Das Kloster (German Edition)
so,« erwiderte Murray mit Lachen, »begraben wir also die Geschichte, wie der Prophet den Leichnam im Sande begrub. Hinfort will ich sorgen für unsern Jüngling. Glendinning, denn dies ist hinfort hier Dein Name, bleib bei uns! Du trittst als Squire in unsre Dienste. Unser Stallmeister wird für Deine Ausrüstung sorgen.«
Graf Murray bekam während des Kriegszugs, auf dem er sich befand, wiederholt Veranlassung, den Mut und die Geistesgegenwart des jungen Glendinning zu prüfen, und Glendinning stieg bald so schnell in seinem Ansehen, daß alle, die den Grafen kannten, die Meinung gewannen, das Glück des jungen Menschen sei gemacht. Und was ihn noch mehr in dieser Gunst befestigen sollte, das war seine Bereitwilligkeit, die katholische Religion abzuschwören, zu der er sich nie sonderlich hingezogen gefühlt hatte, und sich zu dem neuen Glauben zu bekennen, der jetzt die Gemüter Schottlands erfüllte. Hierdurch trat er seinem Herrn um vieles noch näher, und bald durfte er ihm nicht mehr von der Seite weichen während der ganzen Zeit, die er im westlichen Schottland zubrachte, und das erstreckte sich auf Wochen und Monate, denn der unbeugsame Sinn seiner Widersacher machte ihm das Leben außerordentlich schwer.
Siebzehntes Kapitel.
Man war schon weit im Herbste vorgerückt, als eines Morgens der Earl von Morton, dessen Bekanntschaft der Leser im vorigen Kapitel zusammen mit derjenigen des Grafen Murray gemacht hat, unvermutet in das Vorzimmer des letztern trat, in welchem grade Halbert Glendinning die Wache hielt.
»Ruft Euren Herrn, Halbert,« sagte der Earl, »es sind Neuigkeiten da von Teviotdale, auch für Euch welche, Glendinning!«
Der Graf erschien, begrüßte den Earl und fragte hastig, was er zu erzählen hätte.
»Es ist ein verläßlicher Mann aus dem Süden bei mir gewesen, « antwortete Morton, »er ist im Liebfrauenkloster gewesen. Der Aegypter unsers getreuen Glendinning, der schottische Moses, ist wieder zum Leben erwacht und wächst und gedeiht herrlicher denn je im Gosen von Teviotdale, zu Kennaqhueir im Kloster.«
»Was meint Ihr mit solcher Rede?« fragte Graf Murray.
»Nichts weiter, als daß Euer neuer Squire Euch einen Bären aufgebunden hat. Piercie Shafton ist frisch und gesund und liegt in den Fesseln eines holden Müllerskindes, das mit ihm in schmucker Verkleidung das Land durchstreift hat.«
»Glendinning,« wandte Murray sich an den Jüngling, während seine Stirn sich in finstre Falten legte, »Du wirst Dich doch nicht unterstanden haben, Dich durch eine Unwahrheit in mein Vertrauen einzudrängend?«
»Mylord,« erwiderte Halbert, »ich bin der Lüge unfähig, und sollte es mich das Leben kosten. Ich habe dem Manne, wie ich Euch erzählte, dieses Schwert meines Vaters durch den Leib gestoßen, daß ihm die Spitze zum Rücken herausdrang und der Griff ihm in der Brust saß. Und ebenso tief will ich es demjenigen in den Leih rennen, der sich erfrechen sollte, mich einer Falschheit oder gar einer Lüge zu zeihen.«
»Wie, Bursche,« rief Morton, »Du wolltest Dich erfrechen, einem Edelmanne Trotz zu bieten?«
»Halbert, still!« kam ihm Murray zuvor, »und Ihr, Mylord von Morton, seht ihm die heftigen Worte nach! Ich sehe ihm die Wahrheit auf der Stirn geschrieben.«
»Ich wünschte, was drin im Buche steht, möchte mit der äußern Aufschrift im Einklange stehen. Nehmt Euch in acht, Mylord, durch Euer allzu großes Vertrauen werdet Ihr Euch noch mal selbst ums Leben bringen.«
»Und Ihr durch Euern Argwohn um Eure Freunde!« erwiderte Murray.... »Doch genug davon! laßt mich hören, was Ihr zu melden habt.«
»Sir John Foster,« berichtete Morton, »steht im Begriff, Truppen nach Schottland zu senden, mit dem Befehle, das Liebfrauenkloster zu verwüsten.«
»Ohne auf meine Einwilligung und Anwesenheit zu warten?« rief Murray. »Wie? will er in das Land unserer Königin als Feind einfallen?« »Ja, auf ausdrücklichen Befehl der Königin Elisabeth, und die läßt bekanntlich nicht mit sich spaßen!« versetzte Morton; »von seinem Einmarsch ist schon mehrmals während unsers Hierseins die Rede gewesen, er ist aber immer wieder aufgegeben worden und hat jetzt in Kennaqhueir keinen geringen Schrecken verursacht. Der alte Abt ist zurückgetreten, und wen, meint Ihr wohl, haben sie an seiner Statt zum Abt erhoben?«
»Natürlich keinen,« erwiderte Graf Murray. »Bevor man dort nicht meinen Willen und den Willen der Königin kennt, wird man sich solcher Wahl nicht
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