Du kannst ihr das Auto geben und dann bei uns mitfahren.«
    »Gut.«
    »Ich habe alles mitgehört«, knurrte Marie-Luise am anderen Ende der Leitung. »Der Volvo gehört immer noch mir, falls du das schon vergessen hast. Setz jetzt endlich deinen Arsch in Bewegung. Mit wem redest du da eigentlich? Wer kommt mit? Und wohin?«
    Ich holte tief Luft. »Sigrun und ihr Vater. Wir fahren noch mal nach Grünau.«
    Marie-Luise fluchte etwas, das ich als kultivierter Mitteleuropäer nicht verstehen wollte, dann legte sie auf. Gerade als Utz
die Haustür abgeschlossen hatte, kam Sigrun mit dem Jaguar aus der Tiefgarage. Sie trug einen Jogginganzug und Gummistiefel. Utz stieg hinten ein.
    »Wir machen einen kurzen Zwischenstopp«, erklärte ich Sigrun. »Ich fahre vor.«
    Es war kurz vor halb zwölf. Die Stadt war ruhig geworden nach diesem heißen Tag. In den Gartenlokalen und auf den Straßen vor den Restaurants wurden die Stühle hochgestellt. Auf der Lietzenburger waren wie immer um diese Uhrzeit nur die Verrückten unterwegs, hochgetunte Mittelklassewagen mit getönten Scheiben und kofferraumgroßen Subwoofern. Wir erreichten trotzdem ziemlich schnell den Potsdamer Platz. Die Hochhäuser waren beleuchtet, und durch die Straßen flanierten immer noch Menschen. Wir rasten die Leipziger Straße entlang bis zum Alex, bogen endlich auf die Karl-Marx-Allee ein.
    Marie-Luise erwartete uns vor der Haustür. Ich stoppte in zweiter Reihe und holte aus dem Kofferraum unsere Ausrüstung, die wir nach dem ersten Ausflug dort verstaut hatten. Marie-Luise bemerkte den Jaguar und schlenderte langsam auf ihn zu. Sie strich mit der Hand über den vorderen Kotflügel und blieb neben dem Fahrerfenster stehen. Sigrun hatte die Klimaanlage benutzt, deshalb war das Fenster geschlossen. Jetzt ließ sie es langsam herunterfahren. Sie sah hoch zu Marie-Luise. Ihr Gesicht verriet nichts, noch nicht einmal Desinteresse. Ich schloss den Kofferraum des Volvo und kam mit den Sachen herüber.
    »Marie-Luise Hoffmann«, stellte sie sich vor. »Und Sie müssen Sigrun Zernikow sein, die Frau ohne von.«
    »Stimmt«, antwortete Sigrun.
    Marie-Luise beugte sich hinunter, um besser in den Fond sehen zu können. »Und das da ist der werte Herr Papa.«
    »Das da«, wiederholte Sigrun mit vollkommen ruhiger Stimme, »ist mein Vater. Utz von Zernikow. Die Fütterung ist leider schon vorbei. Der Zoo ist geschlossen.« Das Fenster fuhr hoch.
    »Das Vergnügen ist ganz meinerseits.« Marie-Luises scharfe Ironie war unüberhörbar. Zickenkrieg auf der Mainzer Straße. Ich öffnete die Hintertür des Jaguar.
    »Bist du komplett

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