Das kleine Buch vom Riechen und Schmecken
auf sich wirken. Schwenken Sie dann das Glas und riechen Sie noch einmal, beurteilen Sie den Geruch und nehmen Sie erst dann den ersten Schluck. Verteilen Sie den Wein im Mund, atmen Sie darüber, schlucken Sie nur einen kleinen Teil und versuchen mit Ihrer Zunge die Säure, die Bitterstoffe, das Süße und Salzige zu analysieren, mit ihrer Nase die Aromastoffe und mit Ihrem Nervus trigeminus im Mund die Konsistenz, aber auch die Adstringenz.
Der Wein kann in seiner Konsistenz prickelnd sein, aber auch ölig und schwer. Er kann sich leicht anfühlen, fast wie Wasser. Die im Barrique-Fass ausgebauten Weine enthalten Tannine, die den Mund pelzig und trocken wirken lassen. Sie wirken oft rau und grobkörnig und hinterlassen auf den Zähnen einen eigenartigen Belag. Oft findet man dies bei unreifen Bordeauxweinen. Die Adstringenz kann aber auch seidig und samtig sein, feinkörnig, ausgewogen, wie man sie bei einem Dornfelder oder Syrah wiederfindet. Genießen Sie mit Ihrer Zunge das Spiel der Süße und Säure und testen Sie, ob das Gesamtbild harmonisch ist. Fehlt nämlich die Säure, wirkt der Wein flach und langweilig, ist der Wein zu sauer, schmeckt er wie Essig.
Wie kann ich einen Wein beschreiben?
Niemand kann von Ihnen erwarten, dass Sie die weit über tausend Aromastoffe, die im Wein vorkommen können, erkennen oder gar benennen können. Aber Sie können den Wein beschreiben. Die richtigen Hilfsmittel können Sie dabei unterstützen.
Malen Sie einen Stern mit sechs Spitzen, an deren Enden Sie die sechs Eigenschaften eines Weines von süß über sauer, adstringent, fruchtig, aromatisch bis würzig schreiben, und tragen Sie von der Mitte ausgehend zehn Stufen ein.
Mit diesem Stern können Sie die unterschiedlichen Eindrücke, die ein Wein bei Ihnen hinterlässt, bewerten, indem Sie ihm für jede der sechs Eigenschaften eine Note geben. Ist der Wein sehr süß, geben Sie ihm die Note Zehn auf der »Süßskala«. Ist er gar nicht süß, geben Sie ihm die Note Null. Verfahren Sie ebenso mit den anderen Eigenschaften, und Sie werden ein Weinprofil erhalten, mit dem Sie auch zwei unterschiedliche Weine auf Grundlage der einzelnen Bewertungspunkte charakterisieren können.
Wer wie die Profis an die Sache herangehen möchte, kann auf das sogenannte Aromarad zurückgreifen, das spezielle Begriffe verwendet, die helfen, Weine zu beschreiben. Beispielsweise einen Bordeaux: Dieser Rotwein, granatfarben mit rosa Rand, trägt die Aromen von Erdbeere, Himbeere, Kirsche und Lakritze mit einigen rauchigen Noten. Der Wein ist mit einem weichen, nachklingenden Abgang ausbalanciert.
Und wie geht das Ganze origineller? Wem das zu langweilig ist, der kann versuchen, den Wein mit einem Musikstück zu vergleichen. Einen Spätburgunder mit einem Flamenco, rassig und feurig, wild und verführerisch zugleich, voller Wärme, die den ganzen Körper erfüllt. Oder einen Prosecco mit einer »Kleinen Nachtmusik« von Mozart, moussierend und prickelnd. Ein Wein, der für beschwingte Laune sorgt und anregend wirkt.
Die Übung macht’s: drei Monate »monogam«
Genießen Sie die oben beschriebenen klassischen Weißweinsorten und die wichtigsten Rotweinreben einzeln für jeweils etwa drei Monate. Trinken Sie also drei Monate lang nur Riesling, danach drei Monate nur Silvaner und so weiter. Ruhig von verschiedenen Winzern, machen Sie sich Notizen, welche Nuancen übereinstimmen und welche sich unterscheiden. So lernen Sie eine Sorte kennen, Ihre Nase wird darauf trainiert.
Wenn Sie Schwierigkeiten haben, die Aromen auseinanderzuhalten, können Sie sich ein kleines Weinaromaset im Internet bestellen. Es enthält die wichtigsten Weinaromen in kleinen Fläschchen – üben Sie täglich, diese Düfte zu erkennen.
Erst riechen, dann schmecken …
Testen Sie jeden Wein zuerst nur mit der Nase. Welche Aromen nehmen Sie wahr? Vergleichen Sie dann diesen Eindruck der Aromen, wenn Sie einen Schluck im Mund haben und die Düfte über die Verbindungsröhre zwischen Mund und Nase zu Ihren Riechzellen gelangen.
Genauso funktioniert es umgekehrt: Halten Sie sich einfach die Nase zu und versuchen Sie, mit der Zunge die restlichen sensorischen Eindrücke zu sammeln, also den Geschmack (die Süße, die Säure, das Bittere und das Salzige) sowie die Adstringenz. Indem Sie sich die Nase zuhalten, werden Sie von den Aromen nicht so sehr abgelenkt.
Der Wein atmet …
Und versuchen sie Folgendes mit Rotweinen (vor allem französischen): Öffnen Sie die
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