Das kleine Haus am Meer (Romantischer Lady-Krimi)(German Edition)
Sie nicht nur Urlaub hier machen, sondern immer da leben.«
»In Zukunft werde ich immer hier leben, da haben Sie schon rech t«, antwortete Silvia mit fester Stimme. »Doch Sie werden es vielleicht nicht glauben, ich bin auch erst seit einer Woche hier, also genauso lange wie Sie.«
»Dann haben Sie eine Arbeit hier angenommen?« Seine Frage klang eher wie eine Feststellung. Gespannt wartete Sigmund auf die Antwort.
»Ich habe ein Haus geerbt, zu dem auch dieses Stück Strand gehört. Und dieses Haus muss jetzt erst einmal in Ordnung gebracht werden, da es monatelang, seit dem Tod meiner Tante, leer steht.«
»Wenn Sie mich dafür zum Essen einladen, könnte ich Ihnen etwas helfen.«
Nun musste Silvia lachen. »Was können Sie mir schon helfen? Sie werden doch nicht behaupten wollen, dass Sie Erfahrung im Putzen haben.«
»Da s nicht gerade.« Sigmund lachte mit. »Ich könnte zum Beispiel den Mülleimer hinunter tragen, Teppiche klopfen, Fensterläden streichen und was Sie sonst noch an schweren Arbeiten für mich hätten. Einfach nur immer allein hier zu sitzen und aufs Wasser zu starren ist mir ohnehin zu deprimierend. Es ist nicht gut, wenn man zuviel Zeit zum Nachdenken hat«, fügte er etwas bedrückt hinzu.
Forschend schaute die junge Frau den Fremden an. »Fensterläden streich en?« Sie musste daran denken, dass die grüne Farbe an den Läden tatsächlich abzublättern begann. »Woher wissen Sie eigentlich, dass mein Haus Fensterläden hat?« 'Sigmund Willerts Blick wurde unruhig, nervös fuhr er sich mit der Hand über den Mund. »Ich weiß es nicht«, sagte er dann, »ich habe es angenommen. Alle Häuser in dieser Gegend haben Fensterläden.«
Silvia konnte sich zwar nicht erinnern, außer dem ihren noch welche gesehen zu haben, doch auch das Gegenteil konnte sie ihm nicht beweisen. Außerdem begann sie diese Unterhaltung zu langweilen , denn eigentlich hatte sie diesen Tag ganz anders geplant.
»Ich muss wieder zurück«, sagte sie entschlossen. »Die Arbeit ruft.«
»Ich kann sie auch hören«, ging der Fremde bereitwillig auf ihren Scherz ein. »Am besten, Sie halten sich die Ohren zu und schwimmen ein Stück mit mir hinaus.«
»Das Wasser ist viel zu kalt heute«, wehrte die junge Frau ab. »Und die Sonne scheint auch nicht mehr.«
»Darf ich Sie ein Stück begleiten? Wir könnten dann unsere angenehme Unterhaltung fortsetzen.«
»Nein, das möchte ich nicht.« Silvia hob ihre Hand zum Gruß und wandte sich zum Gehen. Zwar war ihr dieser Sigmund Willert nicht mehr ganz so unsympathisch wie zu Anfang ihres Gesprächs, doch so nett fand sie ihn nun auch wieder nicht, dass sie diese Unterhaltung ausdehnen wollte.
»Wie lange haben Sie eigentlich noch Urlaub?« rief sie ihm zu. Es schien ihr plötzlich ungeheuer wichtig, den Zeitpunkt seiner Abreise zu erfahren.
»So lange ich möchte«, antwortete Sigmund. »Ich bin selbständig, da kann man sich seine Freizeit einteilen.«
Abrupt blieb Silvia stehen. Damit hatte sie natürlich nicht gerechnet. Eine oder zwei Wochen hätte sie die Anwesenheit des Mannes schon ertragen. Sie konnte ihm ja auch aus dem Weg gehen. Doch wie es den Anschein hatte würde dieser Urlaub länger dauern. Nun bereute sie, dass sie dem Fremden erlaubt hatte, ihren Strand zu benutzen. Dieser Mann besaß die Gabe, Silvia gleichzeitig anzuziehen und abzustoßen.
»Dann werden wir uns also noch öfter sehen?« fragte sie vorsichtig und schaute Sigmund von der Seite an.
»Schön möglich.« Der Fremde lachte etwas heiser. »Ich hoffe, Sie freuen sich darüber ebenso sehr wie ich.«
Silvia zuckte die Schultern. Was sollte sie darauf antworten?
»Also nicht.« Der Mann grinste und legte seine Hand plump vertraulich auf Silvias Arm, »Das kommt schon noch«, meinte er siegessicher. »Sie sind ein hübsches Mädchen, und ich kann mir vorstellen, dass wir noch viel Spaß zusammen haben werden.«
»Ihre Art gefällt mir nicht.« Ärgerlich wischte Silvia seine Hand von ihrem Arm und machte sich wütend auf den Heimweg. Heißer Zorn stieg in ihr auf, wenn sie an diesen Fremden dachte. »Dieser selbstzufriedene Gesichtsausdruck«, murmelte sie verbittert, »wie ein Kater, der erfolgreich am verbotenen Rahm geschleckt hat.«
Wütend warf sie ihre blondes Haar zurück und rannte durch den weichen Sand, ohne sich noch einmal umzudrehen. Sie war fest entschlossen, diesen Mann niemals wiederzusehen. Und doch ahnte sie in ihrem Innern, dass dieser Vorsatz nicht durchführbar war.
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