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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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die schmucke Mysie ans der Klostermühle, und schon so früh bei einem frommen Gebet? Ei, dafür muß ich doch einen Kuß bekommen!" rief eine rauhe Stimme gleichzeitig unter derbem Lachen hinter ihr.
    Einer von den jungen Burschen war es, die Edward nach dem Turm von Glendearg gerufen hatte, Dan von Howlet-Hirst. Und er ließ seiner lustigen Rede auf der Stelle die kecke Tat folgen, bekam aber dafür nach ländlicher Art einen so derben Knuff in die Seite, daß er kaum einen Aufschrei zu unterdrücken vermochte, im übrigen aber den Knuff ganz ebenso hinnahm, wie ein feiner Herr den Klaps einer schönen Dame mit dem Fächer hingenommen hätte.
    »Ei was, Herr Hanswurst,« meinte Mysie, »habt Ihr um Narretei willen Euren Wachtposten bei dem englischen Gefangenen im Stich lassen müssen?«
    »Ganz und gar nicht, schönste Mysie,« antwortete Dan von Howlet-Hirst, »ich habe den Edward noch gar nicht von seinem Posten abgelöst; und wärs nicht schädlich, ihn länger Posten stehen zu lassen, so brächt ichs, meiner Treu, nicht fertig, Euch die ersten zwei Stunden allein mit Euch zu lassen.«
    »O, Ihr habt Zeit genug, unsereins zu sehen, Dan,« antwortete die Müllerstochter, »aber jetzt solltet Ihr an den Kummer denken, der die Hausleute betroffen hat, und Edward ablösen, damit er sich auch ein bißchen aufs Ohr legen könnte, denn der arme Mensch hat die ganze Nacht gewacht.«
    »Aber erst muß ich noch einen Kuß haben, Mysie,« sagte Dan von Howlet-Hirst.
    Mysie war jedoch auf ihrer Hut und leistete dem Burschen, vielleicht auch, weil sie an den nahen Holzstall dachte, kräftigen Widerstand, bis schließlich der liebeskranke Schäfer die spröde Dirne unter ein paar kräftigen Ausdrücken, die von Liebe wenig an sich hatten, stehen ließ, und die Stiege hinauf rannte, um den Kameraden abzulösen. Mysie, die sich bis zur Tür hin schlich, hörte nun die beiden Burschen eine Weile zusammen reden, dann verließ Edward den Posten, den Dan von Howlet-Hirst an seiner Statt bezog.
    Mysie ließ nun noch einige Zeit verstreichen, bis es noch ein wenig heller draußen geworden war. Dann ging sie zu Dan hinauf, in der Meinung, daß er inzwischen Zeit genug gehabt hätte, allen Groll gegen sie wegen ihrer Sprödigkeit zu vergessen, und sagte ihm, er solle ihr die Schlüssel zum äußern Tor geben.
    »Und wozu denn?« fragte der Bursche.
    »Ei, die Kühe müssen doch gemolken und ins Freie gelassen werden,« antwortete Mysie, »oder soll das arme Vieh den ganzen Morgen im Stall bleiben? Die Hausleute sind doch noch alle dermaßen von ihrem Kummer übermannt, daß keiner die Arbeit verrichten kann, außer mir und der Magd.«
    »Und wo ist die Magd?« fragte Dan.
    »Sie sitzt bei mir in der Küche, denn es könnte ja sein, daß die Hausleute dringender Hilfe bedürfen.«
    »Na, da nimm den Schlüssel, Du Plagegeist!« sagte der Wachtposten.
    »Dank schön, Du Tunichtgut,« antwortete die Müllerstochter und rannte die Treppe hinunter.
    Im Nu war sie im Holzstall und warf dem Ritter einen alten Weiberrock über, der dort am Rechen hing, dann riß sie die Tür auf und lief in den Kuhstall, der im andern Hofwinkel lag, während Sir Piercie Shafton sich über den hierdurch entstehenden Aufenthalt beklagen zu müssen meinte.
    »Allerschönste und huldreichste Molinara,« rief er, »wäre es nicht gescheiter von uns, wir öffneten das äußre Tor und machten uns wie ein Paar Seemöwen, die bei drohendem Sturmwetter Schutz auf einem Felsen suchen, auf den Weg?«
    »Zuerst müssen wir die Kühe hinaustreiben,« antwortete Mysie, »es wäre doch sündlich, die Witwe um ihre Herde zu bringen, sündlich um ihretwillen und um der armen Tiere willen. Daß jemand den Turm mir nichts dir nichts verlassen und uns nachsetzen werde, davor habe ich keine Sorge. Zudem müßt Ihr doch auch Euer Pferd haben, denn Ihr müßt schon zusehen, so schnell wie möglich weiter zu kommen, wenn Ihr Euch in Sicherheit bringen wollt.«
    Mit diesen Worten verschloß und verriegelte sie das innere und äußere Turmtor, rannte in den Kuhstall, trieb das Vieh heraus zum Hoftore und führte das Pferd des Ritters zum Holzstalle, worin derselbe noch steckte. Sie wollte nun noch einmal zum Stalle eilen, um ihren eignen Klepper zu holen, aber das Stampfen der Hufe hatte Edwards Aufmerksamkeit wachgerufen. Er trat an das Fenster seiner Stube und rief hinaus, was denn vorgehe?
    Ohne Zögern erwiderte Mysie, daß sie die Kühe ins Freie hinaus treibe, weil noch niemand

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