Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Kloster (German Edition)

Das Kloster (German Edition)

Titel: Das Kloster (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Scott
Vom Netzwerk:
sei unterwegs mit einer großen Streitmacht und würde jeden ohne Gnade und Barmherzigkeit über die Klinge springen lassen, der den ersten Streich führen sollte. Davidson,« wandte er sich an den Ritter, der ihm die Meldung gebracht hatte, »Ihr bleibt als Führer bei mir. Du aber, Glendinning, tummle Dich und sage Foster, ich ließe ihm raten, wenn ihm sein Dienst bei der Königin Elisabeth lieb sei, mir nicht in den Kram zu pfuschen. Dem Abte dagegen tue kund und zu wissen, daß ich ihm den roten Hahn auf sein Klosterdach setzen lasse, wenn er sichs einfallen lassen sollte, loszuschlagen, ehe ich an Ort und Stelle wäre. Dem Hund Avenel aber bestelle, er hätte nun schon so, viel auf dem Kerbholz bei mir, daß ich ihn um einen Kopf kürzer machen ließe, wenn er sich etwa erfrechen sollte, noch für weitere Kreidestriche Sorge zu tragen. Und nun los! Schone weder Sporen noch die Weichen Deines Pferdes!«
    »Zu Befehl, Mylord!« rief Glendinning und sprengte von dannen.
    Noch hatte er mit seinem kleinen Kommando nicht die Hälfte des Weges zurückgelegt, als ihm ein paar Leute entgegenkamen, die einen dritten schleppten, der schwer verwundet sein mußte, Halbert erkannte Klostervasallen in ihnen und rief sie an. Aber im selben Augenblick glitt der Verletzte zur Erde, und die andern beiden stiegen ab, um dem Sterbenden die letzte Tröstung zu spenden, und so konnte Halbert nichts von ihnen vernehmen. Er sprengte weiter, und mit um so größerer Hast, als er jetzt immer mehr Leute erblickte, die das Sankt Andreas-Kreuz auf Sturmhaube und Harnisch trugen, und allem Anschein nach, wie die drei ersten, denen er begegnet war, das Schlachtfeld geräumt hatten. Aber auch von ihnen konnte Halbert keine Kunde erlangen. Die meisten ritten dem heranziehenden Reiterhaufen aus dem Wege oder hielten sich rechts oder links in solchem Abstande, daß es nicht möglich war, sich mit ihnen zu verständigen. Aber Halbert zweifelte nun nicht länger mehr, daß die Klösterlichen in die Flucht geschlagen worden seien, und unsäglich besorgt um das Schicksal seines Bruders, der dort sicher an dem Treffen teilgenommen hatte, trieb er sein Roß zu solcher Eile an, daß kaum ein halbes Dutzend seiner Leute mit ihm Schritt halten konnte. Endlich hatte er einen Hügel erklommen, an dessen Fuße die Ebene sich erstreckte, in welcher das Treffen sich abgespielt hatte.
    Es war ein düstres Bild, das sich vor seinen Augen hier entfaltete. Es war hart gekämpft worden, wie ja immer in diesen Grenzgefechten, bei denen tief eingewurzelter Haß die Waffen schärfte. In der Hütte des Blachfeldes lagen die Leiber von Soldaten, die im Handgemenge niedergemacht worden waren. Neben ihnen lagen Verwundete im Gebete oder bettelten um Wasser. Unsicher, in welcher Richtung er seinen Ritt fortsetzen solle, von Angst erfüllt, daß er den Bruder unter den Toten finden werde, anderseits unter der Annahme, daß er bei weiterer Annäherung sein Leben wie das seiner Mannschaft in die schlimmste Gefahr durch die siegreichen Engländer setzen müsse, beschloß er zu warten, bis Graf Murray mit seinen Streitkräften heran sein werde, und nahm auf einem günstigen Platze Posten, den die Schotten beim Anfange des Treffens innegehabt und, wie der Augenschein lehrte, hartnäckig verteidigt hatten.
    Kurze Zeit nachher drang auf einmal an sein Ohr leises Wimmern, offenbar von einem Weibe herrührend. Außer stande, sich zu erklären, wie auf einem Kampfplatze, wo doch nur Männer gefochten haben konnten, ein Weib zugegen sein sollte, blickte er sich besorgt um und bemerkte endlich neben einem Ritter in glänzender Rüstung, dessen Helm trotz allem Schmutz, der auf ihm haftete, doch den hohen Rang deutlich erkennen ließ, der ihm gehörte, die Gestalt einer Frau, die, in einen Reitermantel gehüllt, ein Kind an ihrem Busen hielt.
    Da warf er einen raschen Blick auf die Truppen der Engländer, die aber nicht im Vorrücken waren, sondern augenscheinlich alle Mühe hatten, sich wie er zu sammeln; wenigstens ließ sich das aus den Signalen ihrer Trompeten deutlich erkennen. Auf diese Weise gewann Halbert Zeit, sich um die Unglückliche zu kümmern, die neben dem Ritter lag. Er fragte sie, nachdem er sein Pferd einem Lanzenknecht gegeben, in freundlichem Tone, ob er ihr in ihrer Not beistehen könne. Er bekam nicht sogleich Antwort, denn das Weib war bemüht, dem Ritter, neben dem sie lag, die Springfedern von Helmsturz und Ringkragen zu öffnen, was aber ihrer ungeübten und

Weitere Kostenlose Bücher