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Das Kloster der Ketzer

Das Kloster der Ketzer

Titel: Das Kloster der Ketzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer M Schroeder
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brennendes Stroh zwischen die Hufe schleudert, wird es ein wildes Durcheinander geben, wenn Ihr mich fragt. Und die Männer werden erst mal alle Hände voll zu tun haben, um die Pferde wieder einzufangen und zu beruhigen, bevor sie Euch folgen können. Im Galopp könnte das einen hübschen Vorsprung von einigen Meilen ergeben.«
    »Keine schlechte Idee!«, räumte Elmar ein.
    »Und wenn Ihr wollt, schleiche ich mich hinaus und übernehme das Durchschneiden der Zügel!«, fügte Lukas hinzu und zog sein beidseitig geschliffenes Messer unter dem Umhang hervor. »Dafür müsst Ihr aber zwei von Euren Silberstücken springen lassen!«
    Elmar sah den Boten sichtlich verblüfft an. »Du wirst mir ja richtig sympathisch, Kleiner!«, sagte er. »Und die beiden Silberlinge sollst du bekommen!« Während er noch mit dem Geldbeutel hantierte, forderte er Ansgar schon auf, noch einmal in die Sattelkammer zu laufen, wo stets Zunder, Zündsteine und Kerzen zum Entzünden von Stalllaternen bereitlagen. »Und du bindest schon mal drei dicke Strohbündel zusammen, so dass wir sie als Fackeln benützen können, Sebastian! Beeilt euch!«
    Lukas führte sein Pferd zu den drei anderen, um selbst auch
gleich in den Sattel des Braunen springen und davongaloppieren zu können, und schlich dann durch einen Spalt in der Stalltür hinaus auf den Hof.
    Elmar beobachtete ihn durch das Fenster mit angehaltenem Atem, wie er sich geduckt und ganz langsam an den runden Balken über der Tränke schlich, um die Pferde nicht nervös zu machen. Vorsichtig trennte er mit seinem Messer einen Zügel nach dem anderen durch. Einige der Tiere hoben den Kopf, beäugten ihn und blähten die Nüstern, doch keines wieherte ängstlich oder scheute gar zurück.
    Augenblicke später huschte Lukas wieder zu ihnen in den Stall zurück und schwang sich behände auf sein Pferd. »Nach dem, was ich für Euch getan habe, werdet Ihr mir doch sicherlich den Vortritt lassen, wenn wir uns jetzt davonmachen!«, sagte er auf seine kecke, selbstbewusste Art.
    Elmar nickte. »Den Vorzug hast du dir redlich verdient«, sagte er, nahm Sebastian eines der armlangen, hastig zusammengeschnürten Strohbündel ab, ging zur Stalltür und zog einen der Flügel weit auf. Schnell lief er zu seinem Pferd und schwang sich als Letzter in den Sattel. »Nun gilt es! Entzündet das Stroh!«
    Sie hielten die Enden der drei Strohbündel unter die Flamme der Kerze, und augenblicklich fraß sich das Feuer hell lodernd durch die trockenen Gebinde.
    Dann gab Elmar das Kommando. »Los! … Raus!«
    Lukas stieß seinem Braunen die Stiefelhacken in die Flanken und preschte aus dem Stall hinaus in die abendliche Dunkelheit. Elmar, Sebastian und Ansgar folgten ihm hintereinander. Sie schleuderten die lichterloh brennenden Strohbündel nach links zwischen die ahnungslosen Pferde der Schergen.
    Die Tiere brachen augenblicklich in Panik aus, als die Feuerbündel Funken stiebend zwischen ihren Hufen landeten,
und suchten schrill wiehernd das Weite. Auch das Viergespann bäumte sich in seinem Geschirr auf und riss die herrschaftliche Kutsche, die auf dem Wagenschlag das Wappen des Domherrn trug, mit einem jähen Ruck auf das Haus zu.
    Die gellenden Alarmschreie der beiden Wachposten auf der Steintreppe vor dem Portal mischten sich in das lärmende Chaos aus Schnauben, Wiehern und galoppierendem Hufschlag.
    Die vier Reiter jagten aus dem Hof, tief über die Hälse ihrer Pferde gebeugt.
    Die beiden Schergen des Domherrn rannten ihnen laut schreiend nach, legten ihre Armbrüste an und feuerten noch im Lauf ihre Pfeile ab. Eines der Geschosse sirrte haarscharf an Sebastians linker Schulter vorbei. Ein zweiter Pfeil bohrte sich in die Ledertasche mit der Reisebibel, auf deren Mitnahme die Herrin vom Erlenhof bestanden und die Elmar sich über die Schulter gehängt hatte. Dann lag der Gutshof auch schon hinter ihnen und im gestreckten Galopp jagten sie die dunkle Allee hinunter.

3
    Längst hatte Sebastian das Gefühl für die Zeit verloren, die sie nun schon im Sattel saßen. Der mutige Bote hatte sich bereits kurz hinter der Allee von ihnen getrennt und war seiner eigenen Wege geritten. Seitdem drangen sie immer tiefer in die dichten Wälder ein, die das ansteigende Gelände wie ein unendliches Meer aus Bäumen bedeckten.
    Ihm war, als bewegten sie sich durch Urwälder, die vor ihnen
noch niemand zu betreten gewagt hatte und in denen namenlose Geisterwesen hausten. Er wusste, dass dieser Gedanke unsinnig und reiner

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