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Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
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zitternden Hand nicht gelingen wollte. Aber, nach einer Weile sagte sie im Tone schmerzlicher Ungeduld:
    »Ach! er erholte sich gewiß bald, wenn ihm Luft verschafft werden könnte! Alles gäbe ich drum, wenn ich diese eisernen Platten lösen könnte, die ihm ja allen Atem benehmen!«
    Halbert Glendinning bückte sich, den Helmsturz zu öffnen und den Ringkragen zu lösen und erkannte nun zu seinem namenlosen Erstaunen in dem am Boden liegenden Ritter den Baron Julian von Avenel. Sein bleiches Antlitz ließ deutlich erkennen, daß er den letzten Kampf gekämpft hatte, daß der wilde, ruhelose Geist mitten im Kampfe, den er ja immer geliebt hatte, von ihm gewichen war. ...
    »Er ist tot!« sagte Halbert zu dem jungen Weibe, in welchem er nun ohne Mühe die unglückliche Konkubine des Ritters, Katharina, erkannte.
    »Nein, nein, nein!« rief das Weib, »sprecht nicht so! er ist nicht tot, er ist bloß ohnmächtig. Ich habe selbst schon einmal so da gelegen, und damals hat mich seine Stimme ins Leben zurückgerufen, als er freundlich zu mir sprach: Blick auf, Katharina! mir zu lieb! Und nun rufe ich, Julian! blick auf, Julian, mir zu lieb! ...« und sie betastete den leblosen Leib, »ich weiß ja, Julian, daß Du nicht tot bist! ... nein, nein, Du tust ja bloß so, Du stellst Dich ja bloß so, um Schreck einzujagen, aber Du kannst mir nicht Angst machen, Julian;« und sie versuchte krampfhaft zu lachen ... dann wechselte sie die Stimme und bat: »Sprich! o, sprich! und wärs auch nur, meine Torheit zu verhöhnen! Ach, Julian, alle rauhen Worte, die Du mir gesagt hast, sie würden mir klingen, wie die liebsten und teuersten, die Du an mich richtetest, ehe ich Dir alles, alles gab. ... Ach, hab Mitleid mit mir und geh nicht so von mir!« und dann wandte sie sich zu Halbert: »Ach, so hebt ihn doch auf! hebt ihn auf! um Gottes willen! habt Ihr denn gar kein Mitleid in Eurer Brust? ... Ach, er hat mir versprochen, mich zur Frau zu nehmen, mich zur Gattin zu machen, wenn ich ihm einen Sohn brächte, und nun bring ich ihm einen! einen, der ihm ähnlich sieht, wie aus den Augen geschnitten! Ach, wie soll er sein Wort halten können, wenn Ihr ihn nicht wieder zu sich bringen wollt! Ach, Christie von Clinthill, Rowley, Hutcheon, Ihr habt an seinen Festen teilgenommen, habt mit ihm geschmaust und gezecht, aber in der Schlacht, da habt Ihr ihn verlassen, da seid Ihr von ihm gewichen, Ihr falschen Schurken! da habt Ihr nicht gesorgt, daß ihn kein Stahl treffe!«
    »Ich nicht, beim Himmel! ich nicht!« lallte ein im Sterben liegender Krieger unfern von ihm, der sich auf den Ellbogen zu stützen suchte, und in welchem Halbert die ihm wohlbekannten Züge des Knappen Julians erkannte, »ich bin keinen Fußbreit von ihm gewichen, aber der Mann kann nicht länger fechten, als er Atem hat, und mir geht der Atem schon aus. So, mein junger Freund?« sagte er, mit einem Blick auf Glendinning, als er dessen Rüstung erblickte, »hast Du wirklich noch den Helm genommen? Na, es lebt sich besser darunter als es sich stirbt! ... Na, ich hätts lieber gesehen, der Zufall hätte Deinen Bruder hergeführt, an Stelle von ... hm, in dem steckt noch was Gutes ... aber Du ... Du bist von so wildem Sinne ... und wirst bald ganz ebenso gottvergessen sein wie ich ... ganz ebenso gottver...«
    »Da sei Gott vor!« rief Halbert.
    »Amen, von Herzen Amen!« lallte der Verwundete, »dort wohin ich komme, wird es Gesellschaft geben auch ohne Dich genug. Aber, Gott sei gelobt! an dieser Schändlichkeit trifft mich keine Schuld!« sagte er, mit einem Blick auf die arme Katharina, und mit einem Gemurmel zwischen den Lippen, das sich halb wie ein Gebet, halb wie ein Fluch anhörte, wandte er sich ... und dann entfloh ihm die Seele. ...
    Einen Augenblick lang vergaß Glendinning seine Lage und seine Pflicht, denn der Vorgang war von zu erschütternder Wirkung gewesen ... dann aber wurde er durch Pferdegestampf und durch den Schlachtruf: »Sankt Georg für England!« wieder in die Gegenwart zurückgerufen. ... Seine paar Leute, denn die meisten waren in Erwartung von Murrays Ankunft zurückgeblieben, hielten sich mit gelüfteten Lanzen im Sattel, des Befehls gewärtig, ob sie kämpfen oder sich ergeben sollten.
    »Da steht unser Hauptmann,« sagte einer von Halberts Leuten, als ein an Zahl weit überlegner Trupp Engländer, der Vortrab von Fosters Zuge, heranrückte.
    »Euer Hauptmann?« wiederholte höhnisch der englische Führer, »oho! mit dem Schwert in der

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