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Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Titel: Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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geschlossen. Der Motor lief, ruhig und gleichmäßig. Doch es saß niemand hinter dem Steuer.
    Ich bedeutete Marie-Luise zu warten und lief so leise ich konnte auf den Lkw zu. Dann versuchte ich, die Tür zur Ladefläche zu öffnen.
    »Aber nicht doch.«
    Ich fuhr herum und starrte erst in die Mündung einer Waffe und dann in ein vor Freude und Eifer gerötetes Kindergesicht. Aaron von Lehnsfeld.
    »Darf ich fragen, was Sie und Ihre reizende Begleitung ohne Erlaubnis auf meinem Grund und Boden zu suchen haben?« Er winkte mit der Pistole in Richtung Hütte. »Junge Frau, würden Sie uns bitte Gesellschaft leisten?«
    Marie-Luise kam zögernd aus der Deckung.
    »Ein bisschen schneller. Ich habe nicht ewig Zeit. Und hätten Sie die Güte, Ihre Hände zu heben?«

    Wir taten, wie uns geheißen wurde.
    »So. Schön nebeneinander. Und jetzt bitte langsam umdrehen. Die Hände an die Tür.«
    Meinen Revolver fand er sofort. Er steckte ihn ein. Unsere Handys schaltete er aus und warf sie ins Gebüsch. Dann tastete er Marie-Luise ab. Das tat er sehr gründlich. Als er ihr zum zweiten Mal zwischen die Beine griff, stieß sie ihm den Ellenbogen in den Magen. Aaron taumelte. Es war unsere einzige Chance: Ich stürzte mich auf ihn, aber er trat schnell einen Schritt zurück. Dabei riss er Marie-Luise an den Haaren zu sich heran und hielt ihr den Lauf seiner Waffe an die Halsgrube.
    »Eine falsche Bewegung«, zischte er, »und sie ist tot. Gönnen Sie ihr doch noch ein paar Minuten.«
    Ich trat zurück an den Lkw, und Aaron stieß Marie-Luise in meine Richtung.
    »Das wäre dann«, sagte ich, »der vierte Mord. Komme ich mit dem Zählen noch mit?« Ich musste ihn zum Sprechen bringen. Jeder Verbrecher war doch stolz auf sein Werk und wollte die Befriedigung erleben, dass sein Plan geglückt war. Er würde reden und reden, und in der Zwischenzeit würde Ekaterina den zweiten Mann am Flughafen schnappen, und Kevin würde misstrauisch werden. Kevin würde anrufen. Jede halbe Stunde. Wie lange war der letzte Anruf her?
    Aaron lachte. »So schnell bin ich nicht. Die beiden anderen erfreuen sich bester Gesundheit. Noch. Allerdings kann ich nicht sagen, wie lange dieser Zustand währen wird. Eine Stunde vielleicht? Zwei?«
    »Wo sind sie?«
    »Ganz in Ihrer Nähe, falls Sie das beruhigt. Sie werden nicht alleine sterben.«
    »Vorsicht«, sagte ich. »Bei Ihrem Dilettantismus wäre ich mir da nicht so sicher.«
    »Ah ja.« Aaron entsicherte seine Waffe. Eine Sig Sauer, wie Sigrun.
Vermutlich hatten sie den gleichen Grossisten. »Die Generalprobe war heute Nacht, nicht wahr? Wie sind Sie da eigentlich herausgekommen?«
    »Durch kompetente Planung und intelligente Ausführung«, sagte Marie-Luise knapp. »Sie sind zu dumm für so ein Verbrechen.«
    Aarons Augen verengten sich zu Schlitzen. Mich ließ er ziemlich links liegen, aber Marie-Luise hatte es ihm angetan. »So, du kleine rothaarige Fotze, dann sag mal, wie ihr hierhergefunden habt? Weil ihr ein Navigationssystem bedienen könnt? Oder hat euch noch jemand geholfen?« Er trat an sie heran und strich mit dem Pistolenlauf langsam von ihrem Kinn bis zur Brust.
    »Man muss nur eins und eins zusammenzählen«, sagte ich.
    »So? Da bin ich aber gespannt.«
    »Sie wollten in den Keller. Und an das, was drin ist. Hat es sich wenigstens gelohnt?«
    Aaron lächelte und bedeutete uns mit der Pistole, auf den Schuppen zuzugehen. »Schön die Hände oben lassen. So ist es gut. Ich will Ihnen doch noch einen Blick gönnen auf das, was mein Leben versüßen und Sie Ihres kosten wird.«
    Auf seine Geste hin öffnete Marie-Luise die Tür.
    »Sie können eintreten. Bitte sehr. Bestaunen Sie das letzte Geheimnis von Carinhall.«
    Der Schuppen hatte keine Fenster, doch durch die Ritzen der Bretter drang etwas Licht hinein. Ich stolperte über eine der Kisten, die ich in Grünau durch das Mauerloch gesehen hatte. Aaron nahm eine altertümliche Petroleumlampe vom Boden auf und reichte sie mir.
    »Anzünden.«
    Marie-Luise holte ihr Feuerzeug heraus. Ich hob den Glaszylinder hoch, und sie hielt die Flamme mit zitternden Händen an den Docht. Das Licht war nicht hell, und unsere Augen gewöhnten sich schnell daran. Ich hob die Lampe hoch und beleuchtete
ein Szenario, das an den Umzug einer Zehn-Personen-Familie erinnerte.
    »Carinhall?«, fragte ich. »Was ist denn das?«
    Aaron wies uns an, in die Mitte des Raumes zu gehen. Er selbst nahm auf einem Stapel aus Brettern Platz, die sich bei genauerem Hinsehen

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