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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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Frau, ehrwürdiger Vater, aber es ist schon in viele Häuser durch viele Gäste viel Verderben gekommen, und ich fürchte, es wird auch Glendearg nicht frommen, daß es fortwährend einen neuen Gast aufnehmen muß. Zuerst hat sich die Dame von Avenel hergefunden. Nun, ihre Seele möge in Frieden ruhen, aber sie hat einen solchen Schwarm von Geistern und Feen mitgebracht, daß in dem alten Turmgebäude Schrecken und Angst geherrscht haben bis zu ihrem Hinscheiden, und daß es uns allen vorkommt, als hätten wir die ganze Zeit nicht in Wirklichkeit gelebt, sondern nur im Traume. Dann ist der Ritter aus England gekommen, und wenn er auch meinen Halbert nicht gemordet hat, so hat er ihn doch dazu gebracht, daß er dem Vaterhause entwichen und in die weite Welt hinausgelaufen ist. Nun bringen mir Euer Ehrwürden noch gar einen Ketzer ins Haus, der wahrscheinlich den Satan selbst über uns alle bringen wird. Für den Satan ist ja jede Tür und jedes Fenster zu eng, und so wird er wohl ein ganzes Stück von unserm alten Turme mitnehmen. ... Indessen, ehrwürdiger Vater, an mir ist es, Euch und dem Kloster zu Diensten zu sein, und ich will es auch nicht fehlen lassen, diese Pflicht gewissenhaft zu erfüllen.«
    »Laßt nur gut sein, Frau,« erwiderte hierauf der Priester, »was Ihr an Eurem Hause Schaden gelitten habt, dafür soll Euch das Kloster schadlos halten. Ich werde den Schatzmeister anweisen, Euch auszuzahlen, was Ihr zu fordern habt. Und wegen der Unruhe, die wir Euch bereitet haben, und wegen der Ausgaben, die Euch jetzt wieder entstehen, soll Euch ein Nachlaß am Lehnszins gewährt werden. Außerdem will ich nach dem Verbleib Eures Sohnes die sorgfältigsten Ermittelungen anstellen lassen.«
    Die Witwe verneigte sich tief vor dem geistlichen Herrn und bat ihn noch, doch ja ihrem Gevatter, dem Müller Happer, sagen zu wollen, daß in betreff seiner Tochter und des Schicksals, das über sie hereingebrochen sei, sie selbst nicht die geringste Schuld träfe.
    »Da erinnert Ihr mich noch an eine andre Angelegenheit, gute Frau,« nahm Pater Eustachius wieder das Wort, »die nicht verabsäumt werden darf, so viel ihrer mich zurzeit auch bedrängen. Dieser Ritter aus England muß aufgesucht und von diesem seltsamen Ereignis in Kenntnis gesetzt werden. Ebenso muß Sorge dafür getragen werden, daß dieses leichtsinnige Mädchen den Weg ins Vaterhaus zurück finde. Denn litte sie durch dieses Mißverständnis an ihrem Rufe, so könnte ich mich von Schuld an solchem Unglimpf nicht frei halten. Indessen weiß ich im geringsten nicht, wie sie wohl wieder aufzufinden sein könnten.«
    »Mit Verlaub,« sagte da Christie, »diese Sorge will ich auf mich nehmen. Wenn Ihr mir auch niemals sonderlich freundlich gesinnt gewesen seid, so darf ich doch nimmer vergessen, daß ich ohne Eure Dazwischenkunft schwerlich noch unter den Lebenden weilte. Und wenn anderseits jemand im stande ist, ihre Spur ausfindig zu machen, so bin ich dieser Jemand. Das behaupte ich vor jedermann im ganzen Grenzgebiet. Zuvor aber habe ich noch etwas mit Euch abzutun von seiten meines Herrn, sofern Ihr mir erlauben wollt, mit Euch das Tal hinunter zu reiten.«
    »Ich dachte, mein Lieber,« erwiderte der Mönch, »Du müßtest Dir allein sagen, daß ich keine rechte Ursache habe, einem Kameraden wie Dir in solch einsamer Gegend mit Vertrauen entgegenzukommen.«
    »Ehrwürdiger Herr,« antwortete der Reiter, »wollt ich solchen Versuch noch einmal riskieren, so ginge es mir selbst doch am schlimmsten dabei. Habe ich Euch denn im übrigen nicht schon oft genug gesagt, daß ich Euch mein Leben zu verdanken habe? Solchen Dienst bleibt aber Christie von Clinthill niemand schuldig, früher oder später kommt so was zum Ausgleich. Zudem hab ichs verschworen, jemals durch das einsame Tal wieder allein zu ziehen, auch nicht mit meinen Reisigen, denn sie sind doch alle Belialskinder wie ich. Was anders ist es, wenn Euer Ehrwürden mit Psalter und Rosenkranz dabei sind, dann könnt Ihr alle bösen Geister in die Lüfte verjagen, während ich mit meinem Speere alle irdischen Widersacher über Stock und Stein jage.«
    Edward trat herein mit der Meldung, daß die Pferde gesattelt seien. Dabei fiel sein Auge auf seine Mutter, und sein Entschluß geriet ins Wanken, als ihm einfiel, daß er nun Abschied nehmen müsse. Der geistliche Herr, seine Verwirrung wahrnehmend, kam ihm zu Hilfe.
    »Liebe Frau,« sagte er, »ich hatte vergessen, Euch davon zu unterrichten, daß Euer

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