Das Kleine Buch Der Lebenslust
Pläne durchkreuzt, manchmal neue Türen aufschließen kann, die weite Räume und ungeahnt herrliche Wege eröffnen. Die Dankbarkeit schützt mich davor, alles, was mich einmal erfreut hat, fest zu halten. Die Dankbarkeit klammert sich an nichts. Sie ist eine Grundhaltung, die durch alles, was geschieht, genährt werden kann. Es ist immer der Augenblick, in dem ich dankbar bin, dankbar für das, was mir gerade jetzt widerfährt, was mich in Bewegung bringt, was mich herausfordert, was mich beglückt.
Schlüssel zur Glückseligkeit
„Lerne loszulassen! Das ist der Schlüssel zur Glückseligkeit“, lehrt eine Weisheit, die Jahrtausende alt ist und auf Buddha selber verweist. Für ihn ist das Anhaften an die Welt die Ursache allen Leides. Daher rät er seinen Schülern, sich innerlich von der Welt zu distanzieren. Nur so könnten sie den Weg zum inneren Frieden finden. Jesus weist uns in die gleiche Kunst ein, wenn er sagt: „Wer an seinem Leben hängt, verliert es; wer aber sein Leben in dieser Welt gering achtet, wird es bewahren bis ins ewige Leben.“ (Joh 12, 25). Wer sich festklammert, an seinem Besitz, an seiner Gesundheit, an seinem Ruf, an allem, was er glaubt zum Leben unbedingt nötig zu haben, der verliert Leben. Wer zu sehr nach den Dingen greift, den haben sie im Griff. Wer los lässt, befreit sich vom einengenden Zugriff der Welt. Er kann das, was sie anbietet, genießen. Weil er es nicht braucht, ist er frei, in der Welt das Schöne wahrzunehmen und zu schmecken.
Die besondere Kunst
„Die Welt ist voll von kleinen Freuden – die Kunst besteht nur darin, sie zu sehen.“ Dieses chinesische Sprichwort verweist uns auf etwas, wovon die Welt voll ist. Es ist die Freude, dass die Sonne aufgeht und über die Felder scheint. Es ist die Freude, dass die Familie sich gesund beim Frühstück trifft, dass einer den andern stützt und zu ihm hält. Es ist die Freude, dass uns die Arbeitskollegin freundlich grüßt, dass ein anderer bei der Arbeit für uns einspringt, dass wir abends müde, aber mit einem guten Gefühl nach Hause kommen und uns auf den Feierabend freuen.
Richtig zu sehen, ist die Kunst, hinter die Dinge zu sehen oder in den Dingen die Freude zu schauen. Die Kunst, glücklich zu sein, kann man lernen und einüben. Und man kann sofort damit anfangen.
Was am meisten zählt
„Es sind nicht die großen Freuden, die am meisten zählen; es ist die Fähigkeit, aus kleinen Freuden große zu machen“ (Jean Webster).
Die großen Freuden sind selten. Es gibt Augenblicke, in denen alles zu gelingen scheint, in denen die Wünsche mehr als erfüllt werden. Das sind Augenblicke großer Freude, die wir nur dankbar entgegennehmen können. Doch die Kunst des Lebens besteht nach Webster in der Fähigkeit, „aus kleinen Freuden große zu machen“. Kleine Freuden gibt es täglich: die Freude über den frischen Morgen, über die Sonne, die aufgeht, über den blauen Himmel, die Freude an meiner Gesundheit, die Vorfreude auf die Begegnungen, die mich heute erwarten. Und es gibt die Freuden zwischendurch, die Freude über ein Lächeln der Verkäuferin, über die Freundlichkeit des Gegenübers am Telefon. Wer diese täglichen kleinen Freuden dankbar wahrnimmt, für den werden sie zur großen Freude.
„Die Sonne geht an keinem Dorf vorüber!“
Wir meinen oft, das Leben würde uns stiefmütterlich behandeln, wir kämen zu kurz. Viele haben den Eindruck: Während den anderen das Glück in den Schoß fällt, gehen sie selber immer leer aus. Ein afrikanisches Sprichwort drückt eine andere Erfahrung aus: „Die Sonne geht an keinem Dorf vorüber.“ Die Sonne geht vielleicht im einen Dorf früher auf. Aber auch die andern Dörfer vergisst sie nicht. Was für die Sonne gilt, gilt auch für Gott, und es gilt für das Glück. Gott geht an keinem Dorf vorüber. Und auch nicht an mir und meiner Seele. Er beleuchtet sie genauso wie die andern. Wenn meine Sinne aufmerksam sind, werden sie die Sonne wahrnehmen, die mein Herz erleuchten möchte. Das afrikanische Sprichwort sagt auch uns eine Wahrheit: Keiner kommt zu kurz. Die Sonne geht jeden Tag neu auf, und sie strahlt in die hintersten Winkel der Häuser – und der Herzen hinein.
Lass es dir gut gehen
In meiner Jugend wurde ich zu Bedürfnislosigkeit erzogen. Das sehe ich auch im Abstand keineswegs nur negativ. Im Gegenteil: Ich bin heute durchaus dafür dankbar, dass ich nicht jedes Bedürfnis gleich stillen muss. Ich habe genügend Menschen kennen gelernt, die sich
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