Das kleine Haus am Meer (Romantischer Lady-Krimi)(German Edition)
Arco meine übliche Runde durch den Garten hier machte, bei ihren geliebten Jasminbüschen. Damals standen sie in voller Blüte.«
Graf Gerlach presste die Lippen zusammen und wandte sich ab. Noch immer fiel es ihm schwer, über das Geschehen zu sprechen, doch er war der Meinung, dass Silvia ein Recht darauf hatte zu erfahren, wie ihre Tante gestorben war.
»Und nun sind Sie gekommen, um diese Verhandlungen mit mir fortzusetzen?« fragte die junge Frau aggressiv und schaute ihren Besucher abwartend an.
Als er nicht antwortete, öffnete sie das Barfach.
»Dort hinten die Flasche mit dem roten Etikett«, half Graf Andreas weiter. »Das war Klaras heißgeliebter Kräuterlikör.
»Sie duzten meine Tante?« Silvia kam aus dem Staunen nicht mehr heraus.
»Wir waren gute Freunde, wenn wir uns auch öfter in die Haare gerieten. Ihre Tante hatte einen sehr starken Willen«, fügte er noch erklärend hinzu.
»0h ja, den hatte sie sicher«, stimmte sie ihm zu. »Und ich glaube auch, dass ich den von ihr geerbt habe.« Mit diesen Worten wollte sie ihm jeglichen Wind aus den Segeln nehmen.
Graf Andreas schien das nicht zu beeindrucken. »Wie waren Sie eigentlich mit ihr verwandt, ich meine, war sie die Tante mütterlicher- oder väterlicherseits?«
»Hat sie Ihnen d as denn nicht gesagt?« fragte Silvia verwundert. Eigentlich hätte sie ihrem Besucher einen Sitzplatz anbieten müssen, doch nach reiflicher Überlegung entschloss sie sich, es lieber nicht zu tun.
»Natürlich väterlicherseits. Tante Klara verstand sich nie sonderlich gut mit meinem Vater, bis es dann zum großen Krach kam. Das war lang vor meiner Geburt. Sie erschien nicht einmal zu seiner Beerdigung.«
»Weshalb hat sie Ihnen dann ihren Besitz vermacht?« Graf Gerlach nippte an dem Kräuterlikör, dann erhellte ein warmes Lächeln sein Gesicht. »Er schmeckt noch immer wie früher«, murmelte er leise. »Man könne fast meinen, Ihre Tante müsste jeden Augenblick zu dieser Tür da hereinkommen.«
»Sie werden es nicht glauben, aber das gleiche Gefühl hatte ich, als ich dieses Haus hier zum ersten Mal betrat. Das hat sich inzwischen zwar ein wenig gelegt, doch wenn ich so ganz allein bin, dann warte ich darauf, ihre Schritte zu hören.« Verlegen senkte die junge Frau den Blick. »Auf dem Tischchen neben der Garderobe lag ihre Brille, als ob sie sie gerade erst vor wenigen Minuten dort hingelegt hätte. Das machte mich so betroffen, dass ich im ersten Impuls am liebsten davongelaufen wäre. Nur meine Müdigkeit hat mich davon abgehalten«, versuchte sie einen kleinen Scherz; um ihren Worten den Ernst zu nehmen.
Nun probierte auch Silvia den Kräuterlikör. Dann nickte sie anerkennend. »Er schmeckt wirklich prima.«
»Ihre Tante sammelte die Kräuter dazu das ganze Jahr über selbst. Die genaue Mischung jedoch war ihr Geheimnis.«
Unbeabsichtigt trafen sich die Blicke der beiden jungen Menschen. Ein seltsamer Zauber nahm Silvia gefangen, so dass sie sich nicht abwenden konnte. Lag es an seinen blauen Augen, dem markanten, etwas herben Männergesicht oder an dem irgendwie zärtlichen Blick, mit dem er sie ansah? Silvias Herz klopfte rasend schnell, und der Boden unter ihren Füßen schien plötzlich aus Watte zu bestehen.
»Sie sind immer noch daran interessiert, dieses Grundstück hier zu kaufen?« versuchte sie, ihre Gedanken in andere Bahnen zu lenken. Ihre Frage klang eher wie eine Feststellung.
Mit einem Schlag war der Zauber zerstört. Es klirrte leise, als Graf Andreas das Glas auf das Rauchertischchen zurück stellte. »Selbstverständlich bin ich das«, antwortete er hart. »Sie wissen ja, dass Ihr Grundstück an das meine grenzt. Was läge da näher, als beide Grundstücke zusammen zu fügen. Ich bin auch bereit, Ihnen einen Preis zu zahlen, der Sie gewiss zufriedenstellen wird.«
Irrte sich Silvia oder klang in seiner Stimme Verachtung mit? Heiße Wut stieg in ihr auf. Endlich ließ der Graf die Katze aus dem Sack.
»Das g]ube ich Ihnen gern, Herr Graf, doch ich muß Ihnen mit allem Nachdruck mitteilen, dass ich auch nicht ein kleines Fleckchen von meinem Erbe verkaufen werde. Ich möchte alles so lassen, wie es ist und in Tante Klaras Sinn verwalten.« Unbewusst wählte sie dieselben Worte, die auch Dr. Paulsen gebraucht hatte.
Sie ging auf die Tür zu. »Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen wollen? Ich glaube, ich sagte Ihnen bereits, dass ich seit gestern Abend nichts mehr gegessen habe.«
Sofort folgte Graf Andreas ihrer
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