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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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als Stätte des Rendezvous gewählt worden war. Als er dort hinkam, fand er den Gegner schon anwesend. Er grüßte ihn höflich und begleitete den Gruß mit den Worten:
    »Ich ersuche Euch, mein junger Herr, nicht unbeachtet zu lassen, daß ich vor Euch den Hut ziehe, trotzdem Ihr mir an Rang so tief nachsteht. Indessen hat die Ehre, die ich Euch dadurch erwiesen habe, daß ich Eure Herausforderung annahm, uns nach dem besten Urteil aller Kämpen gewissermaßen, wenigstens für die Zeit unsres Zwistes, auf gleiche Stufe miteinander gestellt. Diese Ehre muß Euch, meine ich, höchst wohlfeil dünken, selbst wenn sie Euch das Leben kosten sollte, was im bevorstehenden Kampf allerdings hohe Wahrscheinlichkeit für sich haben dürfte.«
    »Diese Gnade von Eurer Ehren,« versetzte Halbert, »habe ich wohl lediglich dem geringfügigen Dinge aus Silber zu verdanken, das ich Euch zeigte?«
    Im Nu verfärbte sich der Ritter und knirschte vor Wut mit den Zähnen.
    »Heraus mit der Klinge!« schrie er grimmig. »Nicht hier, Herr Ritter,« versetzte Halbert, »denn hier könnten wir gestört werden. Seid so freundlich, mir an einen Ort zu folgen, wo wir mit Ruhe und Sicherheit vor jeder Störung unsern Zweikampf zu Ende führen können.«
    Er schritt das Tal hinauf, in der Absicht, die unter dem Namen Corrinan-Shian bekannte Schlucht aufzusuchen, weil sie als Aufenthalt von Gespenstern und Geistern verschrieen war und zufolgedessen von den Leuten der Umgegend gemieden wurde. Aber als er am Eingange der Schlucht angelangt war, legte ihm die geringe Breite des ebnen Bodens den Gedanken nahe, daß es unklug von ihm wäre, einen Platz zu wählen, der ihm nicht Raum genug böte, seine Gewandtheit zu voller Entfaltung zu bringen, da er doch lediglich dadurch die ihm mangelnde Kenntnis der Fechtkunst einigermaßen ausgleichen könnte. Einen solchen Platz fand er nun aber nicht früher, als bei der wohlbekannten Quelle, an deren Rande sich, gegenüber von dem gewaltigen Felsblock, aus dessen Schoße sie entsprang, eine weite Rasenfläche ausdehnte, die Raum genug bot für das Vorhaben, das sie hierher geführt hatte.
    Die finstre, einsame Lage dieser Oertlichkeit machte sie zum Schauplatz eines Kampfes auf Leben und Tod in ganz besonderm Maße geeignet. Aber eine höchst seltsame Ueberraschung wurde ihnen hier zu teil, denn dicht am Fuße des Felsens war mit äußerster Sorgfalt und Akkuratesse ein Grab geschaufelt worden. Der grüne Rasen lag auf der einen, die Erde auf der andern Seite aufgeschüttet, und am Rande lagen Hacke und Schaufel.
    Sir Piercie Shafton heftete auf Halbert Glendinning einen Blick des tiefsten Ernstes und fragte in strengem Tone: »Soll das Verrat bedeuten, Jüngling? Habt Ihr etwa vor, mich hier wie in einer Imboscata, einem Hinterhalte, zu überfallen?«
    »Nicht ich, Herr Ritter, beim Himmel! nicht ich!« rief entrüstet der junge Glendinning. »Ich habe keinem Menschen von unserm Vorhaben etwas erzählt und möchte auch um den Thron von Schottland nicht gegen einen Feind mich solches Vorteils bedienen.«
    »Ich glaube so etwas auch nicht von Dir, mein Sohn,« erwiderte der Ritter, »aber das Grab ist mit solcher Akkuratesse ausgehoben, daß es dreist als Meisterstück des letzten Bettmachers der Natur, ich meine des Totengräbers, gelten könnte. Aber danken wir hierfür dem Zufall oder einem unbekannten Freunde, der es sich nicht hat nehmen lassen mögen, für einen von uns ein schickliches Begräbnis vorzubereiten, und lassen wir uns dadurch nicht abhalten, die Entscheidung darüber zu suchen, wem von uns beiden das Glück beschert sein wird, sich an diesem einsamen Plätzchen einem ungestörten Schlummer überlassen zu dürfen.«
    Mit diesen Worten legte er Wams und Mantel ab, legte sie mit äußerster Sorgfalt zusammen und auf einen Felsblock. Nicht ohne Unruhe folgte Halbert Glendinning seinem Beispiel, denn da er die Behausung der weißen Frau hier in der Nähe wußte, kam er wider Willen auf mancherlei Vermutung in betreff des hier aufgeworfnen Grabes.
    »Von ihr muß es herrühren,« dachte er bei sich, »und von niemand sonst! der Geist sieht den verhängnisvollen Ausgang voraus. ... Ich kann den Platz bloß verlassen als Mörder, oder muß in dies Grab hier steigen.«
    »Da wir,« nahm nun Sir Piercie das Wort, »ohne Sekundanten unsern Zweikampf ausfechten, so möchte es wohl gut sein, Ihr befühltet meine und ich Eure Körperseite, wenn ich auch keineswegs meine, als könntet Ihr einen verborgnen

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