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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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angehen?«
    »Ich höre Dir ja doch zu,« erwiderte Halbert, »aber, liebe Mary, fasse Dich kurz! Du bist im Irrtum darüber, was ich heut vorhabe. Es handelt sich um nichts weiter zwischen uns beiden Männern als um einen einfachen Frühspaziergang an dem schönen Sommermorgen.«
    »Sprich nicht so zu mir,« erwiderte Mary, ihn unterbrechend, »nicht so zu mir! Andre kannst Du ja zu täuschen versuchen und täuschen, aber nicht mich! Seit meiner frühesten Jugend regt sich, wenn ich mich einer Falschheit gegenüber sehe, in meinem Herzen eine Stimme, die mich warnt, vor der aller Trug zerstiebt, vor der alle List zu nichte wird. Zu welchem Zweck mir das Schicksal solche Kraft verliehen hat, weiß ich freilich nicht; aber trotzdem ich in diesem weltfremden Tale in Unwissenheit erzogen worden bin, erkennen meine Augen doch gar häufig, was die Menschen sich bemühen zu verheimlichen. Auch unter der heitersten Stirn bleibt mir das düstre Vorhaben nicht verborgen, das der Mensch in seinem Herzen brütet, und ein einziger Blick meines Auges sagt mir mehr, als andern Menschen Eide und Versicherungen.«
    »Ei, ei, liebe Mary,« erwiderte Halbert, »bist Du solche Herzenskünderin, dann sage mir, was liest Du wohl in meinem Herzen? Sag mir nur eins, daß, was Du hier in diesem Busen liest, Dich nicht kränkt. Bloß dieses eine sag mir, und Du sollst hinfort meines Herzens Lenkerin und meines Tuns und Lassens Seele sein, sollst mich, ganz nach Deinem Gefallen und Willen, leiten können zu Ehre oder Unehre.«
    Bei diesen Worten des Jünglings schoß in Marys Wangen zuerst eine jähe Röte, die aber ebenso schnell einer Leichenblässe wich. Als er sich aber dann umdrehte in der Absicht, ihre Hand zu fassen, antwortete sie, indem sie sich sanft von ihm losmachte:
    »In den Herzen, Halbert, kann ich nicht lesen; ich möchte auch in Deinem Herzen nichts lesen, als was sich für uns beide geziemt; bloß auf Zeichen, Worte und Handlungen von geringerer äußerer Bedeutung verstehe ich mich besser als meine Umgebung, wie ja auch meine Augen, wie Du weißt, Dinge gesehen haben, die andern niemals sichtbar geworden sind.«
    »So richte sie denn auf jemand, den sie nimmer wieder sehen werden!« erwiderte Halbert, wandte sich von ihr und stürzte, ohne sich noch einmal umzusehen, zum Hofe hinaus.
    Mary von Avenel stieß einen matten Schrei aus und preßte die Hände an die Stirn. Kaum eine Minute mochte sie so gestanden haben, als hinter ihr sich eine Stimme vernehmlich machte:
    »Es ist sehr edelmütig von meiner gütigen Protektion, diese leuchtenden Augen vor jenen um so vieles gemeineren Strahlen zu verhüllen, die eben den östlichen Horizont mit ihrem Golde säumen wollen. Freilich könnte es wohl geschehen, daß Phöbus, außer stande, den stärkern Strahlenglanz zu ertragen, mit beschämtem Angesicht seinen Wagen umlenkte und lieber die Welt in Dunkelheit ließe, als die Schmach solcher Begegnung auf sich nähme. Glaubt mir, meine liebwerte Protektion ...«
    Als nun aber Sir Piercie Shafton, denn der Leser wird an dieser blumenreichen Rede sicher den Sprecher erkannt haben, die Hand der jungen Dame ergreifen und seine Ansprache fortsetzen wollte, da machte sie eine flinke Wendung beiseite und eilte, mit einem Blicke, aus dem Schrecken und Bewegung zugleich sprachen, an ihm vorbei und in den Turm zurück.
    Der Ritter blickte ihr nach mit einer Miene voll Verachtung und gleichzeitig auch Verdruß, und rief dann:
    »Bei meiner Ritterschaft! ich habe an diese bäurische Phidele eine Rede weggeworfen, die von der erhabensten Schönheit an Felicias Hofe ... so möge man mir hinfort das Elysium zu nennen erlauben, aus dem ich verwiesen worden ... als Cupidos Frühmesse bezeichnet worden wäre. Ja, mein Piercie Shafton, das Schicksal hat sich recht herbe gegen Dich erwiesen, indem es Dich hierher bannte in diesen einsamen Winkel, wo Du Deinen herrlichen Witz vergeuden mußt an Bauerndirnen und Dich messen mußt mit vierschrötigen Gesellen. Aber für solchen Schimpf, und wär er mir zugefügt worden von dem gemeinsten Plebejer, gibt es keine andre Remedur als den Tod. Von meiner Hand soll er sterben, der Wicht, die Maßlosigkeit der Beleidigung gleicht den Unterschied im Stande hier vollständig aus. Zudem glaube ich, daß sich der Flegel und Prahlhans zu Hieben wohl ganz ebenso bequemen wird, wie zu Spott und Hohn.«
    Unter solchem Selbstgespräch eilte der Ritter nach dem kleinen Birkengebüsch, das zwischen den beiden Widersachern

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