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Das Kloster der Ketzer

Das Kloster der Ketzer

Titel: Das Kloster der Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M Schroeder
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und leise gegen die Tür zur Werkstatt klopfte.
    Umgehend hörte er, wie sich auf der anderen Seite der Schlüssel im Schloss drehte. Die Tür öffnete sich einen Spalt und Kerzenlicht fiel in den Vorraum.
    »Komm! … Schnell!«, raunte Bruder Scriptoris und winkte ihn herein.
    Sebastian zwängte sich durch die schmale Öffnung und sofort verriegelte der Mönch wieder die Tür hinter ihm.

    Sebastians Blick ging unwillkürlich zu den beiden hofseitigen Fenstern, vor denen wie erwartet die mit dickem, schwarzem Tuch bespannten Holzrahmen hingen. »Deshalb also diese Bespannungen! Dachte ich es mir doch! Ihr leidet nicht an lichtempfindlichen Augen, sondern fürchtet die Entdeckung Eurer heimlichen nächtlichen Arbeit!«
    »Also gut, halten wir uns nicht mit langen Vorreden auf«, sagte Bruder Scriptoris. »Woher weißt du, dass ich diese Flugschriften verfasst und gedruckt habe? Und wieso hat auch Bruder Pachomius davon gewusst?«
    Sebastian klappte die alte Ledertasche auf, in der auch die ausgehöhlte Reisebibel steckte, zog die beiden Flugblätter hervor und faltete sie auseinander. »Pachomius ist es gewesen, der Euch auf die Spur gekommen ist. Denn auf beiden Flugblättern findet sich der Buchstabe W, dem überall der letzte obere Bogen fehlt. Und dieses nicht ganz rein gegossene W stammt eindeutig aus Eurem Setzkasten!«
    Mit gefurchter Stirn blickte der Mönch auf die beiden Flugblätter, auf denen Bruder Pachomius die entsprechenden Stellen unterstrichen hatte. »In der Tat! Dass mir das nicht selber aufgefallen ist!«, sagte er verblüfft. »Da sieht man es wieder, dass es oft lächerliche Kleinigkeiten sind, die einen zu Fall bringen können.«
    »Da Ihr gerade vom Fallen sprecht«, sagte Sebastian. »Erscheint es Euch nicht auch sehr merkwürdig, dass Pachomius ausgerechnet an dem Tag, an dem er Euch auf die Schliche gekommen ist, angeblich von Dämonen getrieben in den Tod gesprungen ist? Ich denke, Ihr habt mir eine Menge zu erklären! Nicht nur was seinen Tod und Eure lutherischen Flugschriften, sondern auch was meine Person angeht!«
    Ein flüchtiges Lächeln huschte über das Gesicht des Mönches, um dann aber sogleich einem ernsten, kummervollen Ausdruck
zu weichen. »Du wirst deine Antworten erhalten, aber alles der Reihe nach. Was den entsetzlichen Tod von Bruder Pachomius und Bruder Lombardus betrifft, so hat der nichts mit meinen Flugschriften zu tun.«
    »Sie sind ermordet worden!«, platzte Sebastian heraus, der mit seinem Verdacht nicht länger hinter dem Berg halten konnte.
    Bruder Scriptoris nickte und ein dunkler Schatten schien über sein Gesicht zu fallen. »Ja, das sind sie zweifellos«, räumte er unumwunden ein. »Bruder Pachomius wurde mit einer hohen Dosis von Blauem Eisenhut vergiftet. Aber der gottlose Mörder hatte es gar nicht auf ihn abgesehen, sondern auf unseren Vater Abt!«
    Sebastian riss die Augen auf. »Was sagt Ihr da?«
    »Das Gift befand sich in seinem Schlaftrunk, den Bruder Pachomius ihm gestern bringen sollte. Doch der Vater Abt hatte ihn damit wieder weggeschickt, wie ich inzwischen in Erfahrung gebracht habe. Und da hat Pachomius offenbar nicht der Versuchung widerstanden, den honigsüßen Trank selbst zu sich zu nehmen.«
    Sebastian fiel es nun wie Schuppen von den Augen. »Natürlich! Die Milch, die Pachomius vor dem Treppenaufgang verschüttet hat! Cato hat die Milchlache aufgeleckt! Deshalb ist der Kater also auch gestorben und von Bruder Eusebius aufgeschnitten und untersucht worden!«, stieß er hervor. Nun fügten sich die einzelnen Steine, die bislang keinen Sinn ergeben wollten, zu einem ebenso klaren wie erschreckenden Bild zusammen.
    Der Mönch sah ihn überrascht an. »Du weißt auch davon?«
    Sebastian nickte. »Ich habe Euch heimlich dabei beobachtet, wie Ihr mit Bruder Eusebius den sezierten Körper des armen Tieres im Kräuterhaus begutachtet habt, während die
anderen zu den Fischteichen gelaufen sind. Es ist also Bruder Eusebius gewesen, der festgestellt hat, woran Bruder Pachomius und der Kater gestorben sind.«
    »Ja, er hat gestern Abend gleich den Verdacht gehabt, dass Bruder Pachomius schon tot oder doch so gut wie tot gewesen sein musste, als er aus dem Fenster gestürzt ist... besser gesagt, gestürzt worden ist. Und als er dann heute nach den Vigilien noch den toten Kater gefunden hat, ist er der wahren Todesursache sofort auf den Grund gegangen. Ich wollte es erst nicht glauben, dass einer unserer Mitbrüder zu solch verbrecherischen

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