Das Kloster (German Edition)
erzählen, wie es ihnen in der Zeit, da sie sich nicht gesehen hatten, ergangen war.
Inzwischen hatte sich der Abt mit den beiden Grafen über die zukünftige Lage seines Klosters unterhalten und war durch kluge Nachgiebigkeit einer-, durch unbedingte Zähigkeit anderseits zu Abmachungen gelangt, die den bisherigen Fortbestand der uralten Gottesstätte einigermaßen sicherten. Dann legte der Abt ein gutes Wort für Piercie Shafton ein.
»Freilich, wohl ist er ein Geck, Mylords,« sprach er »aber er ist doch ein edelsinniger Geck, und Ihr mögt ihm heute wohl weher getan haben, als wenn ein Dolchstoß sein Herz getroffen hätte.«
»Oder eine Nadel,« erwiderte lachend Morton, »ich habe wahrhaftig immer selbst gemeint, dieser Schneidersenkel sei zum wenigsten einem fürstlichen Schoße entsprungen.«
»Indes muß ich dem Abte beistimmen,« bemerkte Murray, »es möcht uns kaum zur Ehre sein, wollten wir ihn an Elisabeth ausliefern. Aber an einen Ort müssen wir ihn schaffen, wo er weder ihr noch uns ferner zum Nachteil sein kann. Unser Herold mag ihn mit Stalwarth Bolton nach Dunbar bringen. Von dort soll er hinüber nach Flandern. Doch still! da kommt er ja eben mit seiner Donna am Arm.«
»Lords und andre,« sprach der Schönschwätzer mit unsagbarer Feierlichkeit. »Bitte, Platz für die Gemahlin Piercie Shaftons! dies Geheimnis, daß mir die Dame hier angetraut worden, sollte nicht eher über meine Lippen kommen, als bis mir das Schicksal die Umstände, es zu offenbaren, günstiger in meinem Leben geordnet hatte. Aber nun muß ich es schon heute ...«
»Aber das ist ja die Mysie Happer, die Tochter vom Klostermüller,« rief die Tibb Tacket, die sich ebenfalls mit unter der Menge befand, die sich der Prozession angeschlossen hatte, »so wahr ich lebe! Also so tief ist der Stolz Piercie Shaftons gesunken?«
»Ganz recht, es ist die liebenswerte Mysinda,« bestätigte der Ritter, »deren Verdiensten um ihren Herrn und Gemahl ein weit höherer Rang noch zukäme, als ich ihn ihr zu bieten im stande bin.«
»Und doch hätten wir,« meinte Graf Murray, »wohl nie in unserm Leben etwas davon vernommen, daß aus der Müllerstochter eine Lady geworden sei, hätte Stalwarth Bolton nicht die Schneidersherkunft bewiesen.«
»Mylord,« nahm hierauf der Gekränkte wieder das Wort, »sich an einem Manne zu reiben, der nichts zu erwidern vermag, sich in solch spöttischer Weise zu reiben, ist kein sonderliches Zeichen von Mut, und Ihr werdet, wie ich hoffe, wohl nicht außer Betracht lassen, was Ihr nach dem Kriegsgesetz einem Gefangenen schuldig seid, demgemäß also des häßlichen Gegenstands nicht weiter erwähnen. Sobald ich erst wieder Herr meiner selbst bin, werde ich um Mittel und Wege, mich davor zu bewahren, nicht eben verlegen sein.«
»Wenigstens doch in der Phantasie,« bemerkte Morton.
»Doch nun gut, Douglas,« sagte Murray, »sonst steht zu fürchten, daß Ihr ihn noch toll macht! Zudem haben wir Wichtigeres zu erledigen. Glendinning soll mit Mary Avenel durch Warden getraut werden. Dann soll er ungesäumt den Besitz der Herrschaft Avenel antreten. Ich bringe dies am besten ins reine, bevor wir aus der Gegend rücken.«
»Und ich meinerseits,« nahm hier der Klostermüller das Wort, »habe auch noch solche Metze Korn zu vermahlen, denn ich hoffe, es wird sich wohl von unsern frommen Vätern einer der Mühe unterziehen, eine Mutter mit ihrem zugestutzten Herrn Bräutigam zu kopulieren.«
»Das ist nicht mehr von nöten,« erwiderte Sir Piercie Shafton, »denn diese Zeremonie ist bereits in aller Form vollzogen worden.«
»Aber es wär doch ganz gut, die Sache geschähe noch einmal,« erwiderte der Müller, »denn es ist immer besser, man sieht alles mit eignen Augen. Das ist meine Rede auch immer, wenn ich den Mahlgroschen zweimal vom gleichen Sacke nehme. Und dann bleiben wir ja doch beim eignen Gewerbe, denn Euer Großvater hat doch gewiß immer gesagt: Doppelt genäht hält!«
»Schafft ihm den Mann vom Halse, der mechanisch das Korn verarbeitet, daß es Brot werden kann,« sagte der Graf unter Lachen, »sonst quält er ihn noch zu Tode! Mylord, der Lord-Abt lädt uns ins Kloster ein. Ich denke, wir leisten seiner Freundlichkeit Folge, und Sir Piercie wird sich, denke ich, hiervon nicht ausschließen. Ich muß das Fräulein von Avenel kennen lernen, denn morgen habe ich Vaterstelle bei ihr zu vertreten. Ganz Schottland soll sehen, wie Graf Murray einen getreuen Diener belohnt.«
Mary Avenel und
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