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Das Kloster der Ketzer

Das Kloster der Ketzer

Titel: Das Kloster der Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M Schroeder
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sie vorher sorgsam mit dünnen Stricken zusammenband, damit es sich nicht löste und ihr verräterisch aus den Sachen rieselte. Und im Gegensatz zu Sebastian, der seine Kutte im Stall zurücklassen würde, gedachten sie und Bruder Scriptoris ihre eigene Kleidung später auf der Flucht wieder anzuziehen.
Deshalb wickelten sie ihre Sachen zu einem Bündel zusammen, um es gleich in den Fußkasten der Kutsche zu legen.
    Nachdem das getan war, fesselten sie Jodok, Baldus und Rupert an Händen und Füßen. Auf einen Knebel verzichteten sie, versicherte der Mönch doch, dass von ihnen nichts zu befürchten war, da sie nicht vor dem Morgen aus ihrem betäubenden Schlaf erwachen würden. Und damit man sie nicht sofort entdeckte, falls jemand nach dem Stallknecht Dominik Felten suchte, schleppten sie die nackten Gestalten zum Schluss noch nach hinten in die Sattelkammer und legten sie in die hinterste Ecke. Dann schoben sie noch einen Werktisch vor die Körper und warfen mehrere große Pferdedecken darüber, von denen die eine an der Vorderseite so weit herunterhing, dass sie die hinter dem Tisch liegenden Männer recht gut verbarg.
    »Das sieht doch prächtig aus!«, bemerkte Bruder Scriptoris, als sie ihr Gemeinschaftswerk von der Tür aus noch einmal kritisch in Augenschein nahmen. Und damit zog er die Tür zu, schloss sie von außen ab und ließ den Schlüssel stecken.
    »Jetzt kann der Domherr kommen!«, sagte Sebastian grimmig, rückte seinen Waffengurt zurecht und zog Jodoks Dolch. Mit der Daumenkuppe fuhr er vorsichtig über die Klinge, um sich von ihrer Schärfe zu überzeugen. »Wir werden ihm den Empfang bereiten, den er verdient hat!«

8
    Die herrschaftliche Kutsche mit den vier edlen Pferden wartete abfahrbereit auf Tassilo von Wittgenstein. Lauretia hatte das Gespann ein Stück aus dem Hof und in die Tordurchfahrt geführt, so dass die Pferde und der vordere Teil des Gefährts im dunklen Schutz des Gewölbes standen.
    Bruder Scriptoris hatte sich auf der rechten Seite hinter den Tieren und mit dem Rücken zur Ausfahrt an der Deichsel postiert. Die bauschige Kappe und der weite Umhang mit dem aufgestickten Wappen des Domherrn gaben bei dem schummrigen Licht nicht den geringsten Hinweis darauf, dass nicht Jodok in ihnen steckte, sondern ein völlig anderer. Sebastian und Lauretia warteten hinter der Kutsche.
    »Und bist du dir auch sicher, mit solch einem Vierergespann umgehen zu können?«, fragte Sebastian.
    »Es wäre wohl reichlich spät, um jetzt noch Bedenken anzumelden, findest du nicht auch?«, fragte sie spöttisch zurück. »Aber du kannst beruhigt sein. Wer wie ich schon viele Dutzend Mal ein mit Bauholz hoch beladenes Fuhrwerk durch die Stadt kutschiert und zur Festung hinaufgefahren hat, der hält auch so ein Gespann unter Kontrolle.«
    »Natürlich!«, sagte Sebastian schnell. »Ich wollte nicht...«
    Sein Satz blieb unbeendet, denn in dem Moment drang die herrische Stimme des Domherrn von der Straße zu ihnen. »Jodok! Fahr vor!«
    Sebastian zuckte wie unter einem Peitschenhieb zusammen und das Herz begann in seiner Brust zu rasen. Der Moment war gekommen, der über Gelingen oder Scheitern entschied! Jetzt galt es!

    Anstatt sich wie befohlen auf den Kutschbock zu schwingen und mit der Kutsche vorzufahren, antwortete Bruder Scriptoris mit einem unverständlichen, missmutigen Grummeln.
    »Zum Teufel, wo bleibst du? Hast du es auf den Ohren?«, rief Tassilo von Wittgenstein ungnädig und tauchte im nächsten Augenblick im Tordurchgang auf.
    Sofort beugte sich Bruder Scriptoris zur Deichsel hinunter, fummelte leise fluchend daran herum und brummelte irgendetwas von »gelockertem Geschirr«.
    Tassilo zögerte kurz, dann trat er aus dem Abendlicht der Straße in den schon recht dunklen Torgang. »Ich verstehe kein Wort von dem, was du vor dich hinbrabbelst! Was ist denn da los?«, bellte er.
    Kaum war der Domherr an die Seite des Mönches getreten, den er für Jodok hielt, als Sebastian hinter der Kutsche hervorkam, den gezückten Dolch unter dem weiten Umhang verbergend. Und bevor Tassilo sich noch zu ihm umgedreht hatte, war Sebastian auch schon bei ihm und hielt ihm die Klinge an die Kehle.
    »Ein Schrei oder sonst ein lautes Wort, und Ihr ersauft in Eurem eigenen Blut!«, drohte er und wünschte fast, der Domherr würde ihn wirklich dazu zwingen, so sehr hatten sich Wut und Abscheu in ihm aufgestaut.
    Fast gleichzeitig fuhr Bruder Scriptoris herum und versperrte dem Kanoniker den Fluchtweg. »Ihr tut

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