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Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Titel: Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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keuchte ich.
    Connie griff zur Tür, vermutlich, um sie mir gleich vor der Nase zuzuschlagen. Deshalb trat ich rasch einen Schritt auf sie zu.
    »Ist etwas passiert?«
    Ich drängte mich an ihr vorbei in den Flur einer kleinen Zweizimmer-Altbauwohnung. Sie war orange und gelb gestrichen, mit orientalischen Türvorhängen und einem idiotischen Federgekröse, das in New-Age-Läden für teures Geld als Traumfänger verkauft wurde. Es duftete nach Aromatherapie. Pink Grapefruit oder Nirvanas Delight, irgendetwas Beruhigendes. Es war eine Wohnung des Friedens, in die ich wie ein Krieger von einem barbarischen Wüstenplaneten eine Schneise von Enttäuschung und Leid schlagen würde.

    »Er hat heute Nacht versucht, uns umzubringen. Sigrun, Utz, meine Kollegin und mich.«
    Connie schloss langsam die Tür. »Wer?«
    »Dein neuer Freund.«
    Sie lehnte sich mit dem Rücken zur Wohnungstür und klimperte ein bisschen mit ihrem goldenen Armband. »Dafür wirkst du sehr lebendig. Aber das wundert mich nicht. Ich weiß, dass du lügst. Er hat mich vor dir gewarnt. Aber dass du so weit gehst …«
    »Wo ist er?«
    Sie lächelte mich an. »Er wird jeden Moment hier sein. Dann kannst du ihm alles selbst erzählen.«
    Wie auf Kommando klingelte es. Connie drückte auf den Türöffner. Wir warteten, bis die Schritte auf der Treppe nahe genug waren. Connie riss die Tür auf und erstarrte.
    »Hoffmann«, hörte ich Marie-Luises Stimme. »Er und ich gehören zusammen. Rein beruflich, natürlich.«
    Ich zog sie in die Wohnung. »Sie glaubt uns nicht.«
    Marie-Luise stellte mit einem Blick fest, dass Connie keine Gegnerin war. Das machte sie sanftmütiger. »Aaron ist Ihr Lover, stimmt’s?«
    Connie sah verstohlen auf ihre Armbanduhr. »Könnt ihr die Schuhe ausziehen? Ihr macht hier alles dreckig.«
    Marie-Luise stöhnte auf. »Du hast es ihr doch erzählt?«
    Ich nickte.
    »Und da helfen Sie uns nicht? Was soll denn noch alles passieren? «
    Ich zog Connie von der Wohnungstür weg und schob sie in die Küche. »Wann wart ihr verabredet?«
    Connie sah zu Boden. »Um zehn.«
    »Ich habe noch nie fünf Stunden auf einen Mann gewartet«, sagte Marie-Luise von der Küchentür aus. »Alles über fünfzehn Minuten ist pure Zeitverschwendung.«

    Connie schaute sie an. »Vielleicht ist ihm was passiert?«
    »Vielleicht ist uns was passiert«, sagte ich etwas lauter. »Vielleicht will er, statt Tennis zu spielen, erst mal seine Schäfchen ins Trockene bringen und ganz nebenbei noch zwei Morde begehen? «
    »So ist er nicht«, flüsterte sie.
    Ich holte tief Luft. »Du hast deine Aufgabe erfüllt, Connie. Du hast mich ausspioniert und ihm erzählt, was er wissen wollte. Damit ist das Spiel aus. Satz und Sieg an Aaron von Lehnsfeld.«
    »Nein.« Connie stiegen Tränen in die Augen. Sie ließ sich auf einen hellblau gestrichenen Stuhl sinken. »Das stimmt nicht.«
    Marie-Luise griff sich ein weiß lackiertes Metallstühlchen. »Er hat Sie benutzt und lässt Sie gerade fallen wie eine heiße Kartoffel. Helfen Sie uns. Wir müssen ihn finden.«
    »Nein«, sagte Connie noch einmal. Eine riesige Träne löste sich von ihren Wimpern und kullerte die Nase herunter. Sie wischte sie mit dem Handrücken ab. »Das stimmt nicht, dass ich dich ausspioniert habe. Ich würde so etwas niemals tun. Das weißt du doch. Ich kann das doch gar nicht.« Sie flüsterte. »Harry hat mich doch zu dir geschickt.«
    »Und Aaron hast du anschließend alles erzählt. Ganz nebenbei wahrscheinlich. Bei Hummer, Lachs und Kaviar. Hat er dich im Felix nach den Plänen von Grünau gefragt?«
    Sie senkte den Blick, und eine zweite Träne rollte.
    Ich wurde ungeduldig. »Wir müssen wissen, wo er jetzt sein könnte. Gibt es irgendeinen Ort, den wir nicht kennen? Einen Platz, wo er etwas verstecken kann? Menschen? Eine Lkw-Ladung Kisten vielleicht?«
    Connie hörte nicht zu. Sie malte mit dem Zeigefinger kleine Phantasiemuster auf den Küchentisch.
    »Connie!«
    Sie antwortete nicht. Schließlich legte Marie-Luise ihre Hand auf Connies Hand.

    »Warum tut er das?«, fragte Connie mit erstickter Stimme. »Warum sagt er, dass er mich liebt und dass er mich klasse findet, auch wenn ich keinen Hummer essen kann? Ich wollte es ja lernen, aber er hat gesagt, darauf käme es doch gar nicht an. Ich wäre auch so etwas ganz Besonderes, hat er gesagt. Ein Rohdiamant, den man nur noch schleifen muss. Ein …« Sie stockte und hob die Schultern.
    »Ein Dornröschen, das man wachküssen muss?«

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