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Das Kloster der Ketzer

Das Kloster der Ketzer

Titel: Das Kloster der Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M Schroeder
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besser, was wir Euch sagen, sonst habt Ihr Euer Leben verwirkt!«
    Tassilo stand einen Moment wie erstarrt. Dann wandte er sich ganz langsam zu Sebastian herum und sah ihn an. »Schau an, die junge Ketzerbrut ist aus ihren Löchern gekrochen und zeigt ihr widerliches Gesicht!«, stieß er hervor. »Du bist doch der, den ich gesucht habe, nicht wahr?«
    »Ja, der bin ich... Onkel Tassilo!«, erwiderte Sebastian mit
unbändigem Zorn und spuckte ihm ins Gesicht. »Und schaut Euch mein Gesicht nur gut an! Wenn es darauf ankommt, wird es das Letzte sein, was Ihr zu sehen bekommt, bevor Ihr zur Hölle fahrt!«
    Ebenso vorsichtig langsam, wie er sich zu ihm umgedreht hatte, wischte sich Tassilo den Speichel von Stirn und Wange. »Das wird dir noch einmal Leid tun!«, zischte er. »Du bist ein einfältiger Tölpel, wenn du glaubst, mit deinen Komplizen...«
    »Haltet Euer Schandmaul und steigt ein!«, schnitt Bruder Scriptoris ihm scharf das Wort ab. »Weder sind wir einfältige Tölpel noch sprechen wir leere Drohungen aus! Glaubt mir, dass Sebastian auch nicht eine Sekunde zögern wird, Euch die Klinge in den Leib zu rammen!«
    »Und wenn einer diese Strafe verdient habt, dann seid Ihr es!«, fügte Lauretia hinter Sebastian grimmig hinzu und öffnete den Kutschenschlag.
    »Los, steigt ein!«, befahl Sebastian. »Es liegt jetzt ganz bei Euch, ob Ihr mit dem Leben davonkommt oder gleich in Eurem Blut liegt! Niemand wird Euch zu Hilfe kommen, falls Ihr so dumm sein solltet zu schreien. Eure Handlanger Jodok, Baldus und Rupert schon gar nicht. Die liegen gut verschnürt an einem Ort, wo man sie so schnell nicht finden wird. Und jetzt bewegt Euch!«
    Lauretia, die auch zu ihrem Messer gegriffen hatte, sprang in die Kutsche, um ihn dort in Empfang zu nehmen und ihn in Schach zu halten.
    Dem Domherrn schien nun zu dämmern, dass ihm gar keine andere Wahl blieb, als ihnen zu Willen zu sein, wenn er sein Leben retten wollte.
    »Brennen werdet ihr Elenden, ihr alle drei!«, fluchte Tassilo in ohnmächtiger Wut, stieg jedoch in die Kutsche, deren Wände mit safranfarbener Seide bespannt und deren weich
gepolsterte Sitzbänke mit einem etwas dunkleren Samtstoff bezogen waren.
    Sebastian folgte ihm und setzte sich neben ihn. Lauretia stieg nun wieder aus, schloss den Kutschenschlag, dessen Fenster mit einem gleichfalls safrangelben Spitzentuch verhängt war, und kletterte auf den Kutschbock, während Bruder Scriptoris sich hinten auf das Trittbrett begab. Alles sollte so wie immer aussehen, wenn der Domherrn in seiner prächtigen Kutsche ausfuhr.
    »Darf ich erfahren, wohin Ihr mich zu bringen gedenkt?«, fragte Tassilo, als die Kutsche anruckte und aus der Tordurchfahrt rollte.
    »Das werdet Ihr schon sehen!«, beschied Sebastian ihn knapp, während er ihn wachsam im Auge behielt und den Dolch nicht von seiner Kehle nahm.
    »Ihr glaubt doch wohl nicht im Ernst, dass ihr mich als Geisel nehmen und deinen Vater freipressen könnt!«, sagte Tassilo und gab sich den Anschein unerschütterlicher Selbstsicherheit und Überlegenheit.
    »Wir werden ihn nicht freipressen, sondern Ihr werdet höchstpersönlich dafür sorgen, dass die Kerkerzelle meines Vaters aufgeschlossen wird und er seine Freiheit erhält!«, erwiderte Sebastian. »Und Leonhard Kaiser ebenso!«
    »Was? Ihr wollt mit mir in die Festung Oberhaus?«, stieß der Domherr ungläubig hervor und lachte höhnisch auf. »Ihr müsst wirklich den letzten Rest Eures Verstandes verloren haben, dass euch so etwas Irrwitziges überhaupt in den Sinn gekommen ist! Das wird euch nicht gelingen!«
    »Dann beginnt jetzt schon mal zu beten und all Eure Schandtaten zu bereuen, denn nachher werdet Ihr dazu nicht mehr die Zeit haben!«, entgegnete Sebastian kalt und mit unerbittlicher Entschlossenheit, ihn notfalls mit in den Tod zu
nehmen. »Denn Jodoks Dolch hier ist so scharf geschliffen, dass er so glatt durch Eure Kehle gehen wird wie ein heißes Messer durch einen Klumpen Butter! Wenn unser Plan misslingt, was einzig und allein bei Euch liegen wird, und wir den Tod vor Augen haben sollten, werdet Ihr der Erste sein, der in seinem Blut liegt! Das schwöre ich Euch bei Gott, der heiligen Jungfrau Maria, allen Aposteln, Märtyrern und Heiligen, und was mir sonst noch heilig ist!«
    Tassilo konnte nun nicht verhindern, dass er heftig schlucken musste. Sein Verstand sagte ihm offenbar, dass sein Leben tatsächlich an einem seidenen Faden hing. Er presste die Lippen zusammen und fiel in ein

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