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Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Titel: Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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Marie-Luise nickte ihr zu.
    Vielleicht hatte Connie Spott erwartet. Aber Marie-Luise drückte nur ihre Hand. »Ich weiß, was Sie meinen«, sagte sie. »Ich kenne die ganzen Geschichten von den unentdeckten Geheimnissen in uns. Und ich hasse mich dafür, dass ich sie wirklich geglaubt habe. Weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass der Mann, den ich liebte, mich so anlügen würde.«
    Connie zog langsam ihre Hand zurück. Dann sah sie ein letztes Mal auf die Uhr. »Er ist nicht zu erreichen. Und seine Mutter will mich nicht sprechen. Sie kann mich nicht leiden.«
    »Sagen Sie uns, was Sie wissen. Es ist kein Verrat, Connie. Sie sind selbst verraten worden.«
    Connie lächelte schwach. »Ich dachte eigentlich, das wäre vorbei.« Sie stand auf. »Es gibt ein Wochenendhaus an einem See. Ich weiß nicht mehr, wie er heißt. Ich war nur ein Mal da. Es gibt da einen großen Parkplatz, und direkt dahinter führt rechts ein Waldweg an den See. Hundert Meter vor dem Ufer ist links ein Schlagbaum. Der Abzweig führt direkt zum Haus.« Sie schluckte. »Es ist ziemlich groß. Ein paar Schritte dahinter im Wald steht ein Schuppen. Für Holz und Geräte. Den hat er letzte Woche leer geräumt. Er wollte Platz für seinen Wagen haben.«
    »Welcher See, Connie?«
    Sie griff sich an die Schläfen. »Ich weiß es nicht. Irgendwo hinter Wandlitz. Ich habe es mir nicht gemerkt.«
    »Hast du eine Karte von Brandenburg?«

    Sie nickte und lief hinaus.
    »Heureka«, flüsterte Marie-Luise. »Jetzt kriegen wir ihn.«
    Sie kannte Connie nicht.
    »Ich hab sie.«
    Die Karte auf dem Küchentisch ausgebreitet, suchten wir nördlich von Berlin. »Wandlitzer See? Werbellinsee? Grimnitzsee? «, fragte ich.
    Connie schüttelte den Kopf. »Kleiner.«
    Wir suchten kleinere Seen. Briesensee, Lübelowsee, Templiner See.
    »Nicht bei Templin. Noch kleiner.«
    »Wie klein?«, knurrte Marie-Luise. »Ist er nur auf der Karte, wenn man auf sie spuckt?«
    Connie war völlig durcheinander. Sie versuchte, sich zu konzentrieren. Mit zitternden Händen fuhr sie über die Karte.
    »Denk nach«, ermunterte ich sie. »Der Parkplatz. War etwas in der Nähe, zu dem man von dort aus hinlaufen konnte? Ein Restaurant, ein Forsthaus?«
    »Karin«, flüsterte sie. »Es hatte was mit Karin zu tun.«
    Marie-Luise verdrehte die Augen. »Wer ist denn das schon wieder?«
    Connie suchte weiter die Karte ab. »Der Karinsee vielleicht? Er war Tauchen da in der Nähe. Er hat sogar was gefunden. Alte Scherben und so.«
    »In der Uckermark?«, fragte ich.
    Ich erinnerte mich an die Scherben in Aarons Büro. Selbstverständlich hatte ich angenommen, er hätte sie dort gefunden, wo sie herkamen: im Mittelmeer, in der Ägäis, vor Alexandria. Aber mit Sicherheit nicht in einem Tümpel in der Schorfheide. Mein Handy klingelte.
    Es war Kevin, der sich erkundigte, ob alles in Ordnung war. Ich bat ihn, sich für uns an den Computer zu setzen. »Stichwort: Tauchen, Karinsee – Schorfheide.«

    Kevin rannte mit dem Telefon nach nebenan. Wir warteten.
    »Nichts«, meldete er eine Minute später. »Geht es etwas genauer? Was sucht ihr eigentlich?«
    »Genauer«, sagte ich zu Connie.
    »Jagd?«, fragte sie zögerlich.
    »Jagd«, gab ich gottergeben an Kevin weiter. »Tauchen, See, Karin, Uckermark.«
    Dreißig Sekunden später kam die Antwort. »Bingo. Großer Döllnsee. Circa fünfzig Kilometer von der nördlichen Stadtgrenze entfernt.«
    Ich beendete die Verbindung. Jetzt musste es schnell gehen.
    »Du hast uns sehr geholfen«, sagte ich.
    Connie schüttelte den Kopf. »Er hat mich zum Spitzel gemacht. Das hätte er nicht tun dürfen.«
    Marie-Luise öffnete die Tür. »Wenn das alles vorbei ist, schaue ich noch mal bei Ihnen vorbei, ja?«
    »Nicht nötig.« Connie lächelte schon wieder. »Sagen Sie ihm einen schönen Gruß von mir. Im Bett ist er noch nicht einmal ein Rohdiamant. Da nutzt alles Schleifen nicht.«
     
    Es war nicht einfach, an einem Sommerwochenende aus der Stadt zu kommen, und dann auch noch Richtung Prenzlau. Kaum hatten wir die Autobahn verlassen, ging es nur noch im Schneckentempo vorwärts über die märkischen Alleenstraßen.
    »Sie kommt aus dem Osten«, sagte Marie-Luise. »Ich merke das immer noch. Irgendwie sind wir alle treue, naive Häschen gewesen. Ich mache mir Sorgen um sie.«
    »Um Connie?«, fragte ich. »Sie ist wie Huflattich. Sie kommt immer wieder hoch.«
    Marie-Luise schüttelte den Kopf und schaltete einen Gang herunter, als wir das nächste Dörfchen

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