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Das Kleine Buch Der Lebenslust

Das Kleine Buch Der Lebenslust

Titel: Das Kleine Buch Der Lebenslust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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Es ist nur ein kurzer Besuch. Wir sollten dabei nicht versäumen, sagt Walter Hagen bildhaft, an den Blumen zu riechen. Das ist ein Zeichen selbstvergessener Präsenz in einem Augenblick, den man genießt.
Bei einem Besuch muss man keine Geschäfte abschließen oder ein Pensum an Besichtigungen absolvieren. Es geht darum, sich Zeit zu lassen und die kurze Zeit zu genießen. Der Hinweis auf die Blumen kann also auch als ein ganz konkreter Tipp für ein gelingendes Gast-Sein gelesen werden: Anstatt in die Geheimnisse der Familie einzudringen, bei der wir zu Besuch sind, sollten wir uns lieber den Blumen zuwenden und uns an ihrem Duft erfreuen. Das wirdden Besuch erfreulicher gestalten, als wenn wir – zum Beispiel – die Probleme der Gastfamilie lösen möchten.
Und auch für unser ganzes Leben gilt: Das Bewusstsein, dass unser Leben nur von kurzer Dauer ist, lädt uns ein, diese Zeit bewusst wahrzunehmen und das Schöne, das wir in dieser kurzen Zeit erleben, auch in aller Ruhe in uns eindringen zu lassen – so wie den Duft von Blumen.

Gänseblümchenweisheit
Erfolg ist nicht alles. Nadine Stair hat das im Rückblick auf ihr Leben erkannt: „Wenn ich mein Leben noch einmal leben könnte, würde ich mehr Gänseblümchen pflücken.“ Diese erfolgreiche Frau ist durchaus stolz auf das, was sie erreicht hat. Sie will ihren Erfolg nicht vermissen. Aber eines würde sie anders machen. Sie würde sich mehr Zeit lassen für einfache Dinge, für zweckfreies Tun. Sie würde sich zur Erde bücken und die Gänseblümchen bewundern. Und sie würde sich einen Strauß pflücken. Er wäre ihr mehr wert als das edle Gebinde, das sie teuer bei ihrer Floristin gekauft hat. Da wäre mehr von ihr selbst darin, von ihrer Phantasie, von ihrer Liebe, von ihrem Geschmack. Es wäre mehr Freiheit darin. Mehr Lust am Leben. Mehr Freude.

Biergartenglück
In Bayern, besonders im Raum München und Umgebung, ist der Besuch eines Biergartens zu einer Art Freizeitkultur im Sommer geworden. „Einkehren“ ist das bayerische Wort für einen solchen Besuch. „Sogar beim Einkehren in den Biergarten kann man bei sich selber einkehren“, so schreibt der Schriftsteller Franz Herre in einem Buch mit dem schönen Titel „Das Glück liegt auf der Hand“. Und in der Tat: Bei warmen Temperaturen und bei schönem Wetter abends in den Biergarten zu gehen, unter Kastanien zu sitzen, auf bescheidenen Holzbänken den Tag ausklingen zu lassen, bei einfachem Essen und Trinken, wissend, dass das Leib und Seele zusammenhält, das ist für viele zum Inbegriff von Erholung geworden. Man trifft sich mit Freunden, führt keine zweckgerichteten Gespräche, verhandelt nichts Wichtiges, muss nichts Tiefsinniges reden. Man genießt einfach den lauen Abend und das gute Bier. Am besten, so Herre, man redet möglichst wenig und konzentriert sich auf das Wesentliche: „den stillen Genuss des bescheidenen Glücks.“ Selbst bei dieser Einkehr – so meint Franz Herre – kann man bei sich selbst einkehren.Nicht immer ist die Umgebung nur ländlich beschaulich oder idyllisch. Aber auch in einer oft oberflächlichen Stimmung, auch im Trubel eines Münchner Biergartens vermag ich bei mir selbst einzukehren und bei mir zu sein. Und wenn ich bei mir bin, dann kann ich mitten im Trubel das Leben genießen.

Verschluck dich nicht
Wer nicht genießen kann, wird bald ungenießbar. Menschenkenntnis und Erfahrung bestätigen dieses Sprichwort. Aber das ist nur eine Seite der Medaille.
„Wer sich allen Genüssen des Lebens hingibt, der empfindet keinen Genuss mehr.“ Auch dieser von Lord Chesterfield stammende Satz hat seine Wahrheit: Genießen setzt die Fähigkeit zum Verzicht voraus. Wer immer genießen will, wer sich zuschüttet und vollstopft mit guten Dingen, der spürt bald nichts mehr. Er kann sich im Genießen nicht mehr selbst vergessen. Er kann nicht bei sich sein, weil er jedem Genuss immer wieder nachjagen muss. Damit aber wird der Genuss bald ungenießbar. Auch das Genießen braucht das rechte Maß. Wer maßlos in sich aufnimmt, wird sich bald daran verschlucken. Und am Ende überzogener Wünsche und unersättlicher Gier steht immer die Enttäuschung: „Nichts wird den zufrieden stellen, der nicht mit wenigem zufrieden ist,“ sagt man in Griechenland.

Vorfreuden
Warten ist eine Kunst, die ich selber auch nicht sehr gut beherrsche. Wenn ich unterwegs tanken muss und dann an der Kasse hinter Leuten stehe, die mit ihrer Umständlichkeit alle anderen aufhalten, dann

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