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Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen

Titel: Das Kindermädchen - Herrmann, E: Kindermädchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elisabeth Herrmann
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ist es nicht.«
    Natürlich war er es. Ich hatte ihn schließlich selbst aus dem Wäschesack gefischt. Aaron war vermutlich etwas knapp mit seinem Taschengeld. »Sie machen sich lächerlich.«
    Ich wollte an ihm vorbei. Doch jetzt wurde er handgreiflich. Er hielt mich am Arm fest und rief den Platzwart.
    Ein bulliger Glatzkopf setzte sich in Bewegung. »Was is?«
    »Hier.« Er hielt dem Mann den Ring entgegen. Es war eindeutig
Verenas Leihgabe. Die funkelnden Steine in der schönen, etwas altmodischen Fassung. Ein ungewöhnliches Stück, das man gar nicht verwechseln konnte. Der Platzwart sah sich den Ring genau an, dann blickte er zu Aaron und schließlich zu mir.
    »Ich möchte, dass Sie bezeugen, dass ich diesen Ring von diesem Herrn bekommen habe.«
    »Wird det ’ne Trauung oder wat?«
    »Den oder keinen«, sagte ich. »Etwas anderes werden Sie von mir nicht kriegen.«
    »O doch«, zischte Aaron. »Zwanzigtausend Euro. Und diesen Tinneff behalte ich als Pfand.«
    Er wedelte mit dem Ring vor meiner Nase hin und her. Der Platzwart verschränkte die Arme. »Ich würde vorschlagen, Sie zeigen das Stück erst mal Ihrer Mutter. Vielleicht hat sie ja auch ein Wörtchen mitzureden.«
    »Das ist nicht der Ring meiner Mutter.«
    »Es ist zumindest der, den sie mir gegeben hat.«
    »Darf ich mal sehen?«
    Wir fuhren herum. Hinter uns stand Verena von Lehnsfeld. In strahlendes Weiß gekleidet, mit einem neckischen Sonnenschild über der Stirn. Sie streckte die Hand aus, und Aaron übergab das Corpus Delicti. Sie musterte ihn genauso intensiv wie ihr Sohn.
    Ich erinnerte mich an ihr Geständnis, damals im Garten der Villa. An das, was sie über die Fehler gesagt hatte und das sie nicht verzeihen konnte. Abraham hatte noch einen Sohn. Aber sie nur den einen.
    Als sie mich ansah, fiel mir zum ersten Mal auf, dass sie grüne Augen hatte. In ihrem Blick lag keinerlei Nervosität oder Unsicherheit. Im Gegenteil: Sie wirkte kühl, fast so, als ginge sie das alles nichts an.
    »Er hat Recht«, sagte sie.
    »Wer?«, fragte der Platzwart.
    »Mein Sohn natürlich.«

    Dann ging sie an uns vorbei, ohne sich noch einmal umzudrehen. Aaron grinste. »Na bitte. Und jetzt schieben Sie Ihren Arsch hier ab, Vernau, und bringen Sie die zwanzigtausend Euro. Oder das Original. Dann kriegen Sie das hier auch wieder.« Mit Vergnügen rollte er den Ring auf der Handfläche hin und her. Ich schlug ihm mit der Rechten von unten gegen die Hand, der Ring flog hoch in die Luft, wie ein grün glitzernder Tennisball, Aaron rief »He!«, ich fing ihn auf und steckte ihn in die Tasche. Dem Platzwart ging das alles zu schnell. Er schob sich nur die Mütze in den Nacken und kratzte sich hinterm Ohr.
    »Danke, Liebchen«, sagte ich.
    Aaron wirkte wie ein Stier, den man schmerzhaft an den Eiern packt. Er hob den Tennisschläger und hieb mit der bespannten Seite auf seinen Handballen. Ich trat vorsichtshalber einen Schritt zurück.
    »Ja, jetzt hat er ihn«, konstatierte der Platzwart.
    »Sie sind Zeuge!«, rief Aaron. »Er hat mich bestohlen! Zwanzigtausend Euro. Sonst …«
    Ich nickte dem Platzwart zu. »So sind sie. Immer nur Geld. Dabei war es mal Liebe.«
    Aaron war kurz davor, sich auf mich zu stürzen. Doch er hielt inne, und der gewohnt blasierte Gesichtsausdruck behielt die Oberhand. »Selbstverständlich setze ich eine angemessene Frist. Wie man hört, sind Sie beruflich im Moment nicht gerade auf der Gewinnerseite. Privat wohl auch nicht, stimmt’s?«
    »Brauchen Sie mich noch?«, fragte der Platzwart.
    Aaron hob seine Sporttasche wieder hoch.
    »Nein. Ich wäre Ihnen nur dankbar, wenn Sie sich das, was sich eben hier ereignet hat, gut merken würden. Das gibt ein Nachspiel.«
    Der Mann trollte sich.
    Ich wandte mich ebenfalls zum Gehen. »Alles Weitere kläre ich mit Ihrer Mutter persönlich.«

    »Mit ihr klären Sie gar nichts«, sagte Aaron. »Sie kommen an mir nicht vorbei. Sie haben bis morgen Zeit. Geld oder …«
    »Liebe?«, fragte ich ihn.
    Aaron verzog verächtlich den Mund. »Sie glauben gar nicht, wie mich Schwule ankotzen. Aber wenn’s drauf ankommt, suche ich mir schon was Passendes für Ihren Arsch aus, verlassen Sie sich drauf. Wir sehen uns.«
    Zumindest eines hatte sich geklärt: Die Lehnsfelds hatten mich genauso sehr ins Herz geschlossen wie die Zernikows.

29
    Unweit vom Hagenplatz, in einer stillen Seitenstraße, überlebte seit Jahren im Souterrain einer Gründerzeitvilla ein kleines Auktionshaus. Es war schon da gewesen,

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