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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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Tor die Riegel zurück und stand auf dem Hofe. Als er nun sich umsah und auch zum Turme hinauf blickte, bemerkte er, daß jemand mit einem Schnupftuch aus dem Fenster winkte. Er dachte im ersten Augenblick, sein Widersacher sei es, und blieb stehen, um auf ihn zu warten. Aber es war Mary Avenel, die wie ein Geist unter dem niedrigen, grob gezimmerten Torwege hervorschlich.
    Halbert schreckte zusammen. Es war ihm ganz so zu Mute, wie einem, der sich auf einem verbotenen Wege ertappt findet. Noch nie zuvor war ihm die Gesellschaft des jungen Mädchens so peinlich gewesen wie in diesem Augenblicke. Und um so peinlicher wurde sie ihm, als in dem Tone, in welchem sie ihn anredete, sich Besorgnis mit Vorwürfen zu mischen schien. Sie fragte ihn ernst und eindringlich, was er zu beginnen gedächte. Halbert zeigte auf die Armbrust, und wollte eben eine Ausflucht machen, als Mary ihm ins Wort fiel.
    »Laß doch das sein, Halbert!« sagte sie; »Deine Rede war immer bisher ja ja, nein nein, und strenge Wahrheit. Ausflüchte sind eines rechten Mannes unwürdig. Deine Gedanken sind heut nicht auf Wild gerichtet, das unsre Wälder belebt. Du suchst nach anderm Ziele ... Du willst einen Zweikampf ausfechten mit dem Fremden!«
    »Und aus welchem Grunde sollte ich Händel suchen mit unserm Gaste?« fragte Halbert, während tiefe Glut in seine Wangen stieg.
    »Du hast mehr denn einen Grund dazu, Halbert, aber noch mehr Gründe ließen sich für Dich finden, solchem Vorhaben nicht nachzugehen!« versetzte das Mädchen, »und jeder dieser letztern wöge für sich allein die sämtlichen andern auf. Und doch begibst Du Dich jetzt auf den Weg, solchen unseligen Zwist auszufechten?«
    »Wie kannst Du bloß solche Dinge vermuten, Mary?« erwiderte Halbert, eifrig bemüht, sein geheimes Vorhaben zu verbergen, »der Ritter ist der Gast meiner Mutter, genießt den Schutz des Abtes und der gesamten Klosterbrüderschaft, er ist von hoher Geburt, und Du kannst trotz alledem meinen, ich wollte mir herausnehmen, ein hastiges Wort aus seinem Munde, das vielleicht mehr im Uebermut seines Witzes gefallen ist, als daß es die wirkliche Meinung seines Herzens gegen mich wäre, zu ahnden?«
    »Halbert, Halbert!« rief das Mädchen, »diese letzte Frage macht mir, was ich ahnte, zur Gewißheit. Du warst von Kind auf verwegen. Du hast immer die Gefahr gesucht, statt ihr aus dem Wege zu gehen, hast Dich allezeit gefreut über alles, was waghalsig und gefahrvoll war! Du wirst auch, was Du jetzt vorhast, nicht aus Furcht aufgeben. Aber, Halbert, tu es aus Mitleid, aus Mitleid mit Deiner bejahrten Mutter, die Dein Tod des Trostes und der Stütze beraubt, und Dein Sieg nicht minder.«
    »Meine Mutter,« erwiderte Halbert, sich abwendend, »hat ja doch noch meinen Bruder Edward!«
    »Allerdings bleibt ihr noch der sanftmütige, edelgesinnte und besonnene Edward,« antwortete Mary, »der Deinen Mut besitzt, Halbert, doch ohne Dein Feuer, ohne Deinen Wagemut, der den gleichen hohen Sinn hat wie Du, aber ihn mit bessrer Vernunft zu regieren weiß. Er hätte seiner Mutter schon sein Ohr geliehen, er hätte seine Pflegeschwester nicht umsonst bitten lassen, wenn sie ihn beide gebeten hätten, sich nicht in solches Verderben zu stürzen, nicht all ihre Hoffnungen zu vernichten!«
    Mit herber Unruhe im Herzen erwiderte Halbert auf diese Worte:
    »Nun wohl, Mary! was ist der Sinn all dieser Reden? Ihr behaltet ja doch denjenigen von uns beiden, der in Euren Augen der Bessere ist, der Klügere, der Mutigere ... wenn Ihr beide diesen Beschützer behaltet, was braucht Ihr dann mich? was schert Ihr Euch dann noch um mich?«
    Er wandte sich zum Gehen, aber Mary Avenel legte ihre weiche Hand so sanft auf seinen Arm, daß er den Druck kaum fühlte, wohl aber, wie schwer, wie unmöglich es ihm sei loszukommen. So stand er denn, mit einem Fuß bereit, den Hof zu verlassen, und doch so unschlüssig, daß er den Eindruck eines Menschen machte, der von einem Platz weg will, den aber ein Zauber an den Boden bannt, so daß er den Fuß nicht weiter zu setzen vermag.
    Mary Avenel nahm seine Unschlüssigkeit wahr und drang weiter in ihn.
    »Höre mir zu, Halbert,« sagte sie, »bloß ein paar Worte noch! Ich bin eine Waise, und selbst der Himmel erhört die Waisenkinder ... ich war die Genossin Deiner Kindheit, und wenn Du mir nicht solche Liebe erweisen willst, mich einen Augenblick anzuhören, wer anders soll mir dann solche geringfügige Gabe gewähren? wen anders soll ich darum

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