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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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anders im Hause am Gange sei und die Tiere ja hungern müßten.
    »Schönen Dank, gutes Mädchen,« erwiderte Edward, aber im andern Augenblick wurde er wieder stutzig. »Was hast Du denn für ein Weibsbild bei Dir?« fragte er wieder.
    Mysie wollte Antwort geben, aber Sir Piercie kam ihr zuvor, weil er nicht leiden mochte, wie es den Anschein hatte, daß das große Werk seiner Befreiung vollständig ohne sein Zutun ins Werk gesetzt werde, und rief ihm vom Hofe aus zu:
    »Ich bins, mein schöner Hirtenknabe, dessen Aufsicht die milchreichen losen Mütter der Herde von Glendearg unterstellt worden sind.«
    »Holla, holla!« schrie Edward, von Grimm und Staunen zugleich ergriffen, »das ist ja Piercie Shafton! Verrat, Verrat! Holla, Dan! holla, Kaspar! holla, Martin! Der Schurke entwischt!«
    »Zu Pferd! zu Pferd!« rief, Mysie und saß im Nu hinter dem Ritter, der sich bereits in den Sattel geschwungen hatte. ... Und los ging es nun auf Tod und Leben.
    Edward hatte die Armbrust ergriffen und schoß. Dicht an Mysies Ohr schwirrte der Bolzen vorbei.
    »Flugs, flugs!« rief sie dem Gefährten zu, »der nächste Bolzen fehlt uns sicher nicht. Hätte Halbert an Edwards Stelle geschossen, dann lägen wir schon im Sande!«
    Der Ritter preßte dem Pferde die Sporen in die Weichen, daß das Blut herausschoß. Er sprengte an den Kühen vorbei und sauste den Hügel hinunter, auf dem der Turm stand. Dann nahmen sie ihren Weg ins Tal hinein, und bald brachte das flinke Tier seine doppelte Last weit genug, daß von dem Lärm, der nun im Turme von Glendearg entstand, nichts mehr zu den Ohren des Ritters und des Mädchens drang.
    Auf solch wunderliche Weise geschah es, daß ein Menschen-Paar zu gleicher Zeit in verschiedner Richtung von dannen floh, von welchem jeder als des andern Mörder betrachtet wurde.

Elftes Kapitel.
    Sir Piercie Shafton ritt in so flottem Tempo, wie es die Straße erlaubte, bis er das Tal von Glendearg überwunden und das breite Tal des Tweed gewonnen hatte. Bald erschien am jenseitigen Ufer das hohe graue Kloster zu Unsrer lieben Frau, dessen Türme und Zinnen die Strahlen der aufgehenden Sonne eben trafen. Er setzte seinen Ritt am nördlichen Ufer hinab fort, bis sie dem Wehr ungefähr gegenüber waren, wo Pater Philipp seine ungewöhnliche Wasserfahrt beendigt hatte. Ohne eigentlich zu wissen, wohin er seinen Ritt lenken sollte, war Sir Piercie bis hierher gekommen. Der Anblick des Klosters erinnerte ihn aber an die Gefahr seiner Lage und an die Notwendigkeit, einen festen Plan für seine Rettung zu fassen. Zudem nahm er jetzt auch wahr, daß seine Begleiterin bitterlich weinte und seufzte und das Haupt auf seine Schulter stützte.
    »Schöne Molinara, was fehlt Dir?« fragte er. »Kann Piercie Shafton seine Dankbarkeit auf irgend eine Weise bezeigen?«
    Mysie zeigte über den Strom, getraute sich aber nicht, den Blick dorthin zu richten.
    »Sprich deutlich, edelste aller Jungfrauen, was Du mit Deinem Wink meinst?« sagte der Ritter.
    »Dort drüben liegt meines Vaters Haus,« sagte Mysie schluchzend.
    »Und ich führte Dich so weit hinweg von dieser Stätte Deiner Wiege?« rief Sir Piercie in dem Wahne, die Quelle ihres Kummers gefunden zu haben. »So steige denn ab, holde Mysinda,« denn so beliebte es ihm, sie umzutaufen, »oder wär es Dir lieber, wenn ich Dich heim zu Deinem kornmahlenden Vater brächte? Sprich ein Wort, Du Süße, und ich trotze gern allen Gefahren, die mir durch Mönch oder Müller drohen.«
    Tief errötend schlug Mysie die Augen zu Boden, während Sir Piercie im Tone verlegener Artigkeit fortfuhr: »Weine doch nicht so, Du liebe Molinara, wir werden uns ja wiedersehen, wenigstens hoffe ich es fest und zuversichtlich.«
    »Ach,« sagte Mysie, von deren Wangen jetzt das Scharlachrot wich, um langsam fahler Blässe Platz zu machen, »ich hab jetzt keine Heimat mehr.«
    »Was? keine Heimat mehr?« rief Shafton. »Spricht meine Molinara das im Ernst, da doch drüben ihres Vaters Haus und Mühle steht?«
    »Ach,« versetzte die Müllerstochter, »mein Vater ist doch der Abtei untertan. Ich aber habe den Abt beleidigt, und komme ich jetzt nach Hause, so bringt mich der Vater doch sicher um.«
    »Ich schwöre Dir, meine teure Mysinda, er soll Dir nichts zu leid tun,« rief Sir Piercie. »Vergiß nicht, daß Dir ein Mann zu Dank verpflichtet bleibt, der das leiseste Unrecht zu rächen gewillt ist, das jemand Dir zufügen wollte!«
    Hiermit sprang er vom Pferde, ergriff die Hand des

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