Das kleine Gespenst
herauf, der Sie vielmals grüßen lässt."
„Ein alter Bekannter?", fauchte der Uhu Schuhu. „Ich wüsste nicht, dass ich in Eulenberg alte Bekannte hätte!"
„Es handelt sich um das kleine Gespenst", sagte Günther; und Jutta fügte hinzu: „Es ist sehr, sehr unglücklich, wissen Sie - und es bittet um Ihren Rat."
Jetzt wurde der Uhu hellhörig.
„Warum haben Sie das nicht gleich gesagt?! Warten Sie bitte, ich komme zu Ihnen hinunter, dann wollen wir alles in Ruhe besprechen ..."
Sssssst! kam er von seinem Sitz herabgesegelt und hockte sich auf den untersten Zweig der Eiche.
„Erzählen Sie! Bitte, erzählen Sie!"
Herbert, Günther und Jutta erzählten ihm, was zu erzählen war. Schweigend hörte er ihnen zu. Dann plusterte er das Gefieder auf und schüttelte sich.
„Sehr traurig, die ganze Angelegenheit, außerordentlich traurig!", krächzte er. „Also deshalb hat mich das kleine Gespenst in letzter Zeit nicht mehr besucht ... Aber wenn Sie mich fragen, woran es liegt, dass es plötzlich zu einem Taggespenst wurde, dann kann ich nur sagen: Das muss mit der Uhr zusammenhängen!"
„Mit welcher Uhr?", fragten Günther und Jutta gleichzeitig.
„Mit der Rathausuhr selbstverständlich!"
Der Uhu erläuterte ihnen in aller Kürze, wie es sich mit der Rathausuhr und dem kleinen Gespenst verhielt. Dann fügte er langsam und sehr bedächtig hinzu: „Versuchen Sie, in Erfahrung zu bringen, ob irgendjemand vor vierzehn Tagen die Rathausuhr angehalten oder verstellt hat. Und falls das gesche-
hen sein sollte, dann sorgen Sie bitte dafür, dass der Fehler wieder behoben wird. Das ist alles, was ich dazu zu sagen habe. Leben Sie wohl, meine Herrschaften und empfehlen Sie mich dem kleinen Gespenst, dem ich alles Gute wünsche!"
Damit breitete er die Flügel aus, nickte den Apothekerskindern zu und verschwand in der Finsternis.
Kaum hatte am nächsten Mittag die Rathausglocke zwölf Uhr geschlagen, da stürzte das kleine Gespenst zum Kellerfenster hinaus in den Apothekersgarten, wo Herbert und seine Geschwister es schon erwarteten.
„Na und?", rief es aufgeregt. „Habt ihr etwas erreichen können? Ja oder nein?"
„Sie dürfen beruhigt sein, es hat alles geklappt", sagte Herbert; und Jutta ergänzte mit strahlender Miene: „Ich hoffe, Sie werden zufrieden sein. Es sieht ganz so aus, als ob wir Ihnen helfen können. "
„Wirklich?!" Das kleine Gespenst war so glücklich über die gute Nachricht, dass es vor Freude zu hüpfen anfing. „Erzählt doch!bat es in höchster Aufregung. „Bitte, erzählt doch!"
Aber Herbert entgegnete: „Gehen wir lieber ins Gartenhäuschen, dort stört uns niemand. Und außerdem möchte ich Ihnen zuvor den Schlüsselbund mit den dreizehn Schlüsseln zurückgeben, schönen Dank dafür!"
„Bitte, bitte, wenn er euch nur genützt hat!"
Im Gartenhäuschen war es gemütlich eng, Wie Verschwörer hockten die vier um den runden Gartentisch.
„Nun aber los! Ich will endlich wissen, woran ich bin!"
Herbert und seine Geschwister berichteten von dem Gespräch mit dem Uhu Schuhu und dass er vermute, das Missgeschick, das dem kleinen Gespenst widerfahren sei, stehe in irgendeinem geheimen Zusammenhang mit der Rathausuhr.
„Zuerst haben wir wenig mit diesem Hinweis anfangen können", gab Günther zu. „Aber dann haben wir uns gesagt: Was die Rathausuhr angeht, da fragt man am besten den Uhrmachermeister Zifferle. Wir also hin zu ihm - und was, glauben Sie, hat sich dabei herausgestellt?"
„Was denn?", fragte das kleine Gespenst.
„Herr Zifferle hat uns erzählt", sagte Jutta, „dass er vor sechzehn Tagen im Auftrag des Bürgermeisters die Rathausuhr überholen musste. Morgens um sieben hat er das Uhrwerk abgestellt. Hernach hat er volle zwölf Stunden lang an der Uhr gearbeitet, bis um sieben Uhr abends."
„Und dann, nach zwölf Stunden also", fuhr Herbert mit wichtiger Miene fort, „hat er die Rathausuhr wieder in Gang gesetzt, der Herr Zifferle - und zwar ließ er sie einfach dort weiterlaufen, wo sie am Morgen stehen geblieben war. Auf dem Zifferblatt bleibt es sich schließlich gleich, ob es sieben Uhr früh oder sieben Uhr abends ist."
„Aber eben bloß auf dem Zifferblatt!", hakte Günther ein. „In Wirklichkeit geht die Rathausuhr seither um zwölf Stunden nach: Wenn es Mitternacht ist, schlägt sie Mittag; und wenn es Mittag ist, schlägt sie Mitternacht! Das hat niemand im ganzen Städtchen gemerkt, denn es ist niemand dabei zu Schaden gekommen - mit einer
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