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Das Kloster der Ketzer

Das Kloster der Ketzer

Titel: Das Kloster der Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M Schroeder
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Gefahr bringen könnte. Und unsere Augen und Ohren werden wachsam sein, das könnt Ihr mir glauben!«
    »Verfluchter Hundesohn!«, entfuhr es Tassilo, und er verriet damit, dass er begriffen hatte, wie unmöglich es für ihn
war, einem tödlichen Stich zu entkommen, wenn er sich nicht fügte.
    »Und noch etwas sollt Ihr wissen«, sagte Sebastian mit grimmiger Genugtuung. »Wenn Ihr getan habt, was wir von Euch verlangen, und wir sicher aus der Stadt sind, werden wir Euch nicht nur laufen lassen, ohne dass Euch ein Haar gekrümmt worden ist, sondern dann erfahrt Ihr auch, wo Ihr die drei Briefe finden könnt, die Ihr damals meinem Vater nach Wittenberg geschrieben habt und die Euch zweifellos großen Schaden zufügen können, wenn sie jemandem in die Hände fallen, der Euch nicht wohlgesonnen ist. Und wie unsere Erkundigungen unschwer ergeben haben, gibt es nicht nur im Domkapitel, sondern auch an anderer Stelle einflussreiche Männer, die Ihr Euch zu Feinden und Neidern gemacht habt!«
    »Du hast die Briefe?«, stieß Tassilo hervor.
    »Ja, aber glaubt nicht, wir wären so dumm, sie bei uns zu tragen«, antwortete Sebastian. »Sie liegen außerhalb der Stadt an einem sicheren Ort im Wald versteckt, wo wir Euch freilassen werden, wenn wir uns mit meinem Vater und Leonhard Kaiser außer Gefahr befinden. Und noch etwas solltet Ihr wissen, nämlich dass diese Briefe dort nicht verrotten werden, falls es in der Festung zum Äußersten kommt. Auch wenn Ihr dann durch ein Wunder nicht mit uns sterben solltet, dem, was die Briefe Euch antun können, werdet Ihr auf gar keinen Fall entkommen. Denn wenn ein Vertrauter von uns, der bei dem Versteck mit den Briefen wartet, uns binnen zwei Stunden nicht wiedersieht, wird er die drei Briefe und das vierseitige Schreiben an sich nehmen, in dem ausführlich erläutert wird, worum es Euch wirklich gegangen ist, als Ihr erst meinen Vater vor gut zehn Jahren für tot erklärt und ihn dann vor Wochen bei Eurem heimlichen Treffen verhaftet und unter seinem neuen Namen Ekkehard von Neuleben in den Kerker gesperrt
habt. Und dann wird ein ahnungsloser Bote diese vier Schreiben morgen in aller Frühe einem Eurer Feinde überbringen, dem es dann sicherlich ein lang ersehntes Vergnügen bereiten wird, Euren Sturz zu betreiben und Euch vielleicht sogar als heimlichen Ketzer vor Gericht zu zerren. So oder so, der Verlust Eurer hohen Ämter, der finanzielle Ruin und die Ächtung dürften Euch in jedem Fall gewiss sein!«
    »Verflucht sollt Ihr sein!«, zischte Tassilo, kalkweiß im Gesicht.
    »Aus Eurem Mund betrachte ich das als Ehrenbezeichnung, Onkel Tassilo!«, gab Sebastian kalt zurück. Dann teilte er ihm mit, was genau er den Torwachen sagen und welche Antwort er notfalls geben sollte, wenn jemand wissen wollte, warum er mit seinen Schergen hinunter zu den Zellen der beiden Ketzer wollte. Auch gab er ihm klare, unmissverständliche Anweisungen, was er dem Kerkerwärter zu sagen hatte.
    Bei ihrer Planung hatte es sich als überaus vorteilhaft erwiesen, dass Lauretia schon oft in der Festung gewesen war. Und in der Zeit, in der die dort tätigen Handwerker damit beschäftigt gewesen waren, ihr Fuhrwerk zu entladen, hatte sie sich bei jedem Besuch ein wenig besser mit der ausgedehnten Anlage vertraut machen können. Sie wusste daher genau, welchen Weg sie einschlagen musste, um zu jenem Seitenhof zu kommen, wo es zu den Kerkern hinabging, in denen die Ketzer einsaßen. Ein Täuschungsversuch von Seiten des Domherrn war damit unmöglich. Und das gab ihm Sebastian auch deutlich zu verstehen, indem er seine genauen Ortskenntnisse unter Beweis stellte.
    Kaum hatte er seine Ausführungen beendet, als Bruder Scriptoris von hinten dreimal kurz gegen die Kutschenwand klopfte. Das war das verabredete Zeichen, dass sie die Auffahrt zur Festung erklommen hatten und gleich vor dem ersten Tor halten würden.

    »Macht Euch bereit!«, sagte Sebastian, fuhr mit der Dolchhand unter Tassilos Umhang und drückte ihm die Klinge in Nierenhöhe spürbar in die Seite. Und ein letztes Mal erinnerte er ihn, was auf dem Spiel stand. »Jetzt heißt es leben oder sterben!«
    Und in Gedanken fügte Sebastian noch hinzu: Für uns alle!

9
    Lauretia nahm die letzte Kurve mit kaum verminderter Geschwindigkeit und jagte das Gespann auf dem letzten ebenen Stück auf die himmelwärts strebenden Mauern zu, als wollte sie die Wachen überrennen und das mächtige Tor im Galopp zu durchbrechen versuchen. Erst im letzten Moment

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