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Das kleine Gespenst

Das kleine Gespenst

Titel: Das kleine Gespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Otfried Preußler
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Feuerwehr, der Rauch- und Kegelklub „Alle neune" und die Kriegerkameradschaft „In Treue fest" wirkten als weitere Truppenteile mit.

    Sogar über zwei Kanonen verfügte der General. Vor jedes der beiden Geschütze waren vier schwere Rösser gespannt, die eigentlich Brauereipferde waren und von ihren Bierkutschern gelenkt wurden. Aber die Bierkutscher trugen natürlich nicht wie sonst ihre blauen Leinenkittel, sondern sie steckten in rostbraunen Uniformen und jedermann sah auf den ersten Blick, dass sie königlich schwedische Kanoniere waren.
    Es dauerte gute zwanzig Minuten, bis die Armee vor dem Rathaus aufmarschiert war. Nun musste er gleich erscheinen - er selbst, der berühmte Heerführer und gefürchtete General Torsten Torstenson!
    Die Leute stellten sich auf die Zehenspitzen und reckten die Hälse.
    Wahrhaftig - da kam er schon!

    Breit und gewichtig saß er auf seinem Apfelschimmel, die linke Hand in die Hüfte gestemmt, in der rechten den Feldherrnstab, den er grüßend umher schwenkte, Sah er nicht großartig aus mit dem grünen Mantel, dem roten Knebelbart und den goldenen Tressen am Feder geschmückten Hut?
    „Fabelhaft! Einfach fabelhaft!", riefen die Leute und klatschten Beifall,
    Als sich der Berichterstatter einer auswärtigen Zeitung nach dem Darsteller des Torstenson erkundigte, hieß es von allen Seiten: „Den kennen Sie nicht? Das ist doch der Brauereidirektor Kumpffmüller von der Aktienbrauerei!"
    „Ja, da staunen Sie, was? An dem ist wahrhaftig ein General verloren gegangen. Sehen Sie nur, wie echt er wirkt! Sehr viel echter kann selbst der echte Torstenson nicht gewirkt haben!" 

    Nun erscholl ein Trompetensignal. Torstenson lenkte den Apfelschimmel zur Mitte des Platzes. Er blickte zum Himmel empor und die Zuschauer wurden mäuschenstill. Dann räusperte sich der General und begann zu sprechen. Laut und feierlich hallte seine Stimme über den Rathausplatz: „In 's schwed'schen Königs Namen steh ich hier, Zu nehmen ein die Stadt und jene Feste, Die trutzig uns vom Berg herniederschaut."
    In dieser erhabenen Sprache, die eines ruhmreichen Feldherrn würdig war, ging es eine Zeit lang weiter. Dann stürzte ein jüngerer Offizier herbei (es war der Provisor Deuerlein aus der Ratsapotheke). Er hatte im Auftrag des Generals die Burg und das Städtchen auffordern sollen, die Waffen zu strecken. Aber der kaiserliche Kommandant habe ihn mit einem Hohnlachen abgewiesen. Wenn der Torsten-son unbedingt in die Stadt wolle, lasse er ihm bestellen, dann möge er's nur versuchen!
    Dem General schwoll bei diesem Bericht die Zornesader. Er beteuerte, dass er nunmehr entschlossen sei, die Burg und das Städtchen in Grund und Boden schießen zu lassen. Dann gab er seinen beiden Kanonieren einen Wink mit dem Feldherrnstab und brach in die schrecklichen Worte aus:
    „Gefällt ist mein Entschluss unwiderruflich. So sprecht, Kanonen, denn! Geschütze, donnert!"
    Da luden die schwedischen Kanoniere ihre Kanonen und feuerten einen Schuss um den anderen ab, dass es nur so rumpelte. Die Zuschauer jubelten vor Begeisterung. Und niemand achtete darauf, dass die Rathausglocke gerade anhob, die Mittagsstunde zu schlagen.

Pünktlich wie immer erwachte das kleine Gespenst mit dem zwölften Glockenschlag. Es wusste nichts von dem großen historischen Festspiel, das vor dem Rathaus im Gang war. Aber es hörte die Torsten-son'schen Geschütze donnern - und als es erschrocken zum Dachbodenfenster hinausblickte, sah es den Rathausplatz von Soldaten wimmeln.
    „Was denn, was denn!", rief es erstaunt. „Sind das wieder einmal die Schweden? Was zum Teufel wollen denn die hier?"
    Das kleine Gespenst war sehr ungehalten, es wünschte die schwedischen Truppen samt ihren Kanonen ins Pfefferland.
    Und auf einmal entdeckte es mitten im Pulverdampf einen Apfelschimmel, der einen Reiter mit grünem Mantel trug.
    Alle Wetter - war das nicht Torstenson?
    Der Generalshut, der Spitzenkragen, das feiste Gesicht mit dem roten Knebelbart .,. Kein Zweifel, er war es!
    „Die Sache wird immer schöner!", schimpfte das kleine Gespenst. „Er ist also wiedergekommen! Er wagt es, sich hier zu zeigen! Was denkt er sich eigentlich? Glaubt er vielleicht, ich ließe mir das gefallen, bloß weil er ein General ist? Aber da irrt er sich ganz gewaltig, dieser ... dieser Kanonenprotz!"
    Nun ging alles sehr schnell.
    Das kleine Gespenst stürzte sich Hals über Kopf aus dem Dachfenster auf den Rathausplatz und landete haargenau dort, wo es landen

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