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Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Titel: Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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stimmte nicht mit ein.
    »Aber dann kam mir alles so merkwürdig vor. Ich bin durch das Turmfenster eingestiegen und in den Keller. Da, wo ihr auch hinwolltet. Ich habe ja die Pläne gesehen. Also wusste ich, dass es noch eine Gruft gab.«
    Sigrun zuckte zusammen.
    Marie-Luise drehte sich zu ihr um. »Es ist vorbei«, sagte sie freundlich. »Es wird nie wieder passieren. Das ist nur der Schock.«
    Sigrun nickte still und reinigte ihre Gummistiefel. Es war eine vergebliche Mühe, aber sie rieb und rieb immer weiter. Sie musste zu einem Arzt. Doch zunächst hatte Kevin seine große Stunde.
    »Und dann dachte ich, klopf doch einfach mal.« Er sah stolz in die Runde.
    »Meine Güte, was für eine Geschichte!« Marie-Luise ließ sich nach hinten fallen und streckte die Arme aus. »Beim ersten Klopfen hab ich gedacht, jetzt kommen die Wahnvorstellungen. Am schlimmsten war der Moment, als du aufgehört hast.«
    »Da habe ich Ekaterina angerufen. Sie müsste gleich hier sein. Sie ist verrückt geworden vor Sorge um euch.«
    Er sah auf Utz und Sigrun. »Um Sie selbstverständlich auch. Unbekannterweise sozusagen.«

    Er hatte den Satz noch nicht beendet, da rief jemand Marie-Luises Namen. Ekaterina lief auf den Bauzaun zu und winkte. Dann stieg sie ins Wasser, kletterte herum und kam auf uns zugerannt. Wir sprangen auf, und in diesem Moment löste sich alle Spannung. Wir lagen uns in den Armen, klopften uns auf die Schultern und beglückwünschten uns gegenseitig. Als Utz und ich uns in die Arme nahmen, hielten wir uns ein wenig länger fest. Wie zum Abschied.
    Nur Sigrun stand etwas verloren daneben. Ekaterina hatte heißen, süßen Tee mitgebracht, den wir reihum aus einem Alubecher tranken. Als ich an der Reihe war, ging ich zu Sigrun und hielt ihn ihr entgegen. Sie schaute auf den Boden. »Ich war nicht gerade großartig heute Nacht.«
    Ich atmete tief ein. Frische, warme Sommerluft. Sigrun hatte eine Gänsehaut. Ich streckte meine Hand aus, um ihr über den Arm zu streichen, doch sie wich zurück.
    »Ich schäme mich. Ich hatte solche Angst.«
    »Die hatten wir alle.«
    Ekaterina trat auf uns zu. »Wollt ihr die Polizei rufen?«
    Sigrun sah auf. »Natürlich. Irgendwie müssen wir ja erklären, wie wir hier hereingekommen sind. Wir müssen uns bei den Lehnsfelds entschuldigen.«
    Alle schwiegen. Sigrun wies auf die überdimensionalen Maulwurfshügel.
    »Ich glaube nicht, dass das Absicht war. Schließlich waren ja auch mein Vater und ich da drin. Es war ein Versehen.«
    Marie-Luise schleuderte die letzten Teetropfen aus dem Becher. »Auf uns beide wäre es nach dieser Logik wohl nicht angekommen. Könntest du auch mal was dazu sagen?«
    Ich hatte für Sigrun keine Erklärung mehr. Utz ging einen Schritt auf seine Tochter zu.
    »Moment«, sagte Kevin. Alle sahen ihn an. »Ich habe nicht viel von der Sache mitbekommen, aber alles, was zum jetzigen Zeitpunkt
dabei herauskommt, ist eine Selbstanzeige wegen Hausfriedensbruch. Gegen Sie alle hier.«
    »Er hat Recht«, sagte Ekaterina. »Wir haben nichts in der Hand.«
    »Das sage ich doch die ganze Zeit!«, rief Sigrun. »Nichts.«
    »Und Milla?«, fragte Marie-Luise. »Ist sie auch ein Nichts?«
    »Sie wurde auf eigenen Wunsch entlassen«, erwiderte Kevin, der sich sichtlich in der Rolle des Advocatus Diaboli gefiel.
    »Aber sie ist nicht bei Horst Cahlow.« Ekaterina trat in die Mitte. »In der Wohnung ist niemand. Schon seit Tagen nicht, sagen die Nachbarn. Ich war gestern Abend dort.«
    Kevin runzelte die Stirn. Er drehte Zigaretten im Akkord, die er an Sigrun und Marie-Luise weiterreichte. Sogar Utz nahm ihm eine ab.
    »Also, lasst uns mal eins und eins zusammenzählen. Der Keller ist leer, und Milla ist weg. Wer euch das heute Nacht angetan hat, ist skrupellos. Gehen wir mal wirklich davon aus, dass er nicht wusste, wen er alles auf einen Streich erledigt. Dann hatte er es trotzdem auf euch beide abgesehen. Wer das getan hat, ist sehr weit gegangen, und er wird sein Werk beenden. Das heißt: Kunst weg, Zeugen weg. Am besten beides auf einmal.«
    »Der Umzugswagen«, sagte ich. »Hinter unserem Auto.«
    Marie-Luise sprintete los, ich hinterher. Wir rannten quer über den Spielplatz, doch es war schon von weitem zu erkennen, dass der Lkw weg war. Trotzdem suchten wir den leeren Parkplatz ab in der Hoffnung, noch eine Spur zu erkennen.
    »Er ist über alle Berge.« Wütend trat Marie-Luise gegen unseren Hinterreifen. Sigrun beobachtete sie. Dann holte sie die Autoschlüssel

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