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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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Panzer auf dem Leibe tragen, sondern einzig und allein einem alten, löblichen, bei solcherlei Fällen vorgeschriebnen Brauche zu Ehren.«
    Halbert Glendinning schickte sich in diese Grille seines Widersachers, und Sir Piercie verfehlte unterdes nicht, die Aufmerksamkeit des Jünglings auf das feine, kunstvoll gestickte Hemd zu lenken, das er auf dem Leibe trug.
    »In diesem Hemde,« erzählte er, »in welchem ich jetzt mit einem Bauern aus Schottland, denn was anders bist Du nun doch einmal nicht, zu kämpfen mich anschicke, war mir das beneidenswerte Los vergönnt, in jenem herrlichen Ballspiel, das zwischen dem göttlichen Asphodel, unserm unvergleichlichen Sidney, und dem höchst ehrenwerten und liebreichen Lord von Oxford stattfand, die von Sieg gekrönte Partei zu führen. Alle Huldinnen unsrer Felicia, unter welchem Namen ich mein geliebtes England meine, befanden sich auf der Galerie, und bei jeder Wendung, die das Spiel nahm, schwenkten sie mit den Tüchern und spornten die Kämpfer durch ihren Beifall. Auf das Ballspiel folgte ein unvergleichliches Bankett, wobei es der herrlichen Urania – der Gräfin von Pembroke – gefiel, mich durch Ueberreichung ihres eignen Fächers zu beglücken, damit ich mir das lebhaft gerötete Antlitz ein wenig kühle. Ich aber legte, um diese Artigkeit zu erwidern, mein Angesicht in trübe Falten und spracht: O, göttliche Urania! nehmet doch Eure huldvolle Gabe wieder an Euch, denn mir bringt dieser Fächer keine Kühlung, sondern übergießt mich gleich dem Hauch eines glühenden Sirokko mit Feuerbrand ... worauf sie mich mit höhnischen Blicken maß, ohne jedoch einen gewissen Grad von Wohlwollen dabei zu verbergen, der jedem Höfling von einiger Erfahrung ohne weiteres offenbar geworden wäre ...«
    Hier aber fiel Halbert dem Ritter ins Wort, denn es kam ihm so vor, als ob Sir Piercie die größte Lust hätte, statt zu einem Schluß mit diesen Erinnerungen zu kommen, sich vielmehr aus dem Hundertsten ins Tausendste zu begeben.
    »Ich meine, Herr Ritter, daß solche Erzählung für das, was wir hier vorhaben, nicht unbedingt von nöten ist, und so wäre es wohl auch geraten, sich nicht länger damit aufzuhalten. Wenn Ihr so gern die Zeit mit Reden verbringt, hättet Ihr meiner Meinung nach klüger gehandelt, in England zu bleiben, denn in Schottland zieht man Streiche den Worten vor.«
    Die Schwerter fuhren aus der Scheide, und der Kampf nahm seinen Anfang. Halbert sah bald ein, daß seine Befürchtung begründet gewesen und daß er seinem Gegner in der Führung der Waffe bedeutend unterlegen war. Sir Piercie Shafton hatte wahrlich nicht geprahlt, als er sich einen hervorragenden Fechter nannte, und Halbert erschien es von Minute zu Minute zweifelhafter, ob es ihm gelingen werde, gegen einen solchen Meister im Fechten aufzukommen. Sir Piercie war mit allen Schlichen in der Führung von Schwert und Degen wohlvertraut und war auch im Besitze einer sehr beträchtlichen Körperkraft. Halbert hielt sich demzufolge zunächst in der Defensive, um seinem Gegner die Schliche und Schwächen abzugewinnen, und die unausbleibliche Folge hiervon war, daß auch der Ritter, nach ein Paar kräftigen Angriffen, die Halbert abgewiesen oder auf geschickte Weise vermieden hatte, sich auf die Defensive beschränkte, aus Furcht, bei stetigem Angriff sich zu leicht Blößen geben zu können. Halbert seinerseits war vorsichtig genug, einen Gegner nicht zu drängen, dessen Gewandtheit ihn mehr denn einmal in den Sand gestreckt hätte, wäre er nicht so außerordentlich auf seiner Hut gewesen. Nach ein paar weitern Gängen trat eine Pause ein, und beide Kämpfer senkten, wie wenn sie es verabredet hätten, gleichzeitig die Spitzen ihrer Schwerter, um einander, ohne daß einer ein Wort gesprochen hätte, mit den Blicken zu messen. Endlich nahm Halbert, der wegen seiner Angehörigen wohl allmählich von stärkerer Unruhe befallen werden mochte, nachdem er Gelegenheit gehabt hatte, die Stärke und Gewandtheit seines Gegners zu erproben, das Wort zu der Frage:
    »Ist denn, Herr Ritter, der Gegenstand unsers Zwistes wirklich so ernster Natur, daß einer von unsern Leibern dieses Grab unbedingt füllen muß? sollten wir nicht besser tun, als Freunde heimzukehren, nachdem wir die Stärke unsrer Waffen beiderseits gemessen haben?«
    »Mein tapfrer Junker,« antwortete Sir Piercie, »keinem Erdensohne hättet Ihr solche Ehrenfrage schicklicher vorlegen können, der die gleiche Fähigkeit besessen hätte wie

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